Die SPD im Landtag macht sich Sorgen, dass der Staat im Wettlauf um Ingenieure schlechte Karten hat. Mit einem neuen Studiengang an der dualen Hochschule will man dem Nachwuchs den öffentlichen Dienst schon in der Ausbildung schmackhaft machen.

Stuttgart - Martin Rivoir, der hochschulpolitische Sprecher der Landtags-SPD, sorgt sich um den Ingenieurnachwuchs im staatlichen Hoch- und Tiefbau. Ingenieure würden ohnehin knapp, so die allgemeine Befürchtung. Angesichts der Konkurrenz mit der Wirtschaft könnte der Staat im Wettbewerb um die Fachkräfte vollends ins Hintertreffen geraten. Mit der Gehaltsentwicklung in der Wirtschaft könne die Verwaltung nicht mithalten, klagt Rivoir. Das Land müsse neue Wege beschreiten, um seinen technischen Nachwuchs zu sichern, sagt der Ingenieur Rivoir.

 

Pünktlich zum Jubiläum der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) schlägt Rivoir nun vor, an der DHBW einen neuen Studiengang für die technische Verwaltung einzurichten. Das Land sollte in Gestalt seiner Regierungspräsidien als dualer Partner auftreten und den Studierenden einen Ausbildungsplatz anbieten. Über diesen Ausbildungsvertrag könnte das Land die Studierenden früh binden, hofft Rivoir. Der SPD-Abgeordnete erinnert daran, dass die Verwaltungshochschulen für den nichttechnischen Dienst nach ähnlichem Prinzip arbeiten. Zusammen mit dem Fraktionschef Claus Schmiedel lotet der Ulmer SPD-Abgeordnete zudem gegenwärtig das Interesse der Landkreise und der größerer Städte aus, die ebenfalls als dualer Partner in Frage kämen. In der SPD-Fraktion wird der Antrag auf Einrichtung des neuen Studiengangs zurzeit vorbereitet, dann soll er mit dem Koalitionspartner Grüne abgestimmt werden. Reinhold Geilsdörfer, der Präsident der DHBW, nannte den Vorschlag am Rande der Plenarsitzung des Landtags zumindest der Prüfung wert.

DHBW möchte kein Promotionsrecht

Wenig begeistert zeigte sich der DHBW-Präsident dagegen von der Idee des FDP-Abgeordneten Friedrich Bullinger. Der will der DHBW das Promotionsrecht zugestehen, falls die Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW, ehemals Fachhochschulen) es bekommen. Darüber streiten die Fraktionen gegenwärtig im Rahmen der Novellierung des Landeshochschulgesetzes. Geilsdörfer winkte ab. Das wolle die DHBW gar nicht. Sie ziehe Kooperationen mit Universitäten vor.

In der Landtagsdebatte waren alle Redner voll des Lobes über die Duale Hochschule, die eine praktische Ausbildung in einem Unternehmen mit einem Studium verbindet. Anlass der Debatte ist das doppelte Jubiläum der DHBW. Sie wurde vor 40 Jahren als Berufsakademie gegründet. Vor fünf Jahren wurden die acht Berufsakademien förmlich zu einer Hochschule befördert. Inzwischen ist die DHBW mit 34 000 Studierenden größer als jede Universität im Land. Demnächst kommt mit Heilbronn der neunte Standort hinzu.