Mit Gesteinsproben aus der Verbotenen Stadt hat es begonnen – inzwischen arbeitet das Ebersbacher Büro Aedis weltweit zusammen mit Kärcher in der Denkmalpflege.

Göppingen - Von Göppingen bis Peking und von Esslingen bis New York – die Referenzliste mit Projekten des Büros Aedis aus Ebersbach-Roßwälden ist lang und erstreckt sich nahezu über die ganze Welt. Die Architekten und Restauratoren haben sich auf besondere Projekte im Bereich Denkmalpflege spezialisiert.

 

Schloss Favorite, Siechenkapelle Geislingen und noch viel mehr

„Wir können uns vor Arbeit kaum retten“, beschreibt der Diplomrestaurator Georg Schmid die Nachfrage von Besitzern bedeutender Kulturdenkmale. Dazu gehören das Land Baden-Württemberg, die Bundesbaubehörden, Kommunen und Kirchen, die meist die Auftraggeber sind. So werden nun am Schloss Favorite in Ludwigsburg Dach und Fassade in Stand gesetzt, die Geislinger Siechenkapelle wird entsalzt, während es in Esslingen galt, an Burgstaffel, Sailergang und Melac-Staffel das Holztragwerk und die historische Dachdeckung herzurichten. Schloss Salem, Oberhofenkirche Göppingen, die Stettener Glockenkelter, die Basilika in Weingarten, die Stuttgarter Lusthausruine, das Neue Museum Berlin und das Landgericht Karlsruhe – diese und noch viel mehr bedeutende Bauwerke sind von den Aedis-Fachleuten begutachtet und dokumentiert, konserviert oder restauriert worden.

Auch in New York ist die Firma im Einsatz

Aber auch um einen indischen Tempel, den Niagara Falls Skylon Tower in Kanada und sogar um den Natursteinsockel der New Yorker Freiheitsstatue haben sich die Aedis-Fachleute intensiv gekümmert. Bekannt ist das Unternehmen für den sorgsamen Umgang beispielsweise bei der Restaurierung von Natursteinfassaden wie am Kloster Maulbronn oder an der Jubiläumssäule auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Zu Werke geht Aedis dabei im engen Schulterschluss mit Fachleuten der Denkmalämter, der Baustoffforschung und naturwissenschaftlicher Labore. Außerdem pflegen die Ebersbacher eine enge Partnerschaft mit dem Reinigungsgerätehersteller Kärcher aus Winnenden (Rems-Murr-Kreis).

Häufig gehe es um sehr zeitintensive Aufgaben. So wie beim Salemer Münster beispielsweise, wo der schlechte Zustand der bemalten Gewölbeflächen, von denen bereits Teile der Malschichtoberfläche herabrieselten, untersucht, das Schadensbild erfasst sowie ein Maßnahmenkonzept erstellt wurde.

Salem ist eine große Herausforderung

„Wir standen von einem Tag auf den anderen vor dieser großen Erhaltungsaufgabe und sind froh, so erfahrene Partner an der Seite zu haben“, beschreibt Peter Moser, der das Amt Ravensburg der Landesbehörde Vermögen und Bau leitet, die Herausforderung nachdem das Land Baden-Württemberg die Salemer Immobilie erworbenhatte. Inzwischen ist das Beispiel Salem auch bei der 23. Tagung Natursteinsanierung der Stuttgarter Hochschule für Technik (HFT) während einer Exkursion vorgestellt worden.

Kärcher investiert in Kultursponsoring

„Man kennt sich und tauscht sich hier regelmäßig aus“, beschreibt Frank Schad solche Treffen unter Fachleuten. Schad leitet beim Winnender Reinigungsgerätehersteller Kärcherdie Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und befasst sich seit vielen Jahren mit Kultursponsoring, in dessen Rahmen das Unternehmen jedes Jahr sechsstellige Beträge in die Reinigung von Baudenkmälern weltweit und deren fachliche Begleitung investiert. Das nötige Fachwissen, das sich gerade immer mehr verwissenschaftliche, komme von spezialisierten Firmen wie eben auch Aedis. Ohne eine Reinigung beispielsweise von Flechten, Moosen und Algen drohe sich Naturstein unwiederbringlich zu zersetzen, und die dunklen Beläge verursachten thermische Spannungen und verhinderten die so genannte Dampfdiffusion, bei der der Stein atme.

