Die Gemeinde Deizisau beteiligt sich am Zuschussrennen um zwei öffentliche Ladesäulen für Elektroautos. Rathaus und Gemeinderat sehen sich in einer Vorreiter-und Vorbildrolle.

Deizisau - Im fernen Montenegro, wo ein Joint Venture von Daimler, Porsche, BMW und Ford jetzt die letzte kartellrechtliche Freigabe für sein geplantes gemeinsames Ladenetz für Elektroautos eingeholt hat, musste der Deizisauer Schultes Thomas Matrohs nicht vorstellig werden. Wohl aber im eigenen Gemeinderat. Dort hat er in der jüngsten Sitzung um grünes Licht für den Bau zweier öffentlicher E-Ladestationen geworben. Erfolgreich: Die 6700 Einwohner zählenden Neckartalgemeinde bewirbt sich um Bundesmittel zum Kauf von zwei Ladesäulen .

 

„Damit sind wir, gemessen an unserer Größe, in der Region ganz vorn dabei“, sagt der Bürgermeister. Die meisten schon bestehenden Ladeeinrichtungen finden sich in den größeren Städten. Bisher mussten Deizisauer Elektroautobesitzer zum Laden nach Esslingen, Kirchheim oder zur Autobahnraststätte Denkendorf fahren.

Geht es nach Matrohs und der Mehrheit des Gemeinderats, dann werden sie ihre noch zu kaufenden Autos künftig am Marktplatz und am Alten Rathaus laden können. Rund 24 000 Euro werden die Säulen kosten, die jeweils zwei Ladepunkte haben sollen. Bekommt die Gemeinde einen Förderzuschlag, dann reduziert sich der Betrag um 40 Prozent. Die im Ratsrund geäußerten Bedenken, wonach die Bereitstellung von Lademöglichkeiten keine kommunale Aufgabe sei, begegnet der Bürgermeister mit dem Hinweis auf die Vorbildfunktion der Gemeinde. „Wir glauben an die Veränderung der Mobilität und wollen ansteckend wirken“, sagt Matrohs.

Ein Baustein der kommunalen Mobilitätsstrategie

Der geplante „Aufbau einer öffentlichen Ladeinfrastruktur für Elektromobilität“, so der Arbeitstitel des Projekts, ist einer von vielen Bausteinen in der kommunalen Mobilitätsstrategie der Gemeinde. Hinter diesem Schlagwort versteckt sich das Bemühen, den öffentlichen Nahverkehr, das Parkraumkonzept, das Radwegekonzept und das Mobilio genannte Bürgerbus-Netz optimal zu verknüpfen. „Da geht es um eine Gesamtstrategie, die nicht nur auf Verwaltungs- oder Gemeinderatsebene erarbeitet werden kann“, sagt Matrohs. Möglicherweise werde sich die Gemeinde in dem Prozess wissenschaftlichen Beistand sichern, um die passenden Lösungen zu entwickeln. Schon im November soll sich eine Bürgerwerkstatt des Radverkehrs in der Gemeinde annehmen. Auch da sieht der Schultes dank der Elektromobilität eine Dynamik, der es planerisch gerecht zu werden gilt.

Während Deizisau schon unter Strom steht, tun sich zumindest die Autohersteller schwer, den Anschluss zu halten. „Wir haben schon gezuckt und wollten für die Flotte der Krankenpflegestation vier Elektroautos leasen“, sagt Matrohs. Es blieb beim Zucken, denn die deutschen Anbieter wollten sich die elektromobile Umweltfreundlichkeit mit einem Preis vergüten lassen, der laut Matrohs um ein Dreieinhalbfaches höher lag, als für vergleichbare Benzinmodelle. Aufgehoben ist nicht aufgeschoben. „In vier Jahren sieht das anders aus“, sagt der Schultes.

Standorte in den Gewerbegebieten

Anders aussehen sollte dann auch die Infrastruktur in der Gemeinde. Denn bei den beiden öffentlichen Ladestationen soll es nicht bleiben. Noch in dieser Woche will der Rathausschef Kontakt zu den Gewerbetreibenden und zu den Dienstleistern in der Gemeinde aufnehmen und dort für sein Anliegen werben, auf den öffentlich zugänglichen Teilen der Betriebsgelände weitere Ladestationen für Kunden und die Belegschaft einzurichten.