Bernie Ecclestone hat seine Geschäfte immer mit äußerst harten Bandagen geführt. Doch als Grund, warum er einem ehemaligen bayerischen Landesbanker Millionen gezahlt hat, beschreibt er ein gegen ihn gerichtetes Komplott.

München - Im Bestechungsprozess gegen den Formel-1-Chef Bernie Ecclestone sind die Zweifel an dessen Unschuldsbehauptungen größer geworden. Umumstritten ist beim Verfahren vor dem Landgericht München zwar, dass Ecclestone dem ehemaligen Vorstand der BayernLB, Gerhard Gribkowsky, 44 Millionen Dollar (rund 32 Millionen Euro) bezahlt hat. In der Version des Briten war das aber nicht Bestechung. Ecclestone stellt sich als Opfer einer Erpressung da. Doch dies ist nicht nur nur für die Ermittler wie Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl unglaubhaft.

 

Die erfahrene Juristin, die auch im Siemens-Schmiergeldprozess ermittelt hat, machte in ihrer Aussage Zweifel an dieser Version der Abläufe geltend. „Es fiel ihm schwer, eine Erpressung nachvollziehbar zu erklären,", sagte Bäumler-Hösl über eine Aussage, die Ecclestones ihr gegenüber schon im Jahr 2011 getroffen hatte. Sie musste darüber aussagen, weil der Brite dem Gericht derzeit keine Fragen beantwortet. Ecclestone behauptet, er habe Gribkowsky mit den Millionen mundtot gemacht, um zu verhindern, dass der gegenüber dem britischen Fiskus Steuergeheimnisse zur Formel 1 ausplaudert.

Das hätte angeblich bis zu zwei Milliarden britische Pfund (rund 2,4 Milliarden Euro) an Steuernachzahlungen auslösen können. Konkret gedroht habe Gribkowsky ihm gegenüber aber nie mit einem solchen Geheimnisverrat, sagte Ecclestone gegenüber der Oberstaatsanwältin. Der ehemalige Landesbanker habe sich auf vage Andeutungen und unterschwellige Drohungen beschränkt. Gribkowsky habe zudem keine Beweise für angebliche Steuersünden Ecclestones gehabt, mit denen er hätte drohen können. Ein belastendes Dokument, von dem der Angeklagte spricht, sei nie aufgetaucht.

Ecclestones Version erscheint aber bei genauerem Hinsehen als noch unverständlicher. Vor zehn Jahren, als Gribkowsky ihn damit erpresst haben soll, den britischen Fiskus auf seine Spur zu bringen, hat dieser längst die Steuerangelegenheiten des mächtigen Formel-1-Chefs durchleuchtet, sagte Bäumler-Hösl. Die Untersuchung habe der Fiskus erst 2008 abgeschlossen. Ecclestone musste damals keine Steuern nachzahlen. Es sei ja auch alles in Ordnung gewesen, sagte der Brite gegenüber der Ermittlerin.

Ein Geheimnis, das gar keines war

Wie jemand mit einem Geheimnis erpresst werden kann, das gar nicht existiert, ist auch ihr schleierhaft. Deshalb lag der Schluss nahe, dass bei den Millionen für Gribkowsky nur Bestechung im Spiel gewesen sein kann. Ecclestone hat den Landesbanker mit dem Geld dazu gebracht, dass dieser für einen Verkauf von Formel-1-Anteilen der BayernLB an einen dem Formel-1-Boss genehmen Käufer gesorgt habe. Diesen beweist versucht die Anklage im laufenden Prozess zu führen.

Der Bestochene hat in Vernehmungen erklärt, es habe vor der Tat, für die er 2012 bereits zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden ist, schon zwei Bestechungsversuche von Ecclestone in jeweils zweistelliger Millionenhöhe gegeben. Auch das streitet der Brite ab.

Am kommenden Freitag wird es zum Showdown kommen. Dann wird Gribkowsky als Kronzeuge in Anwesenheit Ecclestones dem Gericht seine Version der Geschehnisse schildern. Aus Sicht der Anwälte des Formel-1-Chefs ist fraglich, ob der frühere BayernLB-Vorstand überhaupt öffentlicher Amtsträger im Sinne des Strafgesetzes war, als er eine Millionenzahlung von Ecclestone kassierte.