Die Karlsruher Drogeriekette übernimmt 1000 Beschäftigte des früheren Konkurrenten. Auch dank der Insolvenz des Drogerieimperiums von Anton Schlecker kann DM weiter wachsen.

Karlsruhe - Manchmal wächst ein Unternehmen schneller als geplant. Ein Beispiel für „überraschend auftretende Expansionsgelegenheiten“ erläuterte Geschäftsführer Erich Harsch am Dienstag in Karlsruhe bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen von DM: Wenn in fünf benachbarten Dörfern je eine Schlecker-Filiale schließen musste, so der Chef von Deutschlands umsatzstärkster Drogeriemarktkette, hat es vielleicht Sinn gemacht, einen DM-Markt an zentraler Stelle zu eröffnen. Nach diesem Prinzip seien im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2012/13 (Stichtag 30. September) insgesamt rund 30 Filialen mehr entstanden, als ursprünglich vorgesehen.

 

Das deutsche Filialnetz ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 111 auf 1417 Märkte angewachsen. Ein Ende der Expansion sei nicht in Sicht: „Wir haben immer noch für etliche hundert DM-Märkte Platz“, sagte Harsch. Die Läden erwirtschafteten im Zeitraum Oktober 2012 bis März 2013 einen Umsatz von 2,87 Milliarden Euro. Allein fünf Prozentpunkte dieses 16,2 prozentigen Wachstums führte der DM-Chef auf das Verschwinden des Ehinger Drogerieimperiums zurück.

24 frühere Ihr Platz-Filialen sind heute DM-Märkte

Die Schlecker-Insolvenz habe den gesamten Drogerie- und Lebensmittelhandel beeinflusst: Was von den kurzfristigen Veränderungen einen nachhaltigen Trend ausgelöst haben könnte, ließe sich aber frühestens ein Jahr nach dem endgültigen Aus von Schlecker, also in der zweiten Jahreshälfte 2013, sagen. Mit ein paar Zahlen konnte der DM-Chef dennoch aufwarten: So sind 24 Filialen der früheren Schlecker-Tochter Ihr Platz zu DM-Märkten geworden. „Diese Läden entwickeln sich erwartungsgemäß, wir sind zufrieden“, sagte Harsch. Eine exakte Zahl der früheren Beschäftigten von Schlecker und Ihr Platz, die heute bei DM tätig sind, konnte er nicht nennen, weil darüber nicht Buch geführt würde. Allerdings seien es wohl etwas mehr als 1000. Dem Vorwurf, die ehemaligen Schlecker-Mitarbeiterinnen seien beim neuen Arbeitgeber schlechter gestellt, widersprach Harsch vehement: „Die Gehälter liegen mindestens auf Schlecker-Niveau, in den meisten Fällen sogar darüber.“

Gelassen verfolgt der österreichische Manager die Expansionspläne seines Landsmannes Rudolf Haberleitner, der voraussichtlich im Mai mit seinen Dayli-Märkten auf den deutschen Markt drängt. Haberleitner mietet sich zu diesem Zweck gerade in frühere Schlecker-Filialen ein. In seinen Läden sollen neben Drogeriewaren auch Lebensmittel, Kleidung und Dienstleistungen angeboten werden. Harsch erinnerte jedoch daran, dass DM einst selbst alle Standorte des insolventen Konkurrenten geprüft habe: „In 99,9 Prozent der Fälle war aufgrund der zu geringen Größe nichts zu machen.“ Die Kunden seien es gewohnt, in großzügigen Geschäften einzukaufen.

DM-Chef Harsch ist gegen die Ladenöffnung am Sonntag

Haberleitners Nahversorgungskonzept sei umso schwerer nachzuvollziehen, als dass die Dayli-Märkte auf wenig Raum ein größeres Sortiment anbieten sollen: „Aufblasbare Regale sind meines Wissens noch nicht erfunden“, sagt Harsch schmunzelnd. Auch die umstrittenen Öffnungszeiten – die ersten neu konzipierten Dayli-Märkte in Österreich sind auch sonntags geöffnet – hält der DM-Geschäftsführer für unnötig: „Wir sollten unseren Mitarbeitern und ihren Familien ihren freien Tag gönnen.“

Im Ausland wuchsen die Erlöse von DM im ersten Halbjahr 2012/13 um 5,4 Prozent auf 908 Millionen Euro (Vorjahr: 862 Millionen Euro). Zum Gewinn macht der Konzern traditionell keine Angaben. Die Zahl der Filialen stieg innerhalb eines Jahres um 178 auf 2802 Märkte. In Deutschland ist DM mit gut der Hälfte dieser Filialen in der Fläche für seine 15 Millionen Kunden vertreten. Für das laufende Geschäftsjahr hält der Branchenprimus ein von Experten geschätztes Plus von knapp acht Prozent für durchaus möglich – „wir planen allerdings zurückhaltender“, sagte Harsch.