Seit knapp einer Woche können Stuttgarter die ersten E-Scooter ausleihen. Merkt man davon schon etwas im Alltag? Eine erste Bilanz von Sharing-Anbieter, City-Manager, Polizei und Stadt.

Volontäre: Julika Wolf (jwo)

Stuttgart - Seit Donnerstag gibt es das erste Verleihunternehmen für E-Scooter in Stuttgart: Lime. Zwei weitere – Circ und Voi – sollen in Kürze folgen. In der ersten Woche ist die Stadt noch nicht durch mitten im Weg abgestellte Roller und übermütige Fahrer im Chaos versunken, wie manch einer befürchtet hatte. Nicht zuletzt, weil Königstraße und Parallelstraßen tabu sind, denn in Fußgängerzonen und auf Gehwegen dürfen die E-Scooter nicht fahren. Außerdem sind mit 100 Tretrollern, die Lime in der Stadt verteilt hat, bisher schlichtweg zu wenig Roller vorhanden, um Chaos zu verbreiten.

 

Das bedeutet aber nicht, dass die Stuttgarter die neuen Gefährte nicht nutzen: Das Verleihunternehmen Lime zieht eine positive Bilanz von der ersten Woche. „Die Roller waren über die Tage hinweg ständig in Bewegung“, sagt Sprecher Benedict Rehbein. Auch in der App, die zur Nutzung der Roller notwendig ist, meldeten sich viele Leute an. „Bisher haben wir nichts Negatives aus Stuttgart gehört“, sagt er. Allerdings sieht er auch zwei Aspekte, die Lime in die Karten gespielt haben: den Vorteil, der erste Verleih-Anbieter in Stuttgart zu sein, und die Planungssicherheit, die durch die Regulierungen des Bundes und der Stadt gegeben sei. In Vorbereitung auf die Scooter hat die Stadt Stuttgart sich viele Gedanken über diese Regulierungen gemacht. Zustände wie in vielen Großstädten Europas, die die Fahrzeuge teilweise wieder einsammeln und das Projekt komplett neu starten mussten, wollte sie damit umgehen.

Sonderregelungen könnten noch kommen

Nach knapp einer Woche wundert es nicht, dass die Stadtverwaltung noch keine Bilanz ziehen kann. Sie steht allerdings in engem Kontakt mit den Verleihunternehmen und gibt Stuttgartern auf ihrer Website die Möglichkeit, Kontakt mit den Betreibern aufzunehmen. Wenn ein Roller zum Beispiel nicht korrekt abgestellt ist und einen Gehweg versperrt, können Bürger sie darüber informieren. So will die Stadt die Entwicklungen beobachten und eventuell mit weiteren Regelungen reagieren. „Die neue Mobilitätsform ist eine Form ‚lernendes System’ – auch für die Stadt Stuttgart“, so die Information von der Straßenverkehrsbehörde. Sonderregelungen aller Art, zum Beispiel das Zusatzzeichen „Elektrokleinstfahrzeuge frei“, mit dem die Fahrzeuge auch gegen Einbahnstraßen oder in Fußgängerzonen fahren können, werden daher „erst erfahrungsspezifisch und unter Einbeziehung aller Belange diskutiert und entschieden“.

Ob die E-Scooter das Stadtbild künftig beeinflussen werden, bleibt abzuwarten. „Ich bin jeden Tag in der Innenstadt unterwegs. Mehr als ein, zwei E-Scooter am Tag sieht man zurzeit noch nicht“, sagt der Geschäftsführer der City-Initiative Stuttgart (CIS), Sven Hahn. Im Hinblick auf die Aufenthaltsqualität und die Leistungsfähigkeit der Stuttgarter Innenstadt, für die die Initiative sich einsetzt, sind die E-Scooter bisher also nicht ausschlaggebend. Für Schlussfolgerungen sei es aber noch zu früh – man werde sehen, wie die Stuttgarter die Roller annehmen. Der springende Punkt sei allerdings, dass E-Scooter die Mobilitätsprobleme in Stuttgart nicht lösen werden: „Die Leute aus der Region Stuttgart kommen ja nicht mit E-Scootern in die Stadt“, sagt Sven Hahn. Grundsätzlich sehe er aber jede Form von Mobilität, die vom Autofahren absieht, positiv. Zumindest, solange die Leute sich an die Regeln halten.

Der E-Scooter-Test in Stuttgart