Elektrische Mopeds sind die Leidenschaft von Wolfgang und Aloisia Streicher aus Weil der Stadt-Merklingen.

Weil der Stadt - Was kann man im Ruhestand so alles tun? Wandern, das Leben genießen – oder die Passion für Elektromobilität weitertragen. Aloisia und Wolfgang Streicher gehören zu letzterer Fraktion, das sieht jeder, der sie in ihrer unscheinbaren Garage in ihrem Merklinger Mehrfamilienhaus besucht.

 

Schönheiten stehen da, scheinbar entsprungen aus italienischen Schnulzen der 60er Jahre. „Batterie geladen“, steht auf den Schildchen, die an einigen der Motorroller hängen. Elf solcher batteriebetriebener Zweiräder stehen bei den Streichers, eine richtige kleine Agentur für E-Mobilität ist aus ihrer Ruhestandsbeschäftigung geworden.

Sechs Ausflugs-Touren pro Jahr mit dem Elektroroller bieten sie zum Beispiel an. „Es kommen Ältere und Jüngere, vor allem die, die noch nie elektrisch gefahren sind“, berichtet Wolfgang Streicher. Und bei allen entdecken seine Frau und er anschließend ein glückliches Lächeln. „Es ist ein bewusstes, entspanntes Fahren“, erklärt Aloisia Streicher. „Es gibt keine Motorengeräusche – deshalb kann man die Natur ganz anders genießen.“

„Es kann ja nicht sein, dass nur er eines hat“

Es ist noch gar noch so lange her, da gehörten die Streichers selbst zu den E-Anfängern. 2010 rief die EnBW ein Pilotprojekt aus und verlieh an Interessierte ein E-Moped. Ein Jahr lang fuhr Wolfgang Streicher umsonst damit herum. „Da habe ich gesagt, es kann ja nicht sein, dass nur er eines hat“, erinnert sich Aloisia Streicher. „Also haben wir gleich zwei Stück gekauft und sind damit auf Touren gefahren.“ Später entdecken die beiden ein wirklich schickes Elektro-Moped des holländischen Herstellers Meijs Motorman – im schwarzen Retro-Design. Die Streichers verlieben sich sofort und bestellen gleich zwei. „Da hatten wir vier E-Mopeds und dachten uns: Alle können wir ja ohnehin nicht gleichzeitig fahren“, erinnert sich Aloisia Streicher.

Die berufliche Laufbahn der beiden Bankkaufleute bei der Wüstenrot-Bank neigte sich da dem Ende zu, also widmen sie sich voll und ganz dieser neu entdeckten Leidenschaft. „Wir leben die E-Mobilität“, sagt Wolfgang Streicher, „und wir wollen sie den Weil der Städtern näher bringen.“

Denn die Leute haben vor allem viele Fragezeichen im Gesicht, wenn sie die kleinen, schicken Gefährte sehen. Wie weit komme ich damit überhaupt? Reicht der Akku? Welche Leistung bringen die Motoren? „Die Leute sind verunsichert“, stellen auch die Streichers immer wieder fest.

Deshalb die Tages-Probefahrten, zum Beispiel in den Nordschwarzwald nach Bad Liebenzell. Die Ruheständler vertreiben die Fahrzeuge aber auch, denn die umweltfreundlichen Zweiräder zu kaufen, ist immer noch nicht ganz einfach. In Winnenden gibt es einen Händler, in Dettenhausen oder in Altensteig. Oder eben in Merklingen. „Der Weg zur Arbeit ist ein großes Thema“, sagt Wolfgang Streicher. 130 Kilometer weit kommt man mit einer Akkuladung – ausreichend für die meisten Pendler. „Der große Vorteil bei den E-Rollern ist, dass man den Akku rausnehmen und im Büro aufladen kann.“

Eigen Straßenschilder für Elektrofahrzeuge

In Weil der Stadt macht sich das Engagement der Streichers ebenfalls bemerkbar. Die Touren sind ins Touristenprogramm der Stadtverwaltung aufgenommen worden. Und an immer mehr landwirtschaftlichen Wegen hängt das Schild „Elektrofahrzeuge frei“. „Wir hatten beim Ordnungsamt nachgefragt, ob das nicht möglich ist“, berichtet Aloisia Streicher. Da sei man voll unterstützt worden. „Wenn man dann auf den Feldwegen die Staus umfahren kann, wird der Weg zur Arbeit mit den E-Rollern erst richtig interessant.“

Die neueste Entdeckung der beiden hat dann aber doch vier Räder. Der Microlino ist eine Isetta-Adaption des Schweizer Herstellers Micro, den man von den Cityrollern kennt. Im April soll das Elektroauto in der Schweiz ausgeliefert werden, im vierten Quartal dann auch in Deutschland. Aloisia und Wolfgang Streicher waren neulich schon bei den Eidgenossen, um sich vor Ort zu informieren und ihr Interesse anzumelden. „Wir wollen von Anfang an mit dabei sein“, sagt Wolfgang Streicher. „Vielleicht sind wir dann die ersten in Deutschland, die einen Microlino bekommen.“