Der Daimler-Vorstand Wilfried Porth teilte im Konflikt um die Duale Hochschule kräftig aus. Nun kontern die von ihm attackierten Professoren: Porth schade der DHBW und wolle von ihr nur willfährige Mitarbeiter.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Im neu aufgeflammten Streit um die Duale Hochschule (DHBW) gerät zunehmend der Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth in den Fokus. Porth hatte sich schützend vor Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) gestellt, mit der zusammen er dem Aufsichtsrat vorsitzt. Die von ihm attackierten Kritiker Bauers greifen nun Porth scharf an.

 

Gegenüber der „Badischen Zeitung“ hatte der Co-Chefaufseher die Kritik des des Verwaltungsgerichts Stuttgart an der Wahl des DHBW-Vizepräsidenten im März 2017 zurückgewiesen. Diese sei für ihn „absolut nicht nachvollziehbar“, die Wahl sei transparent und regelkonform gelaufen. „Ich war dabei, ich stehe dazu, wie wir das gemacht haben“, sagte Porth der Zeitung. Es gebe „überhaupt keinen Anlass“, Bauer deswegen Mauschelei vorzuwerfen.

Sorge ums Funktionieren der DHBW

Zugleich ging Porth mit den Klägern ins Gericht, die die Besetzung der Stelle bis heute verhindern. „Es hat sich ein harter Kern von Kritikern geformt, die versuchen, mit Klagen und ähnlichen Instrumenten die Organisation zu beschäftigen und teilweise auch lahmzulegen.“ Durch die lange Vakanz werde die DHBW in ihrer Funktionsfähigkeit „massiv beeinträchtigt“; in der Wirtschaft wäre dergleichen undenkbar. Die Ausbildungsbetriebe hätten ein großes Interesse daran, den guten Ruf der Hochschule zu erhalten, so Porth.

Der Prozessvertreter jener Professoren, die mit einer Verfassungsbeschwerde die Leitungsstrukturen an der DHBW angreifen, wies Porths Vorwürfe scharf zurück. Der Daimler-Vorstand habe gar keine Berechtigung, für die Duale Hochschule öffentlich zu sprechen, argumentierte er. Er sei nicht gewählt, sondern verdanke das Kontrollmandat allein dem Ministerium Bauers. Zudem arbeite Porth „gegen die Interessen der DHBW“: Er schaue seit Jahren zu, wie die Ministerin der Hochschule Forschungsmittel verweigere. Der Co-Chefaufseher wolle aus der DHBW eine „autoritär-zentralistische Berufsschule“ machen, die seinem Unternehmen „willfährige Personalressourcen“ verschaffe, rügt der Prozessvertreter. Die Professoren wollten als Absolventen dagegen selbstbewusste Staatsbürger, die sich „später im Arbeitsleben trauen, Nein zu sagen, wenn ihr Arbeitgeber sie auffordert, Manipulationen an Autos vorzunehmen“. Dass Porth die Überprüfung einer Wahl kritisiere, zeige ein irritierendes Rechtsverständnis“. Porth und die DHBW wollten dazu nichts sagen.

Lob von der Wissenschaftsministerin

Ministerin Bauer lobte die DHBW derweil als „Erfolgsmodell“, um welches das Land „international beneidet“ werde. Ihre besondere Stärke sei die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. In der Hochschullandschaft sei die DHBW „mit ihrem eigenen Profil unverzichtbar“.