Das Ebersbacher Kinderhaus wird an diesem Samstag eingeweiht. Mehr als drei Jahre lang zogen sich die Bauarbeiten hin, weil sich das Bauamt und Generalunternehmer immer wieder über die Ausführung gestritten haben.

Region: Corinna Meinke (com)

Ebersbach - Doppelt so lange als gedacht hat der Bau des neuen Kinderhauses der Stadt Ebersbach gedauert. Am Samstag wird der Neubau mit eineinhalbjähriger Verspätung endlich eingeweiht. Der Bau des mit 3,1 Millionen Euro veranschlagten kommunalen Projekts stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Zunächst verzögerte eine Debatte über notwendige Baumfällungen den Beginn, und unmittelbar nach dem Spatenstich kam es zum Baustopp, weil sich das Generalunternehmen Holzbau Moser aus Salach – wie berichtet – mit der Stadt über den Umfang und die Ausführung der Arbeiten stritt.

 

Der Groll darüber scheint weitgehend verflogen, und offenbar überwiegt die Freude, dass Ebersbach nach jahrelangem Kampf endlich sein neues pädagogisches Konzept umsetzen kann, wonach Kinder vom Krabbelalter bis zum Ende der Grundschulzeit unter einem Dach vereint sind. Möglich macht dies die räumliche Nähe von Kinderkrippe, Kindertagesstätte und Grundschulkinderbetreuung, welche die Mädchen und Jungen der benachbarten Marktschule nutzen. Während der langen Bauzeit habe es aber lediglich an Plätzen für Krippenkinder gehapert, sagte der stellvertretende Hauptamtsleiter Egon Eisele. Insgesamt fünf Kleinkinder hätten vorübergehend im Ortsteil Roßwälden versorgt werden müssen.

Aus eineinhalb Jahren sind drei geworden

Die Mitarbeiter im Rathaus sind mit diesem Projekt der langen Dauer wegen – aus eineinhalb Jahren wurden am Ende drei – offenbar an den Rand der Belastbarkeit geraten. „Ein paar graue Haare mehr sind es bei mir schon geworden“, sagt der stellvertretende Bauamtsleiter Dietmar Dorn und spielt damit auf die Sonderschichten im Bauamt in Zusammenhang mit der schwierigen Realisierung an. „Das Bauamt hat einen guten Job gemacht“, lobt dafür der Sprecher der Freien Wähler im Gemeinderat, Armin Bühler, den großen Einsatz der Mitarbeiter Dorns, und seine SPD-Kollegin Ingrid Scherr spricht anerkennend von einem „Kraftakt für das Personal“. „Das war sehr nervenzehrend, aber die Stadt hat sich in allen Fällen durchgesetzt, und wir sind eine harte Linie gefahren“, beschreibt der Baufachmann Dorn die aufreibende Bauzeit.

Die Stadt hat sich mit Hilfe von Anwälten gegenüber dem Generalunternehmer behaupten müssen. Dieser hatte unter anderem bestritten, dass die Fachplanung und die Statik des Gebäudes ein Teil der Ausschreibung gewesen seien. Selbst der Innenausbau war nach Dorns Worten bis vor kurzem strittig. „Wir haben ein Dreivierteljahr verloren, weil nicht die bestellte Qualität geliefert werden sollte“, beschreibt Dorn den Streit über die Ausführung der Installationen, die nicht in einer Vormauerung, sondern direkt in den Wänden platziert werden sollten.

Gespanntes Warten auf die Schlussabrechnung

Eigentlich hatte sich der Gemeinderat bei der Beauftragung für einen Holzmodulbau entschieden, weil ein solcher mit 12 bis 16 Monaten Bauzeit normalerweise schnell gehe, bestätigt Dorn. Und für die Vergabe an einen Generalunternehmer habe der Festpreis gesprochen. Ingrid Scherr wertet die Beauftragung eines solchen Generalunternehmers aber als „eine falsche Entscheidung“, weil es im Kinderhaus auf viele Details angekommen sei, und da stecke bekanntermaßen der Teufel drin. Voller Spannung warten die Verwaltung und der Gemeinderat nun auf die Schlussabrechnung, die der Generalunternehmer noch nicht vorgelegt hat.

Das neue Kinderhaus bietet Platz für die Kleinsten im Alter von ein bis drei Jahren in zwei Gruppen mit jeweils zehn Kindern. Die Betreuung in der Krippe ist von 7 bis 17 Uhr montags bis freitags flexibel wählbar. Das gilt auch für 20 der insgesamt 45 Kindergartenplätze. Außerdem werden hier bis zu 40 Grundschulkinder der benachbarten Marktschule vor und nach dem Unterricht versorgt.

Im April 2012 wurde der Plan der Architekten Bauer und Behringer zum Siegerentwurf gekürt. Weil einige Stadträte mehrere Kastanienbäume, die im Baufeld standen, retten wollten, verzögerte sich der Spatenstich, die Fertigstellung sollte aber schon Ende 2013 erfolgen. Wegen des Streits mit dem Generalunternehmer u wurde erst im Juli 2014 Richtfest gefeiert. Auch der Innenausbau dauerte länger als geplant, und so konnte das Haus erst im vergangenen September bezogen werden.