Im Zuge der Dammsanierung am Ebnisee hat der Forst auch eine gründliche Gehölzpflege gemacht. Einige Laien vermuten massiven Umweltfrevel – völlig zu Unrecht, wie es aus dem zuständigen Geschäftsbereich des Landratsamts heißt.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Kaisersbach - Über zweieinhalb Wochen hinweg ist der Wasserspiegel des Ebnisees um insgesamt zwei Meter abgesenkt worden. Stück um Stück, zehn Zentimeter pro Tag, habe man Wasser abgelassen, sagt Jürgen Baumann, der beim Geschäftsbereich Forst des Landratsamts unter anderem für Bauwerke an den Waldseen zuständig ist. Es hätte auch deutlich schneller gehen können, doch man habe genau darauf geachtet, dass die Seebewohner sich rechtzeitig in tiefere Regionen zurückziehen konnten. Zahlreiche Waldarbeiter hätten dafür gesorgt, dass auch die Teichmuscheln nicht liegen blieben und austrockneten.

 

Der Grund für den gewollten Aderlass sind Anpassungen im Dammbereich gewesen. Der Ebnisee, vor rund 250 Jahren eigens zum Transport von Flößerholz aufgestaut, war nach dem verheerenden Hochwasser im Jahr 2011, das von den Höhen des Schwäbischen Waldes aus unter anderem auch das Wieslauftal überschwemmte, als mittleres Hochwasserrückhaltebecken eingestuft und als solches einer sogenannten vertieften Sicherheitsüberprüfung unterzogen worden. Diese hatte zwar ergeben, dass das in den 1990er-Jahren von Grund auf erneuerte Stauwerk äußerst stabil dasteht, aber auch – insbesondere technische – Nachbesserungen braucht. Und um diese vornehmen zu können, musste der Wasserspiegel jetzt ein ganzes Stück abgesenkt werden.

Dammsensorik benachrichtigt die Förster automatisch

Mittlerweile sind die Bauarbeiter mit der gesamten Maßnahme weitgehend fertig. Der Damm ist unter anderem mit einer Sensorik ausgestattet worden, die in kritischen Situationen Benachrichtigungen auf die Handys von Jürgen Baumann und des zuständigen Revierförsters Andreas Kitschmer auslöst. Außerdem können beide jetzt beispielsweise jederzeit über das Internet den exakten Wasserstand des auch touristisch genutzten Sees abfragen.

Für den Laien sichtbar ist eher die Aufschüttung mit Steinen, die am Südufer aufgebracht wurde, um dort den Erddamm vor aufklatschendem Wasser zu schützen. Noch mehr fällt hingegen der freie Blick auf, den man nun von der Straße aus auf den See hat. Der Geschäftsbereich Forst hat dafür allerdings nicht nur Applaus geerntet. Einige Außenstehende vermuten gar einen massiven Frevel an der Natur.

Das sei natürlich Quatsch, sagt Jürgen Baumann, der von der Ausbildung her selbst Förster ist. Man habe zum einen gar keine Wahl gehabt und den Damm weitgehend frei räumen müssen, weil dies die Hochwasserschutzvorgaben so erforderten. Zum anderen sei eine allgemeine Gehölzpflege betrieben worden.

Seeschwinger müssen sich neue Bäume suchen

Leider hätten auch einige morsche Bäume und Äste am Westufer entfernt werden müssen – zum Leidwesen einiger Wagemutiger, die dort im vergangenen Sommer an mehreren Stellen Seile mit Griffen befestigt hatten, um sich wie Tarzan in den See zu schwingen. Man habe den Jugendlichen bestimmt nicht den Spaß verderben wollen, betont Jürgen Baumann, aber ein Teil der mehr als 100 Jahre alten Bäume sei marode und für die Seilschwinger höchst gefährlich gewesen. Einige von Letzteren hätten ihre Utensilien aber gesichert und bereits an anderer Stelle wieder angebracht.

Komplett verschwunden ist hingegen eine Badeinsel, die einige Meter vom Ufer entfernt Rast für Schwimmer bot. Man habe festgestellt, dass das auf einem Betonsockel befestigte Holzplateau stark beschädigt gewesen sei, sagt Baumann. Der Abriss habe die Bauarbeiter vor einige Herausforderungen gestellt, schließlich habe man die Insel nicht einfach im Wasser versenken können. Die Baggerfahrer hätten sich eigens Steine gelegt, um im tiefergelegten Wasser vorsichtig an die Insel heranfahren zu können und diese dann Stück für Stück weggeräumt. Ein neues Plateau müsste nach Ansicht von Baumann unbedingt schwimmend verlegt und mit einem Anker befestigt werden, damit es nicht das gleiche Schicksal ereilt wie sein Vorgänger. Ob überhaupt eine neue Insel angeschafft wird, ist allerdings noch offen.

Ähnlich sieht es wohl auch mit einer anderen Maßnahme aus. Wie berichtet, hatten sich die Gemeinde Kaisersbach und der Ebniseeverein um eine drohende Verschlammung der „Perle des Schwäbischen Waldes“ gesorgt und eine Abhilfe im Zuge der Dammsanierung angeregt. Dies war wegen fehlender naturschutzrechtlicher Gutachten und einer ungeklärten Finanzierung zunächst verworfen worden. Der neue Landrat Richard Sigel indes hatte versprochen, in einer gemeinsamen Projektgruppe, die vom Landratsamt koordiniert wird, Lösungswege zu besprechen.

Ein wenig Biomasse ist dem See durch die Aufforstung des Westufers bereits genommen worden. Und ein erneutes Wasserablassen wäre laut Jürgen Baumann das kleinste Problem, weil mit einem Handgriff erledigt. Jetzt allerdings wünscht er dem See nach dem extrem trockenen Sommer erst einmal das Gegenteil: „Ein paar kräftige Regenfälle würden ihm gut tun.“