Nach dem Beinahe-Unfall mit einer Kameradrohne beim Weltcup-Slalom in Italien wacht die Politik endlich auf. Reichlich spät. Ein Kommentar von Eva Wolfangel.

Stuttgart - Nachdem der Österreicher Marcel Hirscher beim Weltcup-Slalom in Italien beinahe von einer Kameradrohne getroffen worden wäre, ist der Aufschrei groß. Auf einmal nehmen sich auch deutsche Politiker einem Thema an, das sie bislang weitgehend ignoriert haben. Dabei weisen nicht nur zahlreiche Unfälle mit Menschen in der Vergangenheit, sondern auch die Prognosen der Forscher darauf hin, dass zivile Drohnen ein Feld sind, das reguliert werden muss: die Branche erwartet in zehn Jahren ein Marktvolumen von drei Milliarden Euro.

 

Drohnen werden in diesem Jahr eines der beliebtesten Weihnachtsgeschenke sein – und die deutsche Politik und Gesetzgebung ist nicht vorbereitet auf diese neue Technologie. Die Rechtslage ist in Deutschland ähnlich wie in den meisten EU-Ländern weitgehend unklar. Hobbypiloten dürfen grob gesagt beinahe alles. Auch die Drohne in Italien war legal unterwegs. Momentan wird darüber gestritten, ob sie einen vereinbarten Flugkorridor eingehalten hat. Bei Großveranstaltungen sprechen die Piloten ihre Pläne aus eigenem Interesse ab: schließlich soll die Drohne nicht als Sicherheitsrisiko eingestuft und womöglich abgeschossen werden. Im Alltag hingegen bestimmt der Pilot momentan weitgehend selbst, wo er fliegt.

Es geht längst nicht mehr nur um Spionage

Verkehrsminister Alexander Dobrindt kündigte nun an, dass Drohnenflüge über bestimmten Einrichtungen wie Fernstraßen, Eisenbahnlinien, Wohngebieten oder Unglücksorten verboten werden sollen, ebenso wie Flüge außerhalb der Sichtweite des Piloten. Aber es fehlt jede Idee, wie das überprüft werden beziehungsweise wie Drohnen ihrem Piloten zugeordnet werden sollen, wenn sie illegal unterwegs sind. In den USA müssen Hobby-Drohnen seit dem 21. Dezember registriert werden. Und auch im kommerziellen Bereich ist die Drohung von Amazon bezeichnend, seine Entwicklungsabteilung nach Europa zu verlagern, wenn die US-Behörden die Regulierung nicht lockern: aktuell betreibt der Konzern Versuche für seine Paketzustellung per Drohne unter anderem in Großbritannien.

Es geht längst nicht mehr nur um Spionage über Atomkraftwerken oder Probleme mit der Privatsphäre, wenn eine Kameradrohne über Nachbars Balkon fliegt. Die schiere Masse privater Drohnen wird ganz andere alltägliche Probleme wie Unfälle mit sich bringen. Es wird Zeit, dass die Politik diese Technologie ernst nimmt.