Der iranische Außenminister Dschawad Sarif will sein Land aus der außenpolitischen Isolation herausführen. Bei den Verhandlungen über das Abkommen des iranischen Atomprogramms in Genf ist ihm dabei ein erster Erfolg gelungen.

Genf – „Wir haben eine Vereinbarung erreicht“, twitterte Mohammed Dschawad Sarif am frühen Morgen aus Genf und sprach von einem „wichtigen Erfolg“. Zwei Nächte hintereinander hatte sich Irans Chefdiplomat um die Ohren geschlagen, bis er schließlich das historische Ergebnis verkünden konnte. Zum ersten Mal schließt die Islamische Republik mit den fünf Vetomächten des UN-Sicherheitsrates plus Deutschland ein Abkommen über sein Atomprogramm – für Sarif der bislang größte Erfolg seiner diplomatischen Karriere. Im persönlichen Umgang gilt er als gewinnend und gewandt, auch von der zwischenzeitlichen Krise nach der erfolglosen ersten Atomrunde in Genf Anfang November ließ sich der 53-Jährige nicht beirren.

 

Am 7. Januar 1960 in Teheran geboren, verschrieb er sich bereits als Jugendlicher den Zielen der Islamischen Republik. Er studierte in den Vereinigten Staaten an den Universitäten von San Francisco und Denver, wo er 1988 über das Thema „Sanktionen in internationalem Recht“ promovierte. In seiner kürzlich erschienenen, populären Autobiografie mit dem Titel „Herr Botschafter“ bekannte er, als Sohn aus tief religiösem Hause habe er bis zum 15. Lebensjahr niemals Musik gehört. In den USA habe seine Frau, eine kämpferische Anhängerin Chomeinis, zehn Jahre lang verhindert, dass sich die Familie einen Fernseher kaufte. Inzwischen jedoch habe sie sich gewandelt zu einem „ruhigen Menschen mit Geduld und Toleranz“.

Von 2002 bis 2007 war Ehemann Mohammed Dschawad Irans Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York. Aus dieser Zeit stammt auch sein Ruf, der mit dem US-Politikestablishment am besten vernetzte iranische Politiker zu sein. 2003 war er führend an den Verhandlungen über einen umfassenden Interessenausgleich zwischen dem Iran und den USA beteiligt, den die Administration von Präsident George W. Bush jedoch kurz vor der Invasion in den Irak platzen ließ. Unter Präsident Mahmud Ahmadinedschad wurde Sarif kaltgestellt und zog sich als Professor an die Islamische Azad-Universität in Teheran zurück, deren Vizepräsident er von 2010 bis 2012 war.

Seit August ist der Vater zweier erwachsener Kinder nun Außenminister seines Landes und gilt als einer der engsten Vertrauten des neu gewählten Präsidenten Hassan Rohani, an dessen Seite er 2003 den bisher einzigen Atomvertrag des Iran mit westlichen Staaten aushandelte. Damals verpflichtete sich die Islamische Republik, ihre Urananreicherung zu stoppen und ihre Atomanlagen einer internationalen Kontrolle zu unterwerfen – ein Abkommen, das Mahmud Ahmadinedschad nach seiner Wahl 2005 sofort für nichtig erklärte.

Demonstrativ richtete sich Sarif als eine seiner ersten Amtshandlungen Accounts auf Facebook und Twitter ein, beides im Iran offiziell verboten. Kurz danach gratulierte er der jüdischen Bevölkerung per Twitter weltweit zum Neujahrstag und distanzierte sich von der Leugnung des Holocaust durch Ahmadinedschad. Sein großes Ziel aber sei, bekannte Sarif kürzlich in einem Interview, den Iran aus seiner jahrelangen Isolierung herauszuführen und wieder zu einem anerkannten Mitglied der internationalen Gemeinschaft zu machen. „Damit zu scheitern, das können wir uns nicht mehr leisten.“