Auch in fetten Jahren muss Ebersbach weiter Schulden machen. Der neue Bürgermeister Eberhard Keller (SPD) sagt, die Kommune habe sich in der Vergangenheit übernommen.

Region: Corinna Meinke (com)

Ebersbach - Ebersbach hat sich verlupft, so lassen sich die Worte von Bürgermeister Eberhard Keller (SPD) zur Haushaltslage interpretieren: „Die Stadt hat sich in der Vergangenheit mehr vorgenommen, als sie mit ihren Ressourcen, den finanziellen als auch den personellen stemmen kann“, formulierte es der Verwaltungschef, der Ende Mai als Nachfolger von Sepp Vogler gewählt worden war. Seit Jahren müht sich die Kommune, die Verschuldung einzudämmen. Erste Sparschritte sind nun von der Haushaltsstrukturkommission formuliert worden.

 

Auch in fetten Jahren werden weiter Schulden gemacht

Nur gut, dass die Steuerschätzung vom November die Ebersbacher Finanzen in einem milderem Licht erscheinen lässt und die Kurve der städtischen Verschuldung dank der Hochkonjunktur nun deutlich flacher verläuft. Der Höchststand der Schulden, mit voraussichtlich zwölf Millionen Euro, wird aber erst 2019 erreicht sein. Ursprünglich war der Kämmerer Oliver Marzian sogar von 20 Millionen ausgegangen. Zupass kommen der Stadt erneut höhere Einkommensteuereinnahmen und Schlüsselzuweisungen sowie anhaltend gute Einkünfte aus der Gewerbesteuer. Und trotzdem benötigt die Kämmerei auch 2018 frisches Geld in Höhe von 2,5 Millionen Euro Kreditaufnahme, um wirtschaften zu können.

„Wir haben keine Reserven, um einige schlechte Jahre zu überbrücken“, erklärte dazu Oliver Marzian. Als ersten Schritt hat die Haushaltsstrukturkommission deshalb das Investitionsvolumen bis 2021 um 4,2 Millionen Euro gesenkt. Damit habe man allerdings erst die kleineren Steine aus dem Weg geräumt, im nächsten Frühjahr müsse man die schwierigen Themen diskutieren, kündigte Keller an. Das Jahr 2018 bezeichnete er als Jahr der Grundlagenarbeit, in dem das integrierte Stadtentwicklungsprojekt mit Beteiligung der Bürger fertiggestellt und die Neuausrichtung der Verwaltung auf Basis einer Organisationsentwicklung angestoßen werden sollen.

Wohnraum soll dringend geschaffen werden

Als besonders dringend gilt auch die kontrovers diskutierte Aufgabe, Wohnraum zu schaffen. Zuletzt hatte die Diskussion um den geplanten Bau städtischer Wohnungen für Menschen mit Wohnungsberechtigungsschein im Dachsweg gezeigt, dass die Pläne die Anwohner beunruhigen. Sorgen, denen man die Worte des Kämmerers entgegenhalten könnte: „Die Mitte unserer Gesellschaft kann sich nicht mehr adäquat am Wohnungsmarkt versorgen. Ein Drittel der Bevölkerung in Baden-Württemberg hat Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein.“ Betroffen seien Hauptverdiener in Berufsgruppen, die „das Rückgrat unserer Gesellschaft bilden“: Erzieher, Pflegekräfte, Polizisten, Handwerker sowie Angestellte im Einzelhandel oder der Kommunalverwaltung.