Inzwischen zählt man an den Dualen Hochschulen im Südwesten 31 000 Studierende. Doch die Finanzierung der Ausbildung, die Theorie und Praxis verknüpft, ist alles andere als gesichert.

Stuttgart - Ein Rekord reiht sich an den anderen, doch sieht Reinhold Geilsdörfer, der Präsident der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) die Grenzen noch nicht erreicht. Der aktuelle Höchststand der Studierenden liegt bei 31 000, das sind zwölf Prozent mehr als im vorigen Studienjahr. „Es können 45 000 werden“, sagt Geilsdörfer selbstbewusst. Und das schon in wenigen Jahren. Das künftige Wachstumsfeld sind die Gesundheitswissenschaften. Für Studienplätze dieser Art gebe es bereits rege Nachfrage.

 

Obwohl weitere Zuwächse zu erwarten sind, ist der Präsident gegen zusätzliche Standorte. Zurzeit verteilt sich die DHBW auf acht Städte (plus zwei Dependancen), dabei soll es bleiben. „Weitere Außenstellen sind nicht zu verantworten“, findet der Präsident, obwohl es Anfragen aus verschiedenen Landkreisen gebe. Bestimmte Betriebsgrößen sollten nicht unterschritten werden. Trotz der enormen Steigerungen (2011 wuchs die Zahl der Studienanfänger um 30 Prozent an) gibt es einige Standorte mit um die 2000 Studenten. Diese könnten „schon noch wachsen“, findet die zentrale Hochschulleitung.

Viele Studenten streben direkt nach dem Master

Ein zweites Zukunftsfeld sind die direkt auf den Bachelorabschluss folgenden Masterstudiengänge. Diese konkurrieren im Grunde mit dem Geschäftsmodell der DHBW. Das sieht vor, dass die Studenten parallel zu ihrem Studium eine praktische Ausbildung in einem Unternehmen absolvieren. Sie erhalten während des Studiums auch ein Gehalt. Nach drei Jahren ist die Ausbildung abgeschlossen. Viele Mittelständler rekrutieren so ihren Führungsnachwuchs. Ein Studium ohne praktische Ausbildung ist nicht vorgesehen. Doch immer mehr Studenten streben direkt nach dem höheren Abschluss. Geilsdörfer spricht von einem geradezu „gigantischen Druck Richtung Master“. Der kommt nicht von ungefähr. Die DHBW nimmt nur sehr gute Abiturienten auf. Nachdem die Schulzeit verkürzt wurde, haben manche Absolventen ihren Bachelortitel schon mit 20 Jahren in der Tasche und wollen weiter studieren. Noch diskutiert die Hochschulleitung mit Unternehmen und dem Ministerium. Einen Rahmen hat die DHBW aber bereits abgesteckt. „Nur die allerbesten und nicht mehr als zehn Prozent der Absolventen“ sollen direkt ein Masterstudium anschließen können, sagt Geilsdörfer.

Der Weiterbildungsmaster erfreut sich großer Beliebtheit

Unbegrenzt sind dagegen die Möglichkeiten für einen berufsbegleitenden Weiterbildungsmaster. Der passt auch eher zum Modell Duale Hochschule und kann als Personalentwicklungsprogramm betrachtet werden. Ziel sei, dass die Absolventen zunächst ins Unternehmen zurückkehren und dort mindestens ein Jahr arbeiten. Vor zwei Jahren wurden die ersten Masterstudiengänge eingerichtet. Inzwischen sind rund 160 Plätze besetzt.

Wie die Hochschule, die als ein Markenzeichen der baden-württembergischen Bildungslandschaft gilt, die neuen Herausforderungen finanzieren soll, ist noch unklar. Schon 2013 sind laut Geilsdörfer 38 Kurse nicht mehr finanziert. Mehr als die Hälfte der Studienplätze werden über Sonderprogramme finanziert, nur 46 Prozent des Angebots sind über die Grundlast dauerhaft finanziert. Doch das Land lässt sich sein Aushängeschild etwas kosten und Geilsdörfer ist zuversichtlich: „Das Land unterstützt uns sehr nachhaltig. Wir werden im Doppelhaushalt 2013/14 einen gehörigen Zuschlag bekommen“. Der sei nötig. Auch an der DHBW gibt es Förderprogramme für Studierende der Mintfächer, und man muss sich bemühen, die Abbrecherquoten in den Ingenieurwissenschaften zu senken.

Die Duale Hochschule in Zahlen

Die duale Hochschule hat acht Standorte. Der größte ist Stuttgart mit 7800 Studenten (Stand November 2012). Es folgen Mannheim (6200), Mosbach mit Bad Mergentheim (3900), Ravensburg mit Friedrichshafen (3400), Karlsruhe (2800), Villingen-Schwenningen (2300), Heidenheim (2100) und Lörrach mit 2000 Studierenden. Von den knapp 31 000 Studierenden sind 19 500 in wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen eingeschrieben, 10 000 haben Technik gewählt, im Sozialwesen gibt es zur Zeit 2000 Studenten. Der Frauenanteil beträgt in der Wirtschaft 52,7 Prozent, in der Technik 16,1 und im Sozialwesen 78,2 Prozent.