Rainer Hundsdörfer muss wegen unterschiedlicher Auffassung über die Unternehmensführung gehen. Der Maschinenbauverband VDMA muss möglicherweise einen neuen Vorsitzenden suchen.

Stuttgart - Der Ventilatorenhersteller EBM-Papst trennt sich von seinem bisherigen Firmenchef Rainer Hundsdörfer. Der 58-Jährige habe das Unternehmen zum 30. April „einvernehmlich“ verlassen, heißt es in einer Mitteilung aus dem hohenlohischen Mulfingen. Grund für die Trennung seien unterschiedliche Vorstellungen über die künftige Unternehmensführung, sagte der Vorsitzende des Beirats, Thomas Fischer. „Jede Zeit“ brauche den richtigen Chef an der Spitze eines Unternehmens, erklärte Fischer. Bei dem weltweit führenden Ventilatorenhersteller sei nun ein Manager gefragt, „der mehr technologiegetrieben ist“, erklärte Fischer. Über die Grundsätze und Ziele der künftigen Unternehmensführung habe zwar Einigkeit zwischen Beirat und dem Vorstandsvorsitzenden geherrscht, entscheidend sei aber, wie man die Ziele erreichen wolle, meinte Fischer. Gerade im technologischen Bereich tue sich „unheimlich viel“, meinte der Vorsitzende des Beirats. So überraschend wie das Ausscheiden von Hundsdörfer kommt die rasche Trennung. Noch auf der Industriemesse in Hannover, die am 29. April zu Ende gegangen war, war der Vorstandsvorsitzende als Repräsentant des Unternehmens aufgetreten. An diesem Tag war nach den Angaben von Fischer auch die Entscheidung über das Ausscheiden von Hundsdörfer gefallen. „Wenn man eine Entscheidung fasst, sollte man dies auch umsetzen“, meinte Fischer zu der raschen Trennung, sonst kämen im Unternehmen Gerüchte in Umlauf. Für alle Beteiligten sei die Trennung ein sehr emotionaler Akt gewesen. Auch Gerhard Sturm, dem Miteigentümer und Gründer von EBM-Papst sei dies schwer gefallen. Der Beirat, der jetzt über das Ausscheiden von Hundsdörfer entschieden habe, sei im Januar installiert worden, sagte Fischer. Fischer ist auch Aufsichtsratsvorsitzender und Gesellschafter des Ludwigsburger Autozulieferers Mann + Hummel. Eigentümer von EBM-Papst sind neben der Familie Sturm zwei weitere Unternehmerfamilien.

 

Der 1957 in Tübingen geborene Hundsdörfer stand nur dreieinhalb Jahre an der Spitze von EBM-Papst. In dieser Zeit stieg der Umsatz des Unternehmens von knapp 1,4 Milliarden Euro auf 1,7 Milliarden Euro, die Zahl der Mitarbeiter erhöhte sich von 10 900 auf 12 500. Der Ventilatorenhersteller schreibt auch solide schwarze Zahlen. Das Unternehmen hebt in seiner Mitteilung auch hervor, Hundsdörfer habe sich um nachhaltiges Wirtschaften und die Herstellung energiesparender Ventilatoren verdient gemacht. Ein Beobachter aus Hohenlohe meinte zu der Ablösung in Mulfingen, es habe „schon länger Unruhe im Dorf“ gegeben, da Hundsdörfer offenbar vorhatte, viele Abläufe im Unternehmen zu ändern.

Seit dem vergangenen November steht Hundsdörfer auch an der Spitze des Maschinenbauverbands VDMA in Baden-Württemberg. Dieser muss sich nun möglicherweise einen neuen Vorsitzenden suchen. Laut Satzung muss ein Vorstandsmitglied des Verbands Geschäftsführer oder Inhaber eines Unternehmens sein. „Wir werden das weitere Vorgehen nun im Vorstand beraten“, sagte der VDMA-Geschäftsführer im Südwesten, Dietrich Birk.

Hinter den Kulissen rumorte es schon seit Längerem, berichten Insider. Hundsdörfer habe „ein Konzerndenken an den Tag gelegt“, das speziell bei Sturm nicht gut angekommen sei. Sturm ist äußerst diskret, bescheiden und bodenständig. So saß er früher etwa auch für die CDU im Kreistag des Hohenlohekreises. Da sei es nicht gut angekommen, dass sich Hundsdörfer bei Terminen wie Mitarbeiter- oder Ruheständlerehrungen öfter habe entschuldigen lassen und schon mal mit dem Porsche auf den Hof gebraust sei. Das Fass zum Überlaufen gebracht haben mag, dass sich Hundsdörfer zum Vorsitzenden des Maschinenbauverbands wählen ließ, ohne Sturm vorab über seine Pläne zu informieren.