Philip Schulz aus Remshalden schneidet schnelle Flitzer in kotflügelbreite Scheiben. Mit den zwei Zentner schweren zersägten Karossen dekorieren seine Kunden Wände. Derzeit arbeitet er an einem Porsche 911 und einem Jaguar E-Type.

Remshalden - Wenn Philip Schulz einen Porsche oder einen Jaguar zersägt, dann tut er das nicht an einer Ampel, sobald das Licht von Rot auf Grün wechselt, sondern in einer Mietwerkstatt – mit einer Stichsäge und einem Trennschleifer. „Autos haben mich immer interessiert, ich hab’ schon sehr viele gehabt“, sagt der 39-jährige Remshaldener, dessen Arbeitskollegen es gewohnt sind, dass er öfter mit einem anderen Modell aufkreuzt.

 

Am liebsten klemmt sich Philip Schulz hinter das Steuer von Fahrzeugen aus den 1960ern, 70ern und 80ern: „Damit bin ich aufgewachsen und solche Autos haben einfach schöne Formen.“ Für Exoten hat er eine Schwäche – er ist schon ausgefallene Marken wie einen Lotus und einen Marcos gefahren. Er hat auch Autos restauriert, aber festgestellt: „Das ist nicht so mein Ding.“

Das erste Versuchsobjekt war ein orangefarbener Porsche

So ist Philip Schulz darauf gekommen, vierrädrige Klassiker einer speziellen Art der Behandlung zu unterziehen: Er schneidet die Karosse in kotflügelbreite Scheiben, die seine Kunden an die Wand hängen können. „Feiner Aufschnitt“ nennt Schulz sein Gewerbe, das er hobbymäßig nebenher betreibt und bei dem er weder mit Wurst noch Käse, sondern nur mit Blech zu tun hat. Sein erstes Objekt war ein rollfähiger orangefarbener Porsche 911 mit Brandschaden, dessen eine Hälfte inzwischen die Wand im Warteraum einer Nobelversicherung in Brüssel ziert. Die zweite Hälfte des der Länge nach zerteilten 4,20 Meter langen Flitzers hat eine Hamburger Werbeagentur gekauft, um ihr Büro aufzumotzen.

Um die 10 000 Euro müssen Philip Schulz’ Kunden für das jeweils rund 100 Kilo schwere Profil eines Edelwagens hinlegen, denn rostzerfressene Autowracks kommen dem 39-Jährigen nicht unters Sägeblatt: „Es wäre viel zu viel Aufwand, alles wieder herzurichten.“ Dem Besitzer des Porsches hat der Industriekaufmann nicht verraten, was er vorhat. Und, das gibt der 39-Jährige zu, „beim ersten Mal hat es mich Überwindung gekostet, das Auto zu zersägen. Ich habe einige Zeit überlegt.“ Umso mehr, als in der Werkstatt, wo Schulz zwei Tage lang zugange war, so manchem das Herz blutete, als die Funken flogen. „Dort sind nicht alle begeistert von dem, was ich mache.“

Im Moment hat Philip Schulz einen Porsche 911 sowie einen Jaguar E-Type in der Mache. Bevor er die Säge kreischen lässt, baut er die Fensterscheiben und Rahmen aus, entfernt Scheinwerfer und Blinker und schraubt die Stoßstange ab. Letztere wird einzeln zerteilt. Danach kommt die aufwendige Arbeit des Ausmessens der Karosse, bei der Philip Schulz sich keinen Fehler erlauben darf, sonst ist das Schmuckstück Ruckzuck ein Haufen Schrott. Schulz zieht Linien und klebt Markierungen auf das Blech, dann legt er mit dem Sägen los. Eine Schweiß treibende Angelegenheit.

Die Wanddekoration wiegt rund zwei Zentner

Anschließend wird der alte Lack abgestrahlt und eine neue Schicht Farbe aufgebracht, dann baut Schulz Lichter, Stoßstange und Rahmen samt Plexiglasfenster ein. Letztere lassen sich herunterkurbeln und die Tür, die man abschließen kann, klinge beim Zuschlagen wie die eines richtigen Fahrzeugs, betont Schulz: „Dahinter kann man eine Bar oder einen Safe verstecken.“ Für die zwei Zentner schwere Wanddekoration hat sich der Remshaldener eine spezielle Aufhängung ausgedacht.

Gerne würde er mal einen Ferrari Dino oder einen Lamborghini zersägen, verrät Philip Schulz: „Aber lieber einen alten als einen neuen.“ Dass mancher Oldtimerfan sein Treiben kritisch sieht, kann Philip Schulz schon verstehen. Andererseits, argumentiert er, kann dem Schmuckstück an der Wand kein Unfallgegner eine Beule verpassen und kein Streusalz den Lack zerfressen. Philip Schulz macht seine Oldtimer Scheibe für Scheibe unsterblich.