Berufstätige und Tagestouristen sollen die neue E-Bike-Station in Holzgerlingen nutzen, die am Montag eingeweiht worden ist. Mit dabei war auch Verkehrsminister Winfried Hermann, der standesgemäß nach Holzgerlingen kam.

Holzgerlingen - Der Minister kommt im Kapuzenpulli mit Radlogo, der Regionaldirektor erscheint in Anzug, Krawatte und Mantel – und damit repräsentieren Winfried Hermann (Grüne) und Thomas Bopp (CDU) zumindest äußerlich jene zwei Gruppen, die die am Montag eröffnete E-Bike-Station in Holzgerlingen nutzen sollen. „Mit dem Konzept der Pedelecstation sollen sowohl Berufstätige als auch Tagestouristen angesprochen werden“, sagte Hermann. Einerseits könnten Pendler mit dem Pedelec zum Bahnhof und von dort weiter mit der Schönbuchbahn zur Arbeit fahren. Und andererseits könnten Ausflügler mit der Bahn nach Holzgerlingen kommen und dann Touren in den Schönbuch unternehmen. „So sieht die intelligente Vernetzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel aus“, verkündete Hermann.

 

Das Auto war aber auch an diesem Vormittag ein Thema. Zum einen besuchte der Minister kurz die B-466-Baustelle am Ortsrand, dann betonte er mit Blick auf den Abgasskandal von VW, dass „wir in der Region für die Mobilität auch das Auto brauchen, aber es muss ein sauberes Auto sein.“ Denn nicht jeder Weg könne mit Bahnen, Rad oder zu Fuß zurückgelegt werden.

Siebte Station in der Region Stuttgart

Die Station in Holzgerlingen ist die siebte in der Region Stuttgart und nach Herrenberg die zweite im Kreis Böblingen. In Herrenberg waren Hermann, Bopp und der VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger am Vormittag gestartet, um auf E-Bikes gemütlich in einer Stunde die 14 Kilometer durch den herbstlichen Schönbuch nach Holzgerlingen zu radeln – und dort mit Bürgermeister Wilfried Dölker am Bahnhof das neue Angebot zu eröffnen. Mit der Tour hätten sie besonders auf die Möglichkeit der „Einwegausleihe“ hinweisen wollen, sagte Hermann: „Wer zwischen Herrenberg und Holzgerlingen unterwegs ist, kann das Pedelec an einer Station ausleihen und an der anderen wieder abgeben.“

Ansonsten nämlich ist das regionale Netz der E-Bike-Stationen mit sieben noch im Anfangsstadium. Bisher gibt es dieses Angebot in Bietigheim-Bissingen, Schwieberdingen, Vaihingen an der Enz, Ludwigsburg (Kreis Ludwigsburg), in Herrenberg und Holzgerlingen (Kreis Böblingen) sowie in Waiblingen (Rems-Murr-Kreis). In Göppingen und in Filderstadt (Kreis Esslingen) sollen bis zum Ende des Jahres Stationen eingeweiht werden. Im Frühjahr 2016 sind dann Fellbach und zweimal Schorndorf (Rems-Murr-Kreis), Kirchheim/Neckar, Gerlingen und Remseck (Kreis Ludwigsburg) sowie Plochingen (Kreis Esslingen) dran. „Mit jeder Eröffnung wird der regionale Ansatz der Pedelec-Ausleihe deutlicher sichtbar“, sagte Bopp. Mit dem Netz wolle man Erfahrungen sammeln für den Aufbau von Mobilitätspunkten an wichtigen Bahnhöfen in der Region.

Allerdings gibt es noch einen großen weißen Fleck. In Stuttgart ist die Bahntochter Call-a-Bike an 44 Stationen mit normalen und elektrisch angetriebenen Rädern aktiv. Die Stationen in der Region werden aber von der Firma Nextbike betrieben, die eigene, robuste und einfach zu ladende Pedelecs einsetzt. Die Räder von Nextbike können deshalb in Stuttgart nicht ausgeliehen und abgestellt werden. Die Firma, die in mehr als 30 Städten aktiv ist, werde sich aber bewerben, wenn dort im Jahr 2016 das Radverleihsystem neu ausgeschrieben werde, kündigte ein Sprecher an.

Holzgerlingen baut mit – natürlich – Holz

Für Holzgerlingen sei die E-Bike-Station ein weiterer Schritt hin zu einer umweltfreundlichen Mobilität, sagte Bürgermeister Wilfried Dölker. Dafür habe die Kommune rund 190 000 Euro in die Hand genommen, wovon fast die Hälfte durch Zuschüsse von Land und Region finanziert wurden. Die neue Station am zentralen Bahnhof der Schönbuchbahn sei im übrigen aus Holz gebaut, einem nachwachsenden Rohstoff also, der zu Holzgerlingen passe, sagt Dölker. Unterm Dach der Holzständerkonstruktion ist Platz für zehn mietbare und zehn private Pedelecs.