Die vier neuen Mitfahrbänke sollen eine Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr und zum Bürgerbus sein. Noch müssen sich die Bürger daran gewöhnen.

Ebersbach - Der Wind treibt bunte Blätter vor sich her. Es ist kalt – und keiner hält vor dem Eberbänkle gegenüber der evangelischen Kirche in Roßwälden. Die Eberbank ist eine Mitfahrbank, deren Rückenlehne der Silhouette des Ebersbacher Stadtmaskottchens, einem flotten Eber, nachempfunden ist. Sie ist eine von insgesamt vier. Eine weitere steht im Nachbarort Weiler, eine dritte in Bünzwangen. Auch in der Stadtmitte von Ebersbach bietet ein Bänkle Menschen einen Platz an, die mitgenommen werden wollen. Das gewünschte Ziel können die hoffnungsfrohen Mitfahrer auf einem metallenen Hinweisschild vor der Bank einstellen. So funktioniert das Trampen ohne ausgestreckten Daumen.

 

Beim Test der Autorin funktioniert es nicht. Eine kleine Ewigkeit, so scheint es, ist außer dem Lachen von drei Kindern, die gegenüber auf dem Gehweg spielen, nichts zu hören. Dann endlich ein Motorgeräusch. Doch Fehlanzeige, das Auto biegt vor dem Eberbänkle ab und verschwindet hinter einer Häuserzeile. Dann nähert sich eine kleine Kolonne, leider aber aus der falschen Richtung. Die Autos verlieren sich in den Seitenstraßen, wo ihre Fahrer zu Hause sind. Es ist 16 Uhr, die ersten machen Feierabend. Endlich rauscht eine dunkle Limousine heran. Sie hat ein Münchner Kennzeichen und ist, schwuppdich, auch schon wieder vorbei.

Die Bänke sind Marke Eigenbau

15 Minuten können lang sein. Die Kälte kriecht unerbittlich den Rücken hoch. Erneut brummen Motoren. Wieder fährt ein Münchner vorbei, auch einen Hamburger hat es nach Roßwälden verschlagen. Doch sie brausen vorüber, ohne die Eberbank nebst ihrer frierenden „Draufsitzerin“ auch nur eines Blickes zu würdigen. Da nutzt es auch nichts, dass die Eberbank wirklich schön anzusehen ist.

Das Holz stammt aus den Beständen des städtischen Bauhofs, dessen Mitarbeiter die Bank nach einem Entwurf von Franziska Schneider gefertigt haben. Franziska Schneider arbeitet im Bau- und Umweltamt der Stadt. „Das mit dem Eber war so eine Blitzidee“, erzählt sie und freut sich über ihren kreativen Beitrag zu diesem neuen Mobilitätsangebot. Da die Bänke Marke Eigenbau seien, hätten sich die Ausgaben dafür in Grenzen gehalten, sagt sie.

In Weiler klappt es sofort

Nach 20 Minuten ist die Schmerzgrenze erreicht. Es ist einfach kein Wetter, um auf einer Bank auszuharren. Zum Glück steht das eigene Auto nur ein paar Meter entfernt. Doch die Eberbank bekommt noch eine Chance – in Weiler, dem Teilort, der als erstes über die Einführung einer Mitfahrbank nachgedacht hat. Auch in Weiler steht das Eberbänkle direkt neben einer Bushaltestelle. Diesmal sitzt die Chronistin kaum, da stoppt schon ein Auto. Thomas Güthle sitzt am Steuer und erzählt, dass er seinen Vater besucht hat, der gegenüber wohnt. Vor ein paar Tagen habe er ihm und seiner Frau von der Mitfahrbank erzählt. „Wir fanden das sofort toll“, sagt Thomas Güthle, der sogleich den Entschluss fasste, auf jeden Fall jemanden mitzunehmen. Er werde auch in Zukunft Ausschau halten, ob jemand auf der Eberbank auf eine Mitfahrgelegenheit warte, versichert er.

Zur Ehrenrettung Roßwäldens soll nicht verschwiegen werden, dass der Ortsvorsteher Klaus Herrmann jüngst ohne eigenen fahrbaren Untersatz pünktlich zu einer Ausschusssitzung nach Ebersbach kam. Das erste Auto hatte ihn mitgenommen. Thomas Müller, in der Stadtverwaltung zuständig für die Standortförderung, ist sicher, dass das Eberbänkle noch besser funktioniert, sobald sich erst einmal herumgesprochen hat, wozu es gut ist.