Ebay will Bezahlprozesse künftig selbst regeln. Dadurch soll das Vertrauen der Nutzer steigen – und der Umsatz. Der Probebetrieb läuft bereits seit August.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Ebay ändert für Deutschland und Österreich den Verkaufsprozess. Von Sommer an müssen sämtliche Transaktionen mit einem von Ebay angebotenen Bezahlsystem abgewickelt werden. Ein genaues Startdatum konnte das Unternehmen am Dienstag nicht nennen.

 

Verkaufen über Ebay wird künftig so ablaufen: Ein Kunde kauft oder ersteigert ein Produkt; den Kaufpreis überweist er an Ebay. Nach Zahlungseingang informiert Ebay den Verkäufer, der dann den Artikel versendet. Nach einer fixen Frist leitet Ebay das zurückgehaltene Geld an den Verkäufer weiter.

Nach diesem Verfahren laufen bereits sämtliche Transaktionen ab, die über Ebays Bezahldienst Paypal abgewickelt werden. Zudem testete Ebay das neue Verfahren: Alle seit Ende August 2011 angemeldeten Verkäuferkonten – laut Ebay mehr als 500 000 – waren bereits dieser Zahlungsabwicklung unterworfen. Künftig soll Ebay bei allen Bezahlprozessen zwischengeschaltet werden. Bisher war es auch möglich, den Kaufpreis direkt an den Verkäufer zu überweisen.

Ist die Neuregelung besser für die Käufer?

Ebay argumentiert bei der Neuerung mit Verbesserungen für die Käufer: „Die Käufer werden unabhängig von der gewählten Zahlungsmethode voll abgesichert sein“, schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Falls der Käufer den Artikel nicht erhalte oder die Ware anders als bestellt eintreffe, werde er „den Kaufpreis inklusive Versandkosten von Ebay zurückerhalten“, heißt es weiter.

Dieser „Käuferschutz“ sei von Ebay-Kunden ausdrücklich gewünscht, sagte eine Unternehmenssprecherin. Ebay hofft, dass sich die Kunden mit dem neuen Verfahren sicherer fühlen und mehr einkaufen. Das Unternehmen beruft sich auf Ergebnisse einer Forsa-Umfrage aus dem Vorjahr. Die Erhebung hatte ergeben, dass Kunden im deutschsprachigen Raum unbekannten Ebay-Verkäufern oft misstrauen und seltener bei ihnen bestellen.

Der „Käuferschutz“ geht zulasten der Verkäufer

Der „Käuferschutz“ geht zulasten der Verkäufer: Ebay wird das vom Käufer erhaltene Geld künftig sieben Tage oder länger zurückhalten. Ausgenommen sind nur Händler, die häufiger Produkte verkaufen. Diese Verkäufer sollen ihr Geld binnen eines Tages überwiesen bekommen.

Im Testbetrieb seit vergangenem Sommer hatte Ebay das Geld teils vierzehn Tage und länger einbehalten. Nach Verkäuferprotesten wurde dies geändert. Aktuell sind mehr als fünf Millionen private und rund 175 000 gewerbliche Verkäufer auf der Internetseite registriert.

Gewerbliche, nicht aber private Verkäufer müssen künftig zusätzlich zur Verkaufsprovision eine Gebühr von zwei Prozent der Kaufsumme berappen. Das entspricht fast exakt den Gebühren, die derzeit bei der Nutzung von Paypal fällig werden. Die Zinsen für den Zeitraum, in dem Ebay das Geld bis zur Auszahlung an den Verkäufer zurückhält, kassiert das Unternehmen.

Weniger Auktionshaus, mehr integrierte Verkaufsplattform

Mit dem neuen Verfahren geht Ebay einen weiteren Schritt hin zu einer integrierten Verkaufsplattform. Das einstige Online-Auktionshaus war in den ersten Jahren von privaten Verkäufern dominiert. Inzwischen wird die Mehrzahl der Verkäufe von gewerblichen Anbietern getätigt, überdies werden immer mehr Produkte zum Festpreis angeboten. „Wir sind ja schon lange keine reine Auktionsplattform mehr“, sagte eine Sprecherin am Dienstag.

Diese Entwicklung geht weiter. Früher war eine Beurteilung des Verkäufers wichtig: Viele gute Käufermeinungen signalisierten Seriosität. Dies wird durch den „Käuferschutz“ nun entwertet: Es soll für den Verkaufserfolg weniger relevant sein, wie viele positive Bewertungen ein Verkäufer erhält, weil Ebay alle Risiken übernimmt. Gelegenheitsverkäufer müssen im Gegenzug länger auf ihr Geld warten.

„Für uns bleiben noch ein paar Fragen offen“, sagte ein Sprecher der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. So sei unklar, wie Ebay die maximal einwöchige Auszahlungsfrist mit dem zweiwöchigen Rückgaberecht zusammenbringe. Die Ebay-Sprecherin erklärte, man werde in diesem Fall das Geld erstatten und sich den Betrag vom Verkäufer zurückholen.