Der Absturz der Kameradrohne bei einem Ski-Rennen zieht eine neuartige Diskussion über die Sicherheit dieser Flugobjekte nach sich.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Skirennfahrer haben gelernt mit der Gefahr zu leben. Das Risiko steigt, je schneller und spektakulärer die Strecken werden. Doch dass ein Sportler fast von einer herabstürzenden Drohne erschlagen wird – mit diesem Szenario hatte niemand gerechnet. Entsprechend sprach- und hilflos waren denn auch die ersten Reaktionen der Verantwortlichen nach dem Zwischenfall in Madonna di Campiglio.

 

Marcel Hirscher, der in seinem zweiten Lauf nur knapp von der außer Kontrolle geratenen Kameradrohne verfehlt worden war, sprach von einer „absoluten Frechheit“. Der Weltverband FIS kündigte eine umfassende Aufklärung an. Renndirektor Markus Waldner ließ seinem Zorn freien Lauf. „Es war ausgemacht, dass der Pilot nicht über die Strecke fliegt, sondern nur über den Korridor“, sagte er. „Doch im zweiten Lauf ist der dann immer weiter reingeflogen.“ Waldner zog auch erste Konsequenzen. „Solange ich die Verantwortung trage, werden Drohnen bei Rennen verboten.“ Im Gegensatz zu Österreich oder Deutschland ist es in Italien erlaubt, bei Ski-Rennen Drohnen einzusetzen. Der TV-Rechteinhaber Infront verschanzte sich hinter einem knappen Statement auf seiner Internetseite. In dürren Zeilen entschuldigte sich das Unternehmen bei Hirscher und der FIS für den „unglücklichen Zwischenfall“ und kündigte detaillierte technische Analysen an.

Die Verunsicherung scheint also groß, doch stecken die Verantwortlichen in einem Dilemma: Einerseits will der Sport beworben und jüngeren Fans schmackhaft gemacht werden, spektakuläre Luft-Bilder oder auch neue Wettkämpfe wie Parallel-Riesenslalom oder das risikoreiche Ski-Cross gehören dazu. Andererseits zählt der Sicherheitsaspekt. Doch jeder weiß: im Zweifel wird die Show weiter gehen. Hirscher nahm den Zwischenfall am Ende sogar mit Humor. „Dichter Flugverkehr in Italien!“, schrieb er bei Facebook neben dem Bild des Beinahe-Crashs.