Endlich sagt es mal einer: Sarah Dingens muss ins Camp! Denn bisher fehlt das ganz große Drama. Und wer ist überhaupt diese Frau mit Brille?

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Am Mittwoch sagte Dirk Bach in irgendeiner Zwischenmoderation die befreienden Worte: „Irgendwie bräuchten wir dafür eine Sarah Dingens...“. Ja, genau, das denkt der Zuschauer und Kolumnist schon seit zwei, drei Tagen: Es ist vieles interessant und häufig auch lustig, was wir da aus Australien zu sehen bekommen, aber was zur Zeit noch völlig fehlt, das ist das ganz große Drama. Dafür sorgte im vergangenen Jahr im Grunde gleich von Anfang an The One And Only Sarah Knappik mit ihrer dumm-dreisten; oh, pardon: forsch-frechen Art. Diese Mischung aus Mittelmaß in mancherlei Beziehung einerseits und heillos überhöhtem Selbstbild andererseits brachte in Kombination mit so durch und durch hysterischen Charakteren wie Matthieu Carriere oder der Jacobs-Schwester schnell Schwung in die Bude. Beziehungsweise: unters Glasdach.

 

Da sind die elf Camper in diesem Jahr bei allen Macken im Detail doch viel näher beisammen (noch?). Vincent macht zwar ganz auf homophober, frauenfeindlicher Almschrat, wirkt aber im nächsten Augenblick auch wieder recht nüchtern-zupackend, Modell: Schweizer Messer. Ramona ist zwar eine unausstehlich besserwisserische Matrone, die mit ihrem Geschimpfe und ihrer Selbstbezogenheit wunderbar als Negativfigur funktioniert. Doch eben nur zunächst. Als sie dann prompt von den Zuschauern zweimal hintereinander in die Prüfung telefoniert wird, macht sie dort insgesamt (und eben ganz anders als weiland Sarah Dingens) eine achtbare Figur. Gerade am Mittwoch, beim Steuern der Ailton-Schaukel, trotz immer mehr Schleim und immer mehr Würmern und völliger Blindheit und völlig unverständlichen Anweisungen eines kleinen rundlichen Mannes, der sich schon mal irgendwann für sein vieles Fußballergeld in der Bundesliga auch mal einen Deutschkurs auf Cassette hätte leisten können (aber wahrscheinlich reicht der Ausspruch: „Das Arbeit von Frau“ – gemeint ist: „Das gehört zu den vom Schöpfer den Frauen natürlich zugewiesene Aufgaben“ - um die jungen Mädels in den Discos von Gelsenkirchen erfolgreich abzuschleppen.

Wer ist diese Frau mit Brille?

Und die anderen? Von diesen Damen namens Jazzy, Momo und Kim hört und sieht man ja fast gar nichts, außer dass Kim jetzt mit Rocco kuschelt, aber herrje, ist denn das Dschungelcamp zum Kuscheln da? Es muss schon mindestens wildes, gieriges Knutschen sein. Daniel wurschtelt sich weiter so durch. Und Brigitte Nielsen ist zweifellos der einzige wirkliche Star in diesem Lager, wenigstens vom Verhalten her, da hat Dschungel-Ex-Königin Desiree Nick schon recht. Aber das ist auch das Problem: Gerade weil sie allen anderen so heillos überlegen ist und eigentlich immer souverän, muss schon als Sensation herhalten, wenn sie plötzlich ein so merkwürdiges Wort wie „Liebessuppe“ in den Mund nimmt.

Vielleicht taugt aber ja noch die geheimnisvolle zwölfte Dschungelcamperin zur Überraschung. Diese bisher nicht offiziell vorgestellte PERSON, die auch im Vorspann gar nicht vorkommt, gibt Rätsel über Rätsel auf. Ab und zu sieht man eine relativ junge Frau mit langen schwarzen Haaren und einer unglaublich schrägen fetten Brille auf der Nase. RTL blendet dann zwar regelmäßig den Namen „Micaela“ ein, aber es kann sich bei dieser Person doch unmöglich um jene Micaela Schäfer handeln, die beim Kauf Ihrer Bodywear, die ja wenigstens kurzzeitig immer ins Bild kommt, so allergrößten Wert auf beste Qualität und feinsten Schnitt legt? Warum sollte die ausgerechnet bei ihrer Brillenmode so wahllos sein? Oder braucht sie diese Brille eigentlich immer und hat nur entschieden, bei der Ausübung ihres Berufes sei Blindheit vielleicht die allerbeste Voraussetzung? Das können wir uns nicht vorstellen. Also: Wer ist diese Frau mit der Brille? Ist es womöglich gar, vorerst mit gefärbtem Haar und Faschingsnase und als Überraschungsgsgast: Sarah Dingens? Dann wäre ja vielleicht auch Jay Khan nicht weit. Und dann...

Genug gemeckert. Schon am Donnerstag kann es mit der Gruppendynamik munter weitergehen. Jeder Tag bringt neue Ereignisse. Entwicklungen. Verwicklungen. Auch in einer Zeitungsredaktion ist das übrigens nicht anders.