SPD und Grüne fordern bei der Planung des umstrittenen Einkaufszentrum hinter dem Hauptbahnhof Offenheit und mehr Radplätze.  

Stuttgart - Die Mehrheit des Gemeinderats will dem Oberbürgermeister nach seinem Alleingang bei der Entscheidung über die Bauvoranfrage von ECE und Strabag die Detailplanung für das nach wie vor umstrittene Einkaufszentrum hinter dem Hauptbahnhof nicht alleine überlassen. Nach der Vorstellung des städtebaulichen Vertrages mit den Investoren im Unterausschuss Europaviertel schlagen SPD und Grüne jetzt wegen hoher Dachaufbauten, geschlossener Gebäudestrukturen und fehlender Fahrradstellplätze Alarm. Sie fürchten um die zugesicherte städtebauliche Qualität des Großprojektes, das von der Stadt über eine eigens installierte Lenkungsgruppe unter Federführung der Wirtschaftsförderung vorangetrieben wird. "Da fallen öffentliche Belange unter den Tisch", kritisiert die SPD-Fraktionschefin Roswitha Blind die aktuelle Entwicklung.

 

SPD und Grüne haben die aus ihrer Sicht kritischen Punkte jetzt in einem gemeinsamen Antrag aufgelistet und eine erneute Debatte darüber im Ausschuss gefordert. Ein Dorn im Auge ist ihnen vor allem, dass die nach dem Architektenwettbewerb allseits gelobte offene Baustruktur des Siegerentwurfs nun zu verwässern drohe. So sollen nach den Plänen des Büros RKW Rhode, Kellermann Wawrowsky Architektur + Städtebau bekanntlich 22 verschiedene einzelne Wohnhäuser über dem Einkaufszentrum gebaut werden, die sich um große, in alle Richtungen offene Innenhöfe platzieren. "Jetzt aber verbinden blockhohe Stege viele der Blöcke, damit verschwindet der Hauptvorteil des Wettbewerbsgewinners", monieren Grüne und SPD.

Auf Widerspruch stoßen auch die vielen technischen Aufbauten und Abluftkamine "mit bis zu drei Meter Höhe und den Abmessungen von Fertiggaragen auf dem Dach, das ist inakzeptabel", so der Antrag. Auch müsse das Einkaufszentrum im Erdgeschoss zum öffentlichen Raum hin offen sein und nicht nur zum Mailänder Platz hin. Zudem fordern SPD und Grüne 600 Radstellplätze statt 400 und insgesamt einen nachhaltigen Mobilitätsplan für die Erreichbarkeit des neuen Quartiers.