Das Gutachten zum Glockenturm der Echterdinger Stephanuskirche liegt vor. Nun soll es der Glockensachverständige der Landeskirche deuten.

Echterdingen - Zugegeben: Die fünf Glocken der evangelischen Stephanuskirche zu Echterdingen können ganz schön laut sein. Dem Reflex sich die Ohren zuzuhalten ist zwingend nachzukommen. Zumindest dann, wenn man beim Zwölf-Uhr-Läuten direkt neben der Hauptglocke – also mitten im Glockenturm – steht.

 

Das Bimmeln der Kirchturmuhr ist umstritten. Einige Anwohner haben sich in den vergangenen Jahren immer wieder über die „unanständige“ Lautstärke beschwert (wir berichteten). Während andere, insbesondere ältere Bürger, das Geräusch auch dann als nicht störend empfinden, wenn sie nachts wach im Bett liegen. „Sie finden es beruhigend, wenn sie am Glockenschlag erkennen können, wie spät es gerade ist“, sagt Burkhard Neudorfer.

Auch der Pfarrer ist noch nie vom Geläut wach geworden. Und sein Bett steht seit sieben Jahren im Pfarrhaus – und damit nur wenige Schritte vom Kirchturm entfernt. Einer Umfrage nach soll der Glockenschlag sogar äußerst beliebt sein.

Dazu passt, dass eine Bürgerin sich Mitte Juli an unsere Zeitung gewandt hat, mit der Bitte der Frage nachzugehen, warum sich die Uhr eine Zeit lang nicht mehr alle Viertelstunde, sondern nur noch zur vollen Stunde bemerkbar gemacht hat. Wir haben recherchiert: Ein Hammer war defekt und musste repariert werden. „Für mich ist dies der Aufreger der Woche“, hatte die Dame damals geschrieben. Sie gehört zu jenen Echterdinger Einwohnern, die an das Läuten der Glocken gewöhnt sind und es nicht missen wollen.

Dennoch hat sich die Kirchengemeinde bereits vor Jahren auf den Weg gemacht, um jenen Bürgern entgegenzukommen, die sich vom Klang der Glocken gestört fühlen. Der Glockensachverständige der Landeskirche wurde eingeschaltet. Der Experte hatte der örtlichen Kirchengemeinde daraufhin geraten, ein Gutachten erstellen zu lassen. Ein Spezialinstitut hat den Turm unter die Lupe genommen. Unter anderem wurden die Schwingungen darin gemessen.

Warten auf Reaktion des Glockensachverständigen

Mittlerweile liegt diese Expertise auf dem Bürotisch des Pfarrers. Das Werk ist starke 50 Seiten lang. Es wimmelt darin von Grafiken und Zahlen. „Wir sind nicht die Experten“, sagt Neudorfer. Der Pfarrer hat das Gutachten deshalb dieser Tage auf CD gebrannt, diese mitsamt einem Schreiben an den Glockensachverständigen der Landeskirche gesandt und so den Ball zurückgespielt. Der Sachverständige soll die Fakten für die Kirchengemeinde interpretieren. „Danach will der Kirchengemeinderat entscheiden, welche Maßnahmen wir ergreifen werden“, sagt Neudorfer.

Generell gibt es mehrere Möglichkeiten den Klang der Glocken zu beeinflussen. Zum einen könnten die Klangkörper – anders als bisher – auf gleicher Höhe zum sogenannten Schwungrad aufgehängt werden. Der Schall könnte zudem durch zusätzliche Läden an den Fenstern des Glockenturms umgelenkt und auch gemindert werden. „Ein Zimmermann hat uns ein Modell dafür gebaut und eingebaut“, sagt Neudorfer.

Glockenstuhl aus Metall

Außerdem wurde der Glockenstuhl der Stephanuskirche aus Metall gebaut. Dieses Material sorgt aber offenbar für einen etwas schrilleren Glockenton. Für die Ohren angenehmer wäre eine Konstruktion aus Holz. Ein entsprechender Umbau aber ist wohl kostspielig. Neudorfer schätzt, dass die Kirchengemeinde hierfür 50 000 bis 100 000 Euro in die Hand nehmen müsste und dann, wie bereits bei der geplanten Beleuchtung des Kirchturms, auf finanzielle Unterstützung angewiesen wäre.

Noch aber ist nichts entschieden. Die Kirchengemeinde wartet auf die Antwort des Glockensachverständigen. Pfarrer Neudorfer weiß, dass man hierbei etwas Geduld haben muss. Schließlich ist der Mann für sämtliche Glocken der Landeskirche zuständig.