Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen gründet ein Gemeinschaftsunternehmen für elektrische Zwei- und Dreiräder sowie vierrädrige Kleinfahrzeuge und will im wachsenden Markt für Elektro- und Mikromobilität punkten.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Friedrichshafen - Der Autozulieferer ZF will künftig auch bei Fahrrädern, Lastenrädern und Kleinfahrzeugen in Sachen Elektromobilität mitmischen und technologische Impulse setzen. Gemeinsam mit Magura, Brake Force One und Unicorn Energy – Partner, die aus der Zweiradtechnik und Batterietechnologie kommen – hat ZF ein Joint Venture mit Sitz in Tübingen gegründet. Mit 48 Prozent ist der Autozulieferer aus Friedrichshafen größter Anteilseigener. „Mit dem Gemeinschaftsunternehmen haben wir uns vorgenommen, die Elektromobilität im Segment der Mikromobilität für zwei-, drei- und vierrädrige Fahrzeuge neu zu definieren“, sagte ZF-Vorstandsvorsitzender Stefan Sommer.

 

Ziele des Gemeinschaftsunternehmens sind Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Produkten für den wachsenden Markt der E-Mobilität. Die Präsentation erster Produktlösungen ist bereits für den Spätsommer geplant. ZF entwickelt die elektrischen Antriebslösungen.

Großes Potenzial im innerstädtischen Transport

Der Autozulieferer sieht in dem Markt großes Potenzial – das gilt sowohl für die Beförderung von Personen als auch für Lastentransporte und schließt unter anderem auch Elektro-Fahrräder und -Lastenfahrräder ein. So prognostiziert die im November 2016 veröffentlichte ZF Zukunftsstudie vor allem im innerstädtischen Logistikbereich bis 2030 einen enormen Zuwachs an elektrischen Leichtfahrzeugen.

Auch die Partner setzen auf Wachstum. „Mit unseren innovativen Bremssystemen konnten wir in den vergangenen Jahrzehnten die Entwicklung des Fahrrades und speziell der Mountainbikes und E-Bikes maßgeblich prägen“, sagte Magura-Chef Ralf Berndt. Durch das Joint Venture wolle man die E-Mobilität zu neuen Dimensionen führen.

Mit dem Joint Venture setzt ZF seinen Weg der Kooperation mit externen Partnern fort. Dafür hat das Unternehmen eigens im September 2016 die Zukunft Ventures gegründet. Die Gesellschaft mit Sitz in Friedrichshafen hat eine klar umrissene Aufgabe: die Beteiligung an Firmen, die in für den ZF-Konzern interessanten Technologiefeldern aktiv sind. Kleinere, bereits etablierte Unternehmen erhalten so mit ZF einen starken Partner. Im Gegenzug erhält ZF einen weiteren Zugang zu zukunftsfähigen und wettbewerbsrelevanten Technologien.

Antriebslösungen für Kleinfahrzeuge haben Tradition

Antriebslösungen in der Mikromobilität haben bei ZF Tradition. Die Torpedo-Freilaufnabe des Vorgänger-Unternehmens Fichtel & Sachs hat dem Fahrrad Anfang des 20. Jahrhunderts weltweit zum Durchbruch verholfen und bis in die 1980er Jahre den industriellen Standard gesetzt. Ab den 1930er Jahren bot Sachs zudem Hilfsmotoren für Zweiräder an, die sich vor allem in den 1950er Jahren millionenfach verkauften. ZF hat Sachs 2001 von Mannesmann übernommen und in den ZF-Konzern eingegliedert.