Der Traditionsverlag Kröner öffnet sich für Belletristik. Als Herausgeber einer eigenen Edition konnte der namhafte Tübinger Verleger Hubert Klöpfer gewonnen werden.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Stuttgart - Stuttgart bekommt eine neue Adresse für deutschsprachige Gegenwartsliteratur. Der bisher vor allem für seine geisteswissenschaftlichen Lexika und Klassiker-Ausgaben bekannte Kröner Verlag bietet dem Verleger Hubert Klöpfer eine neue Wirkungsstätte. Vom nächsten Frühjahr an wird unter dem Dach des Stuttgarter Traditionshauses die Edition Hubert Klöpfer erscheinen, die der für seine schönen und qualitätvollen Ausgaben bekannte Tübinger Büchermacher als Herausgeber betreuen wird.

 

„Für uns ist das eine glückliche Konstellation“, sagt der Kröner-Chef Alfred Klemm. Bereits in den letzten Jahren hat der Verlag damit begonnen, sich literarisch auszurichten und ein kleines, aber sehr feines Programm aus Übersetzungen entwickelt. „In diese Richtung wollen wir weitergehen, und es ist eine Riesenchance, nicht von null etwas aufbauen zu müssen, sondern auf jemand zurückgreifen zu können, dessen Name für außergewöhnliche und gute Literatur steht.“

Universitätskrimi von Gert Ueding

Der Verlag Klöpfer & Meyer zählte zu den renommiertesten Verlagen Baden-Württembergs. Zuletzt hatte Hubert Klöpfer bei Gunter Narr in Tübingen Unterschlupf gefunden. Doch diese Verlagsehe hielt nicht lang. „Die Welten zwischen Wissenschaft und Literatur lagen doch weit auseinander“, erzählt Hubert Klöpfer. Mit dem Kröner-Verleger verbindet ihn nun nicht nur eine Freundschaft, sondern auch die Übereinstimmung in buchästhetischen und programmatischen Fragen. „Für mich ist es zum Ende meiner beruflichen Laufbahn noch einmal eine wunderbare Gelegenheit, das, was mir immer noch sehr viel Freude bereitet, weiterzutreiben“, sagt der 69-Jährige.

Pro Halbjahr sollen in Zukunft fünf bis sechs Titel erscheinen. Die Autoren für das Frühjahr stehen bereits fest, darunter sind Joachim Zelter, Walle Sayer, Daniela Engist, Spannung verspricht ein Universitätskrimi von Gert Ueding.

Der Stuttgarter Verlag, der auf eine über hundertjährige Geschichte zurückblicken kann, reagiert mit der Neuausrichtung auf sich ändernde Rahmenbedingungen. Die Digitalisierung, Wikipedia haben dem Lexikongeschäft zugesetzt. Und auf den Markt für Klassiker-Ausgaben drängen immer mehr Billiganbieter. „Wir mussten uns verändern“, sagt Alfred Klemm. Und so ist Stuttgart um einen Literaturverlag reicher, nachdem an dem Standort in der letzten Zeit eher eine Entwicklung in umgekehrter Richtung zu verzeichnen war.