Mit Gesteinsproben aus der Verbotenen Stadt hat es begonnen

Gesteinsproben aus der Verbotenen Stadt in Peking haben Kärcher und die Fachleute aus Ebersbach vor Jahren zusammengebracht. Angebahnt worden waren die Kontakte von der Professorin Gabriele Grasegger, die das Labor für Bauchemie an der HFT leitet. Auch Georg Schmid war in China und hat für die stark angegriffenen Marmorterrassen, auf denen die Holzgebäude stehen, ein Sanierungskonzept entwickelt.

Weil häufig das Geld fehle, sei mitunter nicht klar, ob wirklich eines Tages restauriert werden könne, erklärt Schmid die langwierigen Prozesse, die sich gerade in den Entwicklungs- und Schwellenländern hin schleppten. Wenn nicht nur Konzepte geschrieben, sondern tatsächlich restauriert werden kann, entstünden häufig auch neue technische Verfahren. Als bahnbrechend bezeichnet Schad das Trockeneisstrahlen, mit dem die Aedis- und Kärcherfachleute die Lügenbrücke im rumänischen Sibiu von der alten Farbe befreit hätten. Im Gegensatz zum früher üblichen Sandstrahlen sei so die Gusshaut nicht verletzt worden, die für den Korrosionsschutz so wichtig sei. Und mit einer neuen Blattgoldauflage habe Schmid, der sich zudem aufs Vergolden verstehe, den Verzierungen zu neuem Glanz verholfen.

Ein klassisches Architekturbüro seien sie halt nie gewesen, berichtet der aus Hochdorf (Kreis Esslingen) stammende Architekt Peter Reiner, der gemeinsam mit dem Restaurator Albert Kieferle und Georg Schmid zum Aedis-Gründungstrio zählt. Eher ein interdisziplinäres Büro, in dem Praktiker aus dem Handwerk und Planer an einem Strang zögen. Und das stets auf Augenhöhe, ergänzt Schmid.

Handwerker und Planer arbeiten im selben Team

Innovativ
: Der Firmensitz der Aedis für Planung, Restaurierung und Denkmalpflege stellt ein ökologisches Vorzeigeprojekt dar. Das Solaraktivhaus, das einen hohen Energiestandard erreicht, soll den Großteil des Energiebedarfs aus der Kraft der Sonne gewinnen und damit pro Jahr 20 000 Kilogramm CO2 einsparen. Damit will das Unternehmen pro Jahr rund 2500 Euro weniger für Energiekosten aufwenden.

Speicher:
Herzstück der Technik ist ein riesiger Warmwasserbehälter, der über zwei Stockwerke reicht und der die Wärme für sonnenarme Zeiten einlagern soll.

Gründach
: Das begrünte Dach wird mit Abwasser aus den Waschbecken und Geschirrspülern versorgt. So soll an heißen Tagen lokal die Umgebungstemperatur um bis zu zwei Grad gesenkt werden. Die Eckdaten aus dem Pilotprojekt sollen neue Berechnungsverfahren ermöglichen. Dazu wird dieses Verfahren von den ausführenden Firmen als Forschungsprojekt ausgewertet. Für das Gründach spricht nach Auffassung der Planer außerdem, dass die Grünfläche sowohl der Luftreinigung sowie als Lebensraum für Insekten und Vögel diene.

Team
: In dem 20-köpfigen Team arbeiten Architekten und Bautechniker. Den handwerklichen Part vertreten ein Steinmetz- und ein Zimmermeister, außerdem mehrere, Restauratoren, Bauzeichnerinnen und kaufmännische Angestellte.