Drohneneinsatz in den Eltinger Steillagen Der moderne Wengerter

Christian Bock überprüft vor dem Start seine Drohne. Foto: Simon Granville

Beim 25. Eltinger Weinfest zeigt der Wengerter Christian Bock, wie mit Hilfe von Drohnen die Reben in den Steillagen gesprüht werden.

Mit einem leisen Surren der vier mit Hochleistungsbatterien betriebenen Rotoren hebt sich die Drohne von ihrem Startplatz auf der Wiese oberhalb von Christian Bocks Weinberg ab. Noch steuert er sie mit der Fernbedienung, doch als er diese aus der Hand legt, fliegt die Drohne selbstständig, wie von Geisterhand getragen, in rund vier Metern Höhe über den Weinberg hinweg und verteilt dabei das Pflanzenschutzmittel. Zumindest normalerweise. Heute, zur Vorführung auf dem Wengerterfest, hat sie nur Wasser geladen. Auf einem per GPS im Vorfeld festgelegten Kurs versprüht sie den Inhalt des zehn Liter fassenden Kanisters, bis sie nach wenigen Minuten wieder in ihre Parkposition zurückkehrt. Mit dem Inhalt kann der Winzer sechs Ar Fläche besprühen, für seine gut 60 Ar muss er also den Kanister zehn Mal neu befüllen. Hört sich viel an, aber für Christian Bock ist die Arbeit mit der Drohne eine deutliche Erleichterung. „Was ich früher mit der Rückenspritze im Steilhang mühselig in rund sechs Stunden versprüht habe, geht jetzt automatisch in deutlich weniger Zeit. Seit 2017 sind Drohnen EU-weit in Steilhanglagen erlaubt, auf der Fläche noch nicht, anders als in China, Australien oder den USA, berichtet Christian Bock.

 

10 Liter kann die Drohne per Flug versprühen. Foto: Simon Granville

Zur Vorführung der Drohne rücken die Gäste und Ehrengäste unter den Schirmen angesichts des feuchten Wetters ganz eng zusammen, so wie es zu früheren Vor-Coronazeiten in den Besenwirtschaften üblich war. Die Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium, Sabine Kurtz, ist nochmals in der Feinau, sie möchte ganz privat einen Blick auf die Drohne werfen. Sie hatte bereits am Vortag das 25. Wengerterfest gemeinsam mit Oberbürgermeister Martin Georg Cohn und der Württemberger Weinprinzessin Jule Mayr offiziell eröffnet. Dabei hob die Staatssekretärin hervor, dass es bei dem Fest nicht um reine Weinseligkeit gehe, sondern die Bewirtschaftung der heimischen Weinberge durch die zahlreichen Nebenerwerbs-Wengerter ganz wesentlich zur Landschaftspflege beitrage. Auch dabei sind der frisch im Amt bestätigte Landrat Roland Bernhard, für den das Wengerterfest „das Highlight des Jahres“ ist und der einmal mehr den „herrlichen Ausblick“ lobt. Außerdem vor Ort Baubürgermeister Klaus Brenner, der Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt und der ehemalige Oberbürgermeister und Ehrenwengerter Bernhard Schuler, der einst anlässlich der 750-Jahr-Feier Leonbergs gemeinsam mit dem damaligen Kulturamtsmitarbeiter Rainer Weller das Wengerterfest ins Leben gerufen hat.

Die Weinprinzessin ist begeistert

Und wie schön es hier ist, überrascht sogar die Weinprinzessin, die mit einem spontanen „das ist ja voll schön hier oben“, die Feinau lobt. So ein schnuckeliges Fest wie hier habe sie noch nie gesehen. Jule Mayr aus Sachsenheim, selbst Winzerin und Weinbautechnikerin, muss es wissen, denn sie kommt herum in der Region, zwei bis drei Termine hat sie jede Woche in der Hochsaison von Mai bis Juli. Sie wünscht dem Wengerterfest weitere 25 Jahre, „das Kulturgut Weinbau müssen wir pflegen und auf es aufpassen“, sagt sie. Eine Steilvorlage für Martin Esslinger als Schirmherr im Namen des Obst-, Garten- und Weinbauvereins Eltingen-Leonberg, der gleich den Termin fürs nächste Jahr nennt, wenn das Wengerterfest vom 1. bis 4. August 2025 stattfinden wird.

Festorganisator Albert Kaspari lobt die logistische Meisterleistung der Wengerter. „Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr, dann sicher wieder mit einer größeren Zahl teilnehmender Wengerter.“ Krankheitsbedingt sind es diesmal nur drei Stände, da einer der Wengerter kurzfristig seine Teilnahme absagen musste. Aber Fritz und Uschi Röckle, Hansi, Marc, Monique Schmidt sowie Dorit und Christian Bock haben mehr Tische aufgestellt und auch das Speisenangebot ausgebaut, beispielsweise neu dabei sind die Falafel bei Röckles oder wie schon im Vorjahr der brasilianische Garneleneintopf bei Schmidts.

Am Montag darf nochmal gefeiert werden

„Am Freitag zum Auftakt des Festes war es richtig voll in der Feinau, wir hatten ein feierwütiges Publikum“, berichtet Christian Bock. Der Samstag stand im Zeichen von Regen und so war der Zustrom in die Obere Feinau verhalten. Das änderte sich am sonnigeren Sonntag und auch für den Montag sieht die Wettervorhersage sehr gut aus, ab 16 Uhr kann in der Oberen Feinau nochmals geschlemmt und geschlotzt werden.

Eine Anfahrt mit dem Auto in die Feinau ist nicht möglich, da es keine Parkmöglichkeiten gibt. Zu Fuß oder mit dem Rad ist das Fest gut zu erreichen. Ab der Ecke Bruckenbach-/Mollenbachstraße in Eltingen der Ausschilderung „Wengerterfest“ folgen oder den kostenpflichtige Pendelverkehr in gekennzeichneten Taxis ab Bruckenbachstraße nutzen. Ist der Wagen voll, kostet eine Fahrt pro Person 2,50 Euro.

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