Ducati, Aprilia und Co. Wie geht es den legendären Marken?

Vespa-Fertigung in Pontedera (Toskana), 1963 Foto: Piaggio

Moto Guzzi, Aprilia, Ducati, MV Agusta: Markennamen aus Italien, die vor allem Motorradliebhabern ein Begriff sind. Wie geht es den legendären Herstellern heute?

Stuttgart - Die Vespa ist eine Legende – spätestens seit Audrey Hepburn und Gregory Peck 1953 im Film „Ein Herz und eine Krone“ damit Rom unsicher gemacht haben, gilt das auch international. Ein Klassiker ist der Paparazzo (Fotoreporter) Marcello Mastroianni auf seiner Vespa in „La Dolce Vita“. Die Vespa (deutsch: Wespe) ist ein Symbol der Freiheit, eines Lebensgefühls, der Italianità und eine Ikone des „Made in Italy“.

 

Die Vespa ist der Hauptumsatzbringer von Piaggio, einem 1884 gegründeten Unternehmen, das auch die legendäre dreirädrige Transport-„Biene“ Ape und die Piaggio-Kleintransporter produziert. Mit Piaggio Fast Forward gibt es einen Ableger in den USA, der Ideen für die Mobilität der Zukunft hervorbringen soll, darunter der kugelförmige Transportroboter Gita, der seinem Besitzer das Gepäck hinterherträgt.

Elektroversionen nehmen zu

Vor allem dank der Zweiradsparte hat Piaggio im ersten Quartal 2021 Rekordergebnisse vorgelegt: Der Umsatz stieg um 23,5 Prozent auf 385 Millionen Euro, die Zweiradverkäufe wuchsen um 35 Prozent auf 103 200 Stück, und der Nettogewinn verdreifachte sich auf 11,1 Millionen Euro.

Das seit 2006 börsennotierte Unternehmen, das mehrheitlich von der Familie Colaninno kontrolliert und von Roberto Colaninno geführt wird, investiert zehn Prozent vom Umsatz in Forschung. Für alle Marken werden Elektro- oder gasbetriebene Versionen entwickelt. Mit KTM, Honda und Yamaha wurde eine Vereinbarung zur gemeinsamen Entwicklung austauschbarer Batterien für Zweiräder und kleinere Fahrzeuge getroffen.

Mit Geschwindigkeit zum Sieg

Zu Piaggio gehören auch Scarabeo, Gilera und Derbi. Die Herzen von Motorradfans höherschlagen lassen aber vor allem Moto Guzzi und Aprilia. Aprilia, 1945 in Noale bei Venedig gegründet, gehört seit 2004 zu Piaggio und hat seit dem Start im Motorradsport in den 80er Jahren 54 Weltmeisterschaftstitel eingeheimst. Bekannt ist die Marke auch für die Enduro- und Trial-Maschinen. Die Verkäufe haben sich im ersten Quartal 2021 gegenüber der Vorjahresperiode verdoppelt.

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Auch Moto Guzzi, vor hundert Jahren in Genua gegründet, ist seit 2004 Teil von Piaggio. Produziert wird in Mandello del Lario am Comer See, wo es auch ein Moto-Guzzi-Museum gibt. Der Hersteller steht für Geschwindigkeitsrekorde, Weltmeistertitel und ist Ausrüster von Polizei und Armee – sogar der Polizei von Berlin. Doch zwischendurch stand die Marke öfters am Ende und musste gerettet werden. Der hundertste Geburtstag soll vom 9. bis 12. September in Mandello bei den Moto Guzzi World Days gefeiert werden: Die Verkäufe boomen. Es sind die höchsten der Unternehmensgeschichte.

Ausgefallene Desings: MV Agusta

Piaggio kontrolliert nicht den gesamten italienischen Motorradmarkt. MV Agusta aus Schiranna bei Varese hatte gerade Geburtstag und wurde 75. Das Unternehmen steht für ausgefallenes Design und leistungsstarke Maschinen wie die Brutale 1000 Oro mit 208 PS oder die Superveloce Alpine.

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Gegründet von Graf Giovanni Agusta, war die Motorradsparte ursprünglich eine Tochter der Flugzeugfirma, deren Namen im Hubschrauber- und Kleinflugzeugbauer Agusta Westland enthalten ist, der zur Leonardo-Gruppe gehört. MV Agusta errang 37 Weltmeistertitel, davon 13 mit dem legendären Giacomo Agostini. Nach schwierigen Jahren und einem zwischenzeitlichen Einstieg von Daimler ist das Unternehmen heute russisch. Die Familie Sandorov hat gerade eine Kapitalerhöhung von 30 Millionen Euro zur Finanzierung des weiteren Wachstums vorgenommen und seit 2019 rund 150 Millionen Euro investiert. 2021 sollen erstmals mehr als 100 Millionen Euro erlöst werden, innerhalb von drei Jahren das Dreifache – auch mit Elektroversionen.

Kurzarbeit wegen Rohstoffmangels

Nicht zu vergessen ist Ducati aus Bologna. Gegründet 1945 von Antonio Ducati ist Ducati seit 1953 selbstständig. 2012 wurde der Hersteller von Audi übernommen. Der Absatz explodiert geradezu: Die Zweiradverkäufe sind im ersten Quartal 2021 gegenüber der Vorjahresperiode um 33 Prozent und gegenüber 2019 um zwei Prozent auf 12 803 Motorräder gestiegen, der Auftragsbestand sogar um 93 Prozent.

Probleme bereitet nur das Fehlen von Rohstoffen und Komponenten, weshalb im Mai und Juni teilweise kurzgearbeitet werden muss. CEO Claudio Domenicali will Ducati auch mit dem technischen Know-how von Audi zur „sportlichsten und technisch fortschrittlichsten Marke in der Welt der Zweiräder machen, mithilfe des VW-Vertriebsnetzes expandieren und sich als Premiummarke präsentieren“, die auf Qualität, Innovationen, ausgereifte Technik und „italienischen Stil“ setzt. Auch die Elektrifizierung steht auf dem Programm. Die legendären italienischen Zweiradmarken blicken nicht nur auf eine glorreiche Vergangenheit zurück – sie wollen diese Geschichte auch fortschreiben. Ganz offensichtlich sind sie dabei so gefragt wie nie zuvor.

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In unserer Bildergalerie finden Sie einige historische aber auch aktuelle Fotos zu den legendären Motorradherstellern. Klicken Sie sich durch!

Platzhirsche

Fahrräder
Wenn es um Zweiräder aus Italien geht, dann leuchten bei vielen Fans die Augen: Sie bieten viel schicke Optik und setzen auf Performance. Das gilt für Fahrradmarken wie Bianchi, Basso, De Rosa, Pinarello oder Titici.

Motorräder
Gleiches gilt auch für Motorräder: Platzhirsch ist der Piaggio-Konzern (Umsatz 2020: 1,3 Milliarden Euro) mit den Marken Piaggio, Vespa, Scarabeo, Gilera, Derbi, Aprilia und Moto Guzzi. MV Agusta wird von der russischen Familie Sandorov kontrolliert, Ducati gehört zum Volkswagen-Konzern.

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