In Deutschland sind Experten gegen Kontrollen an Flughäfen. Derweil hat die registrierte Zahl der Ebola-Fälle 10.000 überschritten, doch die Dunkelziffer ist hoch. New York und zwei weitere US-Bundesstaaten stellen heimkehrende Helfer unter Quarantäne und ernten Kritik.

Genf/New York - Die Zahl der registrierten Ebola-Fälle in Westafrika ist auf mehr als 10.000 gestiegen. Aus Angst vor Ebola stellen New York und zwei weitere Bundesstaaten in den USA heimkehrende Ebola-Helfer für drei Wochen unter Quarantäne. Eine der Pflegerinnen beschwerte sich heftig über die Art des Umgangs mit ihr.

 

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Samstag sind insgesamt 10.141 Menschen an der Seuche erkrankt, 4922 davon sind gestorben. Experten gehen weiterhin von einer hohen Dunkelziffer aus. Zudem liegen der WHO für Liberia seit rund einer Woche keine aktualisierten Daten vor. In Sierra Leone ist die Zahl der Ebola-Fälle innerhalb von drei Tagen um fast 200 auf 3896 gestiegen. Dort starben 22 weitere Menschen an der Krankheit, berichtete die WHO in Genf.

Viele Ebola-Ärzte und Helfer aus den USA , die Ebolakranken in Westafrika geholfen haben, müssen sich bei ihrer Rückkehr einer dreiwöchigen Quarantäne unterziehen. Das entspricht der höchstmöglichen angenommen Inkubationszeit für die Erkrankung. Die neue Vorschrift gilt für solche, die auf dem JFK Flughafen in New York oder dem Newark Liberty International Airport im benachbarten New Jersey landen. Ein dritter US-Bundesstaat, Illinois, will die Maßnahme an Chicagos O’Hare Flughafen übernehmen, berichteten US-Medien am frühen Sonntag.

Kritik an der Quarantäne

Eine Krankenschwester, die nach ihrem Einsatz in Sierra Leone in New Jersey gelandet war, übte heftige Kritik am Umgang mit ihr. Sie sei erst stundenlang verhört und dann in einem Zelt vor der Uniklinik Newark untergebracht worden. Dort soll sie 21 Tage ausharren, obwohl nach einem CNN-Bericht zwei Bluttests inzwischen ergaben, dass sie frei von Ebola ist. „Die USA müssen rückkehrendes Pflegepersonal würdig und menschlich behandeln“, forderte die Frau in einem Beitrag für die Zeitung „Dallas Morning“.

Ein mit Ebola infiziertes Kleinkind in Mali ist gestorben. Dies bestätigte der Direktor des Krankenhauses, in dem das Mädchen behandelt wurde, dem französischen Auslandssender RFI. Es war der erste registrierte Ebola-Fall in Mali während der aktuellen Epidemie. Das Mädchen war nach Medienberichten zuvor im Nachbarland Guinea gewesen, das stark von der Seuche betroffen ist. Die Eltern waren beide an Ebola gestorben.

Gegen Sicherheitskontrollen an deutschen Flughäfen

Die Sprecherin des Robert Koch-Instituts (RKI), Susanne Glasmacher, sprach sich gegen zusätzliche Sicherheitskontrollen an deutschen Flughäfen aus. Bei allen Reisenden die Körpertemperatur zu messen, gleiche der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, sagte sie am Samstag im Interview mit dem WDR 5 Morgenecho: „Es gibt keine guten Daten, die belegen würden, dass das mehr als Aktionismus ist.“ In Sierra Leone, Liberia und Guinea starten keine Direktflüge nach Deutschland. Glasmacher geht davon aus, dass es in Deutschland höchstens einzelne Ebola-Fälle geben wird. „Die Infektion ist nur übertragbar durch direkten Kontakt zu Körperflüssigkeiten. Also man muss jemanden schon wirklich anfassen und derjenige muss auch sichtbar erkrankt sein.“

Die Lage in Sierra Leone bezeichnete der Vorsitzende der Hilfsorganisation Cap Anamur, Werner Strahl, als sehr ernst. „Die Preise für Nahrungsmittel haben sich verdoppelt, der Tourismus ist völlig zusammengebrochen, es wird nicht mehr richtig gearbeitet. Transporte im Land sind schwierig geworden. Ganze Straßenzüge sind unter Quarantäne gestellt“, sagte Strahl in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.