Die Ära der Schassbergers am Ebnisee ist endgültig vorbei. Das renommierte Romantikhotel ist verkauft. Der neue Betreiber will bereits kommende Woche eröffnen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Kaisersbach - Nach acht Generationen ist die Gastronomen-Ära Schassberger am Ebnisee endgültig beendet. Das Romantikhotel, das aus einer 1756 eröffneten Flößergaststätte hervorgegangen war, ist verkauft worden. Der Leonberger Privatier Stefan Kötzschke bestätigte den Kauf, über den Preis und die Anteile der Erwerber indes wollte er keine Auskunft geben. Das Haus, das künftig unter dem Namen Naturparkhotel Ebnisee firmieren soll, werde von „einer privaten Familie“ erworben und von seiner Frau Loredana geführt. Diese betreibe bereits ein Hotel namens Gästevilla in Leonberg, ein laut Kötzschke „kleineres Haus mit großer Beliebtheit“. Ob man dieses weiterführen werde, sei noch nicht entschieden. Der Fokus liege zurzeit ganz klar auf dem neuen hotel, das am 15. April seinen Betrieb aufnehmen soll.

 

Man sei schon länger auf der Suche nach einem Objekt gewesen, sagte Kötzschke auf Anfrage. Mit dem Hotel am Ebnisee erfülle sich seine Frau nicht nur einen Herzenswunsch, er selbst kehre gewissermaßen zu den Wurzeln seiner Familie zurück, die in Schwäbisch Gmünd und damit ganz nah am Rems-Murr-Kreis lägen.

Das Naturparkhotel werde eine „gute Qualität zu günstigen Preisen“ anbieten. Das Preisniveau werde deutlich unter dem des Vorgängers liegen, das günstigste Doppelzimmer inklusive Frühstück bereits zum Preis von 34 Euro pro Person zu haben sein. In Jürgen Hess, dem Betreiber der Fellbacher Weinstube Mack, habe man einen renommierten Koch als Küchenchef gewonnen. Ob dieser die Weinstube in Fellbach weiter betreiben werde, wisse er nicht, sagte Kötzschke.

Mit dem Naturparkhotel wolle man viele Zielgruppen ansprechen, vom Wochenendtouristen über Wellness-Erholungssuchende bis zu Geschäftsreisenden und Seminaranbietern. Auch den unmittelbaren Nachbarn stehe das Haus offen, man denke beispielsweise darüber nach, einem örtlichen Verein die Tennishalle zu Übungszwecken anzubieten. Allerdings solle mit der Tradition prominenter Übernachtungsgäste nicht gebrochen werden. Im Gegenteil: Kötzschke will eigenen Angaben zufolge seine Kontakte zu dem Betreiber einer größeren Kinokette ausnutzen. Die luxuriöseren der insgesamt 47 Zimmer am malerischen Ebnisee könnten bei Stuttgarter Film-Previews von Schauspielern und ihren bekannten Gästen belegt werden.

Die bisherigen Betreiber des Romantikhotels, Ernst-Karl Schassberger und seine Schwester Ulrike, die das Hotel vor neun Jahren von den Eltern übernommen hatten, gaben „private und geschäftliche Gründe“ für den überraschenden Verkauf an. Sie hatten für den Betrieb zuletzt freilich auch Insolvenz anmelden müssen. Bereits kurz nach der seinerzeitigen Übergabe des Hotels an die achte Schassberger-Generation hatte ein Rosenkrieg der Eltern, Ernst-Ulrich und Iris Schassberger, die Idylle am Ebnisee getrübt. Gleich mehrfach trafen sich die zerstrittenen Parteien vor Gericht. Der Vater, der in unmittelbarer Nachbarschaft sein Büro betreibt, bemühte sich zum Teil auf skurrile Art, die gastronomischen Anstrengungen seiner Kinder, die sich auf die Seite ihrer Mutter gestellt hatten, zu torpedieren.

Der Familienname wird nun endgültig von dem Hotelschild getilgt. Rund ein Jahr lang habe man sich um die Vermarktung des Hauses bemüht, sagte eine Sprecherin des vermittelnden Unternehmens Tophotel Consultants auf Anfrage. „Aufgrund des außergewöhnlichen Renommee mussten wir besonders sensibel vorgehen.“