Weniger ist mehr: Das Deutsche Tourendwagen-Masters (DTM) will sein Feld reduzieren: künftig soll jeder der drei Hersteller Mercedes, BMW und Audi nur noch sechs statt acht Autos stellen dürfen.

Stuttgart - Am kommenden Wochenende treffen sich die 24 Fahrer des Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) auf dem Nürburgring zum siebten Rennwochenende. Viel interessanter als die beiden Wettfahrten wird die Sitzung des Vorstandes des DTM-Rechtevermarkters ITR im Vorfeld sein, denn da wird über die Zukunft der Rennserie entschieden. Nach Informationen dieser Zeitung tritt der Vorstand auf die Bremse. Vom kommenden Jahr werden die drei Hersteller Audi, BMW und Mercedes jeweils nur noch sechs Fahrzeuge einsetzen. Statt acht wie in diesem Jahr.

 

Jens Marquardt versucht auf Zeit zu spielen. „Zunächst einmal: Es gibt noch keine finale Entscheidung“, sagt der BMW-Motorsportchef. Dabei waren es die Münchner, die diese Diskussion angestoßen haben. Und hinter den Kulissen haben sich die Herstellervertreter längst geeinigt. „Wenn es nach mir geht, würde ich am liebsten weiterhin acht Autos einsetzen“, gibt Mercedes-DTM-Teamchef Ulrich Fritz zu, um dann gleich zu ergänzen: „Aber wir müssen schauen, dass wir die DTM zukünftig so ausrichten, dass wir die Kosten im Griff haben.“ Dieter Gass als Leiter DTM hat ebenfalls das Gesamtbild im Auge „und da spielen Kosten und Nutzen natürlich eine entscheidende Rolle“.

BMW legt die Messlatte hoch

Kosten und Nutzen - diese beiden Parameter sind in den vergangenen Jahren drastisch auseinandergelaufen. Es wäre zu einfach, alles auf den Wiedereinstieg von BMW in der Saison 2012 zu reduzieren. Doch daran lässt sich vieles festmachen. Die Münchner sind mit großen Ambitionen zurückgekehrt, haben sich intensiv vorbereitet. Und gleich im Comeback-Jahr alles abgeräumt. Bruno Spengler gewann den Fahrertitel, auch die Hersteller- und Teamwertung ging an die Bayern. Also haben Audi und Mercedes nachgezogen. Irgendwann hat Audi-Mann Dieter Gass bekannt: „Durch den Einstieg von BMW ist die DTM noch einmal auf ein anderes Level gekommen.“ Was natürlich kostet. Nicht nur die drei Hersteller haben ihre Motorsport-Abteilungen personell gewaltig aufgestockt, auch die Einsatzteams mussten nachziehen.

Mindestens 50 Millionen Euro kostet jeden Hersteller sein DTM-Engagement. Allein der Materialwert eines Fahrzeuges, bei denen nur die leichtesten und teuersten Werkstoffe verwendet werden, beträgt 1,1 Millionen Euro. Obwohl jedes Fahrzeug Audi und Mercedes 1120 Kilogramm und jeder BMW 1112,5 Kilogramm samt Fahrer schwer sein muss, bringen die Renner lediglich etwa 850 Kilo auf die Waage, die Differenz wird über Gewichte ausgeglichen. Zudem verursacht nicht nur das reine Fahren Kosten, sondern auch die Kontaktfreudigkeit der Fahrer. Doch dafür sind die hochsensiblen Fahrzeuge nicht gebaut.

Um zumindest Reisekosten einzusparen wurde zur Saison 2015 das Programm reduziert. Von zehn auf neun Wochenenden. Das hat Konsequenzen. „Was ist das für eine Serie, die länger pausiert als andauert?“, fragt ein Insider. Im Gegensatz zur Formel 1, die medial nur über Weihnachten nicht stattfindet, haben die DTM-Piloten mehr ein halbes Jahr Ferien.

Wunsch nach mehr Herstellern

„Am liebsten wäre es mir, wenn noch ein oder zwei andere Hersteller einsteigen“, sagt Mercedes-Mann Ulrich Fritz. Darauf hoffen die DTM-Verantwortlichen seit vielen Jahren. Doch wer soll dieser Hersteller sein? Toyota war angeblich interessiert, hat aber abgewunken. Auch für Peugeot stimmten Kosten und Nutzen nicht.

Und nun die Reduzierung. Für viele das falsche Signal. „Ein Starterfeld mit weniger als 20 Autos sieht mager aus“, sagt ein Insider. Und ein anderer meint: „Mit 18 Autos wird’s schwierig, das Produkt gut zu verkaufen.“ Denn in einem Punkt sind sich alle einig: Die DTM ist eine tolle Motorsport-Plattform.

Neben der Reduzierung der Fahrzeuge wird 2017 auch ein neues Reglement kommen. Die Details werden noch in den Gremien, in denen die Vertreter der Hersteller das große Sagen haben, noch diskutiert. Doch so viel ist schon bekannt geworden: Die große technische Abrüstung wird es nicht geben, weil sich die Hersteller nicht einig sind. Die Aerodynamik wird weiter eine dominante Rolle spielen.

Und was sagen die Fahrer? Die ergeben sich in die loyale Rolle des Angestellten. „Es kommt eh, wie es kommt“, sagt Mike Rockenfeller. Der Meister des Jahres 2013 erinnert sich: „Das hat es ja schon mal gegeben. Das Racing muss gut sein. Ob es nun 18 oder 24 Autos sind - das ist nicht entscheidend. Wenn es am Ende geiler Sport ist.“ Auf diese Formel haben sich auch die Verantwortlichen verständigt. „Es geht um das Spektakel, das wir den Fans bieten“, sagt BMW-Sportchef Marquardt. Und sein Audi-Kollege Gass ergänzt: „Wenn es uns gelingt mit 18 Fahrzeugen eine noch bessere Show und noch spektakulärere Rennen zu liefern, ist die Anzahl der Fahrzeuge zweitrangig.“ Zu einem guten Spektakel gehört aber auch, nicht von außen über Stallregie in die Rennen einzugreifen. Das ist auch bei sechs Rennwagen noch möglich.