Die Stadt möchte günstigen Wohnraum für weniger gut Betuchte schaffen – doch die Anwohner fürchten, ein sozialer Brennpunkt könnte entstehen.

Region: Corinna Meinke (com)

Ebersbach - Wenig Verständnis und umso mehr Misstrauen sind dem Ebersbacher Bürgermeister Eberhard Keller und seinen Mitarbeitern bei dem Informationsabend zur geplanten Wohnbebauung im Dachsweg entgegengeschlagen. Dort sollen städtische Wohnungen für Geringverdiener entstehen. Die Anwohner rechnen mit einem sozialen Brennpunkt und kritisieren die Parkmisere.

 

Die Bürger befürchten eine Getto-Bildung

Kommen die Informationen der Stadtverwaltung bei den betroffenen Ebersbachern an? Und wollen die Bürger den Erläuterungen überhaupt Glauben schenken? Diese Fragen drängten sich im Laufe des Abends auf, zu dem rund 80 Anwohner gekommen waren. Mehrfach wurde die Sorge geäußert, im Dachsweg könnte ein Getto entstehen, insbesondere durch die Ansiedlung von Flüchtlingen. Andere Bürger sorgen sich um die künftige Sicherheitslage und eine Wertminderung ihrer Immobilien. In den Wochen zuvor hatte es eine Unterschriftenaktion und ein anonymes Flugblatt gegen die Baupläne gegeben.

Eine kleine Gruppe schneidig auftretender Männer unterstellte der Verwaltung an dem Abend beim Thema Flüchtlingsunterbringung Fehlinformationen und versuchte, zusätzlich Schärfe in die Debatte zu tragen. „Wir fühlen uns von der Stadt verschaukelt“, erklärte eine weitere Bürgerin, die die Informationspolitik der Kommune als unzureichend kritisierte und vermutete, ältere Pläne zum Bau einer Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge würden hier quasi durch die Hintertür doch noch verwirklicht. Bürgermeister Keller entgegnete, die Kommune stelle dem Kreis Wohnraum für Flüchtlinge in der Gemeinschaftsunterkunft (GU) in der Daimlerstraße zur Verfügung und sei hierbei sogar im Plus, außerdem habe man zwölf Wohnungen in der Daimlerstraße in Containerbauweise erstellt. Hier lebten Flüchtlinge, die die GU nach zwei Jahren verließen.

Wohnraum für weniger gut Betuchte ist geplant

Für die geplanten Wohnungen im Dachsweg könnten sich Geflüchtete mit Aufenthaltserlaubnis genauso bei der Kommune bewerben wie alle anderen Bürger mit geringem Einkommen. Überhaupt sei der Bedarf an günstigem Wohnraum für weniger Betuchte wie die Bäckereifachverkäuferin oder Pflegefachkräfte in Ebersbach groß. Städtische Wohnungen könnten außerdem am Festplatz in der Strut und im Rossrain in Roßwälden entstehen. Da die Voruntersuchungen dort aufwendiger seien, wolle man zunächst mit dem ersten Bauabschnitt im Dachsweg beginnen.

Die Kommune möchte das weitgehend als Parkplatz genutzte städtische Grundstück mit bis zu neun Doppelhäusern mit jeweils zwei städtischen Wohnungen in drei Bauabschnitten bebauen. Die ersten vier Wohnungen sollen im Frühjahr 2019 bezugsfertig sein.

Der dritte Abschnitt, auf dem das heutige Vereinsheim der Kleintierzüchter steht, sei nur als künftige Entwicklungsreserve vorgesehen. „Wir wollen ihnen nicht kündigen“, versuchte Keller die Sorgen von Vereinschef Lothar Kress zu zerstreuen. So lange der Verein aktiv sei und das Gebäude in Schuss halte, genieße er Bestandsschutz.

Zusätzliche Parkflächen könnten westlich des Friedhofs entstehen, auch dies werde derzeit geprüft.