Auf dem Weg von Paris nach Kairo ist ein Flugzeug verschwunden. Vertreter der ägyptischen Luftfahrtbehörde melden, dass die Passagiermaschine der ägyptischen Fluglinie Egypt Air mit 66 Menschen an Bord abgestürzt ist.

Kairo/Paris - Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat wegen des Absturzes einer Egyptair-Maschine den Nationalen Sicherheitsrat zusammengerufen. Das Staatsoberhaupt werde am Donnerstag einem Treffen des Gremiums vorsitzen, teilte das Präsidentenbüro nach dem Verschwinden der Maschine am Morgen mit.

 

Die vermisste Passagiermaschine von EgyptAir ist nach Angaben eines Vertreters der griechischen Zivilluftfahrt vor der griechischen Insel Karpathos abgestürzt. Beim Flug über Griechenland hat der Pilot der abgestürzten EgyptAir-Passagiermaschine offenbar keine Probleme gehabt. Das Flugzeug sei in einer Höhe von 11 270 Metern mit einer Geschwindigkeit von 835 Stundenkilometern unterwegs gewesen, sagte der Direktor der griechischen Luftverkehrsbehörde, Constantine Lyzerakos, am Donnerstag. Der Pilot habe nicht über Probleme berichtet.

Die Maschine sei um 03.29 Uhr Ortszeit (02.29 Uhr MESZ) vom Radar der griechischen Behörden verschwunden, als sie sich bereits im ägyptischen Luftraum aufhielt, hieß es am Donnerstag aus Kreisen der Zivilluftfahrt. Die letzte Kommunikation mit dem Piloten habe es drei Minuten vor dem Verschwinden der Maschine gegeben, sagte der Vertreter weiter.

Das ägyptische Militär hat zuvor Angaben zu einem angeblichen Notsignal des vermissten Passagierflugzeugs von EgyptAir dementiert. In einer Mitteilung auf der Facebookseite des Armeesprechers wurde einer entsprechenden Äußerung eines Vertreters von EgyptAir am Donnerstag widersprochen. Der Vertreter der Airline hatte zuvor gesagt, das Militär habe um 04.26 Uhr (MESZ) ein Notsignal aufgefangen, nur wenige Minuten bevor Flug MS804 mit 66 Menschen an Bord auf dem Weg von Paris nach Kairo über dem östlichen Mittelmeer vom Radar verschwunden sei.

Enge Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Ägypten

Die Passagiermaschine der ägyptischen Fluglinie Egypt Air mit 66 Menschen an Bord ist laut Vertretern der ägyptischen Luftfahrtbehörde am Donnerstag abgestürzt.

Nach dem Verschwinden des Egyptair-Flugzeugs haben Frankreichs Präsident François Hollande und sein ägyptischer Kollege Präsident Abdel Fattah al-Sisi enge Zusammenarbeit vereinbart. So schnell wie möglich sollten die Umstände aufgeklärt werden, teilte die französische Regierung in Paris nach einem Gespräch der beiden Staatschefs am Donnerstag mit. Hollande teile die Ängste der betroffenen Familien, hieß es. Im Außenministerium in Paris sowie am Flughafen Charles de Gaulle wurden Krisenstäbe eingerichtet.

Die Suche nach Trümmern sei gestartet worden, hieß es weiter. Da das Flugzeug auf keinem der nahen Flughäfen gelandet sei, könne die „Möglichkeit, dass das Flugzeug abgestürzt ist, bestätigt werden“. Die Passagiermaschine hat der Fluggesellschaft zufolge ein automatisches Notsignal abgegeben. Rettungskräfte des ägyptischen Militärs hätten das Signal um 4.26 Uhr Ortszeit erhalten, teilte die Airline am Donnerstagmorgen über Twitter mit.

Über dem Mittelmeer vom Radar verschwunden

Das Flugzeug mit 66 Menschen an Bord war auf dem Weg von Paris nach Kairo, wie Egypt Air am Donnerstagmorgen über den Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte. Nach Angaben der Fluglinie waren an Bord keine Deutschen gelistet. Unter den 66 Insassen seien unter anderem 30 ägyptische und 15 französische Passagiere gewesen, sowie ein Brite und ein Kanadier.

Die Maschine war aus Paris kommend in der Nacht über dem Mittelmeer vom Radar verschwunden. Rettungskräfte vor Ort suchen nach dem Airbus. Nach Angaben der Airline waren 56 Passagiere, 7 Crew-Mitglieder und 3 Sicherheitsleute an Bord, zuvor war von 59 Passagieren und zehn Besatzungsmitgliedern die Rede gewesen. Die Hintergründe des Verschwindens waren zunächst unklar.

Die französische Flugaufsicht DGAC hat noch keine genaueren Informationen zum Verschwinden des Flugzeugs. Bisher könne nur das Verschwinden der Maschine mit der Flugnummer MS804 bestätigt werden, hieß es bei der Flugaufsicht in Paris.

Der Kontakt zur Maschine riss laut Egypt Air um 2.45 Uhr am Morgen ab. Der Airbus habe sich auf einer Höhe von mehr als 11 000 Metern befunden und war gerade erst etwa 16 Kilometer in den ägyptischen Luftraum vorgedrungen. Egypt Air habe die betroffenen Behörden und Stellen alarmiert und einen Rettungseinsatz in Gang gesetzt, teilte das Unternehmen auf Twitter mit.

Flugaufzeichnung endet abrupt

Angaben aus Kairoer Behördenkreisen zufolge entsandte die Armee Flugzeuge, um das Gebiet der mutmaßlichen Unfallstelle über dem Mittelmeer abzusuchen. Auf der Internetseite Flightradar24 ist die Flugroute bis zum Abbruch der Kommunikation nachgezeichnet. Diese endet abrupt über dem Mittelmeer zwischen Kreta, Zypern und dem ägyptischen Festland. Auch zwei Flugzeuge der griechischen Luftwaffe und eine griechische Fregatte nehmen laut griechischen Medienberichten an der Suche nach dem vermissten Flieger teil. Die Suchaktion sei mit den ägyptischen Behörden vereinbart worden, hieß es.

Nach Angaben des zuständigen Ministeriums brach der ägyptische Luftfahrminister Scherif Fathi am Donnerstag einen Besuch in Saudi-Arabien ab und machte sich auf den Weg nach Kairo.

In den vergangenen Monaten gab es im Zusammenhang mit Ägypten mehrere Vorfälle im Luftverkehr. Ende März hatte ein Mann mit der Attrappe eines Sprengstoffgürtels eine Egypt-Air-Maschine nach Zypern entführt. Niemand wurde verletzt. Ende Oktober war ein russischer Ferienflieger über der Sinai-Halbinsel abgestürzt, nachdem an Bord eine Bombe explodiert war. Zu der Tat, bei der 224 Menschen getötet wurden, hatte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannt.

Entführung einer Egypt-Air-Maschine im März

Erst im März war eine Maschine von Egypt Air gekapert und nach Zypern umgeleitet worden. Ein Mann bekannte sich zur Entführung. Er wurde von den zyprischen Behörden als „psychisch instabil“ eingestuft und befindet sich derzeit auf der Mittelmeerinsel in Gewahrsam.

Über der ägyptischen Sinai-Halbinsel stürzte Ende Oktober 2015 eine russische Passagiermaschine ab, alle 224 Insassen kamen um. Nach offiziellen Angaben aus Moskau wurde sie durch einen Sprengsatz zum Absturz gebracht. Ein Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat bekannte sich dazu.

Im Jahr 1999 stürzte ein Egypt-Air-Flug in der Nähe der zum US-Staat Massachusetts gehörenden Insel Nantucket in den Atlantik, alle 217 Insassen starben. US-Ermittler schrieