Bosch-Chef Volkmar Denner nennt mögliche Fahrverbote einen Kurzschluss. Deutschlands CO2-Ziele wären dann womöglich nicht mehr zu erreichen.

Stuttgart - Der Autozulieferer Bosch verteidigt den Diesel vehement gegen Kritiker, die Fahrverbote für den Selbstzünder fordern. Für Bosch-Chef Volkmar Denner wäre ein Fahrverbot ein Kurzschluss, „der ökologische wie ökonomische Tatsachen verdrängt – schädlich für Arbeitsplätze und Handel, schädlich aber auch für den Klimaschutz“. Alleine bei Bosch hängen 50 000 Jobs am Diesel. Denner wandte sich auf der Bilanzpressekonferenz des Konzerns in Renningen nicht gegen schärfere Normen; er verlangte aber einen Ansatz, der Lösungen wie den Diesel neutral bewerte.

 

In der Diskussion ist, von Beginn nächsten Jahres an auf Feinstaubalarm mit einem Fahrverbot für Dieselautos zu reagieren, die nicht die Euro 6-Norm erfüllen. Denner beklagte eine einseitig geführte Debatte, die zum Beispiel ignoriere, „dass der Dieselmotor seit Einführung des Partikelfilters so gut wie keinen Feinstaub mehr ausstößt“. Meist werde übersehen, dass der meiste Feinstaub im Verkehr vom Abrieb der Bremsen sowie der Reifen und nicht aus dem Auspuff stamme.

Häufig fehlt der Platz für den SCR-Katalysator

Rolf Bulander, bei Bosch zuständig für das Automobilgeschäft, sagte, das Klimaziel in Deutschland, bis 2030 die CO2-Emissionen um 40 Prozent zu senken, sei ohne den Diesel nicht zu erreichen. Denner sagte, dass es beim Diesel Fortschritte bei der Minderung der Stickoxidemissionen gebe. Aber „natürlich müssen die Grenzwerte zukünftig im Sinne der neuen Gesetzgebung auch auf der Straße eingehalten werden“. Im September werden Grenzwerte für neue Fahrzeugtypen eingeführt, die nicht nur auf dem Prüfstand erreicht werden müssen, sondern im Alltag (Real Driving Emissions, RDE). Dies sei mit der heutigen Technik darstellbar, sagte Denner. Voraussetzung hierfür ist der Einsatz eines SCR-Katalysators, der Stickoxid unschädlich macht und in Stickstoff und Wasser umwandelt.

Die Autobauer diskutieren, ob auch Euro-5-Motoren so aufgerüstet werden können, dass sie die Euro-6-Norm erfüllen. Insbesondere VW hatte signalisiert, dass eine solche Lösung möglich sein könnte. Bulander sagte, er halte eine Optimierung für möglich, glaube aber nicht, dass solche Motoren „RDE-fähig“ gemacht werden könnten. Probleme sieht er vor allem beim Einbau der Abgasnachbehandlung, für die häufig kein Platz zur Verfügung stehe.

Rasanter Start ins neue Jahr

Bosch hat im vorigen Jahr einen Umsatz von 73,1 Milliarden Euro verbucht und nach Steuern 2,4 Milliarden Euro verdient. In den ersten drei Monaten 2017 sind die Erlöse um zwölf Prozent gestiegen.

Aus Sicht des Verwaltungsrechtlers Christofer Lenz ist das geplante Fahrverbot rechtswidrig. „Nach dem derzeitigen bundesrechtlichen Rahmen können örtliche Behörden in Umweltzonen keine Fahrverbote für Dieselfahrzeuge mit grüner Plakette verhängen“, sagt Lenz.