Die Großfigur Dundu ist mittlerweile so beliebt, dass ihre Macher ihr eine zweite Figur an die Seite gestellt haben: Bimbi. Trotzdem haben die Puppenspieler auch Sorgen: sie suchen neue Probenräume, und ob sie nach der Sanierung der Wagenhallen dorthin zurückkehren können, ist offen.

S-Nord - Sanft umspannt das weiße Netz die schmalen Rundungen. Die fast drei Meter große Puppe, gebogen aus schmalen Metallstangen, mit dehnbaren Gewebe überzogen, hat etwas Weibliches. „Eine Frau“, bestätigt ihr Erschaffer Tobias Husemann. „Sie heißt Bimbi.“ Schmunzelnd fügt er hinzu: „Dundu hat sich einsam gefühlt.“ Dabei hat er eine Riesenschar an Fans in allerlei Ländern der Welt. Die fünf Meter große Riesenpuppe, deren Namen „Du und Du“ zusammensetzt, trat bereits an illustren Orten auf. In London, Las Vegas, Kairo, Hongkong oder kürzlich in Saudi-Arabien tanzte sie fröhlich auf allerlei Festen. Auch sozial engagiert sich Dundu, spielt bei Flüchtlingsheimen, war 2015 beim „Peace Walk“ in Zuffenhausen dabei.

 

Aber Performance ist Performance und zuhause ist zuhause. In den Wagenhallen, wo Dundu und seine etwas kleineren Geschwister ihr Atelier haben, mag es durchaus mal einsam werden. Also kam Husemann auf Bimbi. Die Wörter Barbie und biegen kämen da zusammen, meint er lakonisch. Sie wirkt weicher, wie ihr 2006 entstandener Vorgänger, der seinen ersten großen Auftritt im selben Jahr beim Public-Viewing der Fußball-Weltmeisterschaft in Ludwigsburg hatte.

Die neue Figur kann in allen Farben leuchten

Doch auch Bimbi bringt mit, worauf Husemann, der an der Akademie der bildenden Künste studierte, mit Dundu abzielte: eine Figur, die durch ihre Transparenz und gleichzeitiger Präsenz in den Bann zieht, sich trotz ihrer imposanten Erscheinung und des futuristischen Designs graziös wirkt und sich elegant bewegen lässt. „Eine perfekte Kombination aus Technik und Handwerk“, beschreibt Puppenspieler Fabian Seewald stolz. „Bimbi ist ausgestattet mit neuester Lichttechnik, kann in allen Farben leuchten.“ Poesie ins Spiel bringt auch der Musiker Stefan Charisius, ein Schulfreund Husemanns. Seit Dundus Geburtsstunde ist er mit im Boot und intoniert auf der Kora, einer westafrikanischen Harfe, die passende Musik zum ästhetischem Puppenspiel. „Es geht um die intimen Momente“, so Charisius. „Überall, wo Dundu auftritt, merkt man, wie sich die Atmosphäre ändert, wie sich alles verlangsamt. Es ist genau diese Entschleunigung, die die Gesellschaft heute braucht.“

Die Puppen selbst brauchen jeweils fünf Spieler, um bewegt zu werden. Das erklärt Fabian Seewald, der selbst mitspielt, aber auch für Konzepte und Buchungen verantwortlich zeichnet. Mittlerweile arbeiten an der Marke Dundu über 40 Menschen auf allen Ebenen mit, die meisten frei und auf das jeweilige Projekt bezogen. „Das sind Tänzer, Schauspieler, alle möglichen andere Kreative“, so Seewald. Und die müssen viele Intuition und Gefühl für harmonisches Zusammenspiel mitbringen, damit sich Dundu und Bimbi anmutig, gleichwohl kraftvoll bewegen. Kaum verwunderlich also, dass auch so mancher Manager bei der Truppe die Harmonie probte, das Dundu-Team bietet auch Teambuilding-Seminare an: Beim gemeinsamen Puppenspiel entdecken Mitarbeiter, wie man als Gruppe funktionieren kann.

Nach der Sanierung will man in die Wagenhallen zurück

Geprobt wurde zunächst in der ehemaligen Mercedes-Niederlassung an der Türlenstraße, dann im Jugendhaus Ostend. „Doch auch dort müssen wir jetzt raus“, erklärt Seewald. „Wir suchen neue Probenräume.“ Und außerdem Werkstatträume: Aufgrund der Sanierung der Wagenhallen müssen alle Kunstschaffende raus aus dem Kreativpool des Nordbahnhofs. Keine einfach zu schluckende Pille für Husemann, der mit Stefan Charisius zu den Mitgründern der Wagenhallen gehört. „Wir hoffen sehr, dass wir nach dem Umbau wieder in die Wagenhallen zurückkehren können“, sagt Husemann. Seewald erklärt, was Dundu und Bimbi brauchen: „Alles unter einem Dach: Auf 1000 Quadratmeter Grundfläche könnten wir Lager, Proberäume, Werkstatt und Büro zusammenbringen.“ Zur Überbrückung könne man sich aber auch vorstellen, in einer Art Containerburg zu arbeiten. Ohne Zweifel, in den derzeitigen Werkstätten Dundus steckt Herzblut. „Wir sind offen, jetzt stehen Gespräche mit dem Liegenschaftsamt an“, so Husemann. „Jede Veränderung kann ein neuer Anfang sein. Aber wenn es hier nicht klappt, kann ich mir auch ein Kollektiv auf dem Land vorstellen mit eigenem Gemüseanbau.“