Der Bund möchte, dass Durstlöscher an öffentlichen Stellen platziert werden. Ludwigsburg will nun weitere Angebote schaffen, Marbach den Einstieg wagen.

Temperaturen bis zu 40 Grad sowie lange Phasen ohne Niederschlag sind hierzulande im Sommer inzwischen nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Wer sich dann noch im Freien von A nach B bewegt, braucht vor allem eines: viel Flüssigkeit. Vor dem Hintergrund ist auch ein Beschluss der Bundesregierung zu sehen, die möchte, dass Trinkwasser an möglichst vielen öffentlichen Stellen zur Verfügung gestellt wird. Ein Vorstoß, mit dem man beispielsweise in Ludwigsburg offene Türen einrennt – der aber auch in anderen Kommunen umgesetzt werden soll.

 

Zwei Anlagen stehen schon in Ludwigsburg

Die Bereitstellung von Trinkwasser im öffentlichen Raum sei eine wichtige Maßnahme zur Klimaanpassung, betont Meike Wätjen, Pressesprecherin der Barockstadt. „Man sieht es in den südlicheren Ländern Europas, hier stehen solche Trinkbrunnen an allen öffentlichen Plätzen“, erklärt sie. Folglich ist die Kommune gewissermaßen schon in Vorleistung gegangen. Im Sommer wurden die ersten beiden Trinkbrunnen auf der Gemarkung installiert, einer auf dem Marktplatz, einer auf der Bärenwiese, also jeweils an beliebten Treffpunkten in der City. Das soll aber noch nicht alles gewesen sein.

Abstimmung über weitere Brunnen

Bezuschusst wurden die Brunnen über das Förderprogramm Klimopass des Landes. Es habe sich bei den beiden öffentlichen Durstlöschern um Pilotprojekte gehandelt, „um als Stadt mit dem Thema Erfahrungen zu sammeln und Erkenntnisse für die Zukunft abzuleiten“, erklärt Wätjen. Ein erstes Fazit falle positiv aus. Seit einigen Tagen stehe zudem fest, dass es auch künftig wieder Finanzspritzen für Trinkbrunnen durch Klimopass geben werde. „Im nächsten Schritt muss daher abgestimmt werden, wann und wo weitere Brunnen installiert werden sollen“, sagt die Pressesprecherin.

Wasserspender am Neckarstrand

Sogar schon länger als in Ludwigsburg können Jogger, Radler oder Spaziergänger den körpereigenen Wasserspeicher in Remseck an einer öffentlichen Stelle auffüllen. Und zwar am Neckarstrand. Hier sei im Rahmen der Remstal Gartenschau 2019 ein entsprechender Brunnen installiert worden, berichtet Pressesprecher Philipp Weber. „Zudem besteht die Möglichkeit, den Brunnen am Vigo-di-Fassa-Platz in Aldingen auch noch auf Trinkwasserbetrieb umzustellen“, weist er auf eine weitere Option hin.

In Marbach ist indes schon ausgemachte Sache, dass mit der derzeit laufenden Generalsanierung der Fußgängerzone ein Trinkwasserbrunnen aufgebaut wird, und zwar oberhalb des Torturms, wie Bauamtsleiter Dieter Wanner nun im Gemeinderat erläuterte. „Wenn wir damit Erfahrungen gesammelt haben, werden wir diskutieren, ob es an anderen stark frequentierten Orten Sinn macht, weitere Brunnen aufzustellen“, ergänzte Bürgermeister Jan Trost. Vor allem werde man prüfen, ob auch im Stadtteil Rielingshausen ein Trinkbrunnen etabliert werden könnte.

Strenge Vorschriften

Bei der Frage, ob die Zahl der öffentlichen Wasserspender perspektivisch nach oben geschraubt werden soll, spielt in Marbach nicht nur eine Rolle, inwieweit die Bürger das Angebot überhaupt annehmen. Man müsse zudem beobachten, ob der Brunnen verunreinigt wird, sagte Trost. Bauamtschef Wanner gab in dem Zusammenhang zudem zu bedenken, dass die Vorschriften für solche Anlagen nicht ohne seien. Regelmäßige Kontrollen seien nötig, ferner müssten in bestimmten Abständen Wasserproben gezogen werden, erklärte er.

Eine andere Schattenseite ist, dass „es an Trinkwasserhähnen immer wieder zu Vandalismus“ komme, wie der Remsecker Pressesprecher Philipp Weber berichtet. Insgesamt sei „die Umsetzung für jeden Brunnen auf Remsecker Gemarkung aufwendig und teuer“, sagt er.

„Ja, die Umsetzung und Unterhaltung ist aufwendig“, bestätigt Meike Wätjen von der Stadt Ludwigsburg. Da es sich bei Wasser um ein Lebensmittel handele, „gibt es natürlich entsprechende Hygienestandards, die eingehalten werden müssen“. Gleichwohl „stellen solche Brunnen eine wichtige Infrastruktur für die Zukunft dar“, streicht die Pressesprecherin heraus.

Gesundheitsschutz als Ziel

Das finden auch die Verantwortlichen in Kornwestheim, wo am Kleinspielfeld des ESG-Geländes in der Jahnstraße bereits ein Trinkwasserspender steht. „Öffentliche Trinkbrunnen sind wirkungsvolle Maßnahmen, um Menschen vor den gesundheitlichen Auswirkungen der zunehmenden Hitze zu schützen“, erklärt Pressesprecherin Sandra Hennig. Zudem profitiere die Umwelt durch die verpackungsfreie Bereitstellung des Wassers. Aktuell werde verwaltungsintern darüber beraten, an welchen Standorten Trinkwasserbrunnen eingerichtet werden könnten und Sinn ergeben.

Netz soll dichter werden

Auch in Bietigheim-Bissingen steht das Thema auf der Agenda. Bislang können Passanten in Bietigheim auf dem Kronenplatz sowie in Bissingen auf dem Marktplatz und auf dem Spielplatz Flößerstraße aus öffentlichen Spendern trinken. Das Netz soll aber noch dichter werden, weitere Brunnen seien geplant, teilen die Stadtwerke mit.

Die Kommunen sind am Zug

Zugang
Alle Bürger sollen im öffentlichen Raum Zugang zu qualitativ hochwertigem Trinkwasser bekommen. Das ist das Ziel einer EU-Richtlinie, die in deutsches Recht gegossen werden soll. Der Bundestag hat bereits seinen Segen gegeben. „Kommunen sollen somit künftig Trinkwasserbrunnen beispielsweise in Parks, Fußgängerzonen und in Einkaufspassagen aufstellen, sofern dies technisch machbar ist und dem lokalen Bedarf entspricht“, heißt es auf der Homepage der Bundesregierung zu dem Thema.

Abschalten
Das Aufstellen von Trinkwasserbrunnen wird auch deshalb forciert, weil die Sommer immer heißer werden. In der kalten Jahreszeit dagegen werden die Anlagen zum Beispiel in Ludwigsburg abgestellt. Vor der Frostperiode werden die Wasserspender auch in Bietigheim-Bissingen geschützt. Sie seien abmontiert und zur Revision gebracht worden, teilen die Stadtwerke mit.