Die Sozialfakultät der Dualen Hochschule Baden-Württemberg ist in den vergangenen Jahren um fast das Doppelte gewachsen: von 500 auf 600 Studierende. Nun hat der Fachbereich seine neuen Räume in der Rotebühlstraße bezogen.

Stuttgart - In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Sozialpädagogik-Studierenden an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Stuttgart fast um das Doppelte gewachsen: von 600 auf 1000. Das ist deshalb bemerkenswert, weil dort jeder Studierende einen Vertrag mit einem Unternehmen hat und die Zahl folglich Rückschlüsse auf einen steigenden Bedarf erlaubt. Seit September kann die Duale Hochschule dieses Wachstum auch räumlich befriedigen: Die Sozialfakultät – es ist die einzige in Stuttgart – ist aus ihrem völlig überfüllten Gebäude am Herdweg in die Rotebühlstraße im Westen gezogen. Jetzt wurde das kernsanierte Gebäude, in dem zuvor die Deutsche Rentenversicherung und unten das Café Kipp untergebracht waren, offiziell eingeweiht.

 

Günter Rieger, Dekan der Fakultät Sozialwesen, zeigte sich hocherfreut über den neuen Studienort, der „ein Haus des kritischen Dialogs in Theorie und Praxis“ sei, an dem selbst es aber nichts zu Meckern gebe. „Wir haben erstmals ausreichend Flächen für Seminarräume und Büros“, sagte Rieger. Zudem sei nach der Sanierung von Fenstern, Dach, Elektrik, Sanitär, Böden und Lüftung alles auf dem neuesten Stand, die Verkehrsanbindung ideal. „Hier im Stuttgarter Westen“, sagte Rieger, „pulsiert das urbane Leben – kein schlechter Standort für eine Fakultät Sozialwesen“.

In Stuttgart auf 22 Standorte verteilt

Rektor Joachim Weber wies darauf hin, dass die DHBW Stuttgart mit ihren insgesamt knapp 8000 Studierenden auf 22 Standorte verteilt sei. Umso dankbarer sei man jetzt dem Investor Ferdinand Piëch, „der ein zeitgemäßes Gebäude gestaltet hat, wo wir ein Schaufenster haben“. Vor allem aber habe die Fakultät Sozialwesen jetzt angemessene Rahmenbedingungen, um die Herausforderungen im Bereich der Sozialen Arbeit durch die starken gesellschaftlichen und demografischen Verschiebungen zu bewältigen.

Auch DHBW-Präsident Reinhard R. Geilsdörfer bezeichnete den Gebäudezuwachs von fast 6000 Quadratmetern als „wichtigen Schritt für die DHBW in Stuttgart“. Dennoch müsse er feststellen: „Der Druck nimmt nicht ab.“ Grund dafür sei die starke Nachfrage der Studenten. „Dieses Wachstum“, so Geilsdörfer, „erfordert Ressourcen“. Vom Ziel, „von den 21 oder 23 Gebäudeteilen auf zehn runterzukommen“, sei die DHBW noch weit entfernt. Denn es sei in Stuttgart schwierig, Gebäude zu finden, die auch einen Hochschulcharakter haben. Doch die Gespräche für den geplanten Neubau für die Technikfakultät an der Hegelstraße schritten voran. Rund 3000 DHBW-ler studieren technische Fächer. Die Lösung für die Sozialfakultät sei „exzellent“, so Geilsdörfer. Dieser Fachbereich habe „immer ein Schattendasein geführt“, in den letzten Jahren aber „das steilste Wachstum aller Fakultäten“ erlebt.

Auch die Forschungsergebnisse der zehn Professorinnen und neun Professoren könnten sich sehen lassen. Viele ihrer Themen seien öffentlich relevant, sagte Geilsdörfer – etwa zur Versorgung wohnungsloser Menschen, zur Inklusion, zur Kinderarmut oder zur Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren.

Absolventen finden fast immer eine Stelle

Dem starken Wachstum bei den Bachelorstudiengängen sollen nun auch berufsbegleitende Masterstudiengänge folgen. Viele Unternehmen hätten ihre anfängliche Skepsis verloren, so Geilsdörfer. Ziel bis 2020 seien landesweit bis zu 3000 Masterplätze. Der Schwerpunkt dieses Ausbaus liege allerdings nicht in Stuttgart, sondern in Heilbronn, sagte Reinhard Kaiser, DHBW-Abteilungsleiter Bauten und Technik, auf Anfrage. Wie viele Plätze in Stuttgart geplant seien, stehe noch nicht fest.

Als Vertreterin der Stadt, die ebenfalls Kooperationspartner der DHBW ist, räumte Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer ein: „Ich komme aus purem Eigennutz.“ Denn hier würden die Menschen ausgebildet, „die wir in Stuttgart brauchen“. Die Stadt sei auf das Engagement und die exzellente Ausbildung der DHBW angewiesen. Letztere zeige sich an der geringen Zahl an Studienabbrechern, aber auch an der völlig reibungslosen Übernahme der Absolventen in den Beruf. Die DHBW reagiere mit ihrer Ausbildung auf den veränderten Bedarf im Sozialbereich. Dies hob auch Roland Klinger hervor, der Direktor des Kommunalverbands für Jugend und Soziales Baden-Württemberg. Besonders der Hilfebedarf von Kindern und Jugendlichen nehme zu. Das erfordere nicht nur mehr, sondern auch gutes Personal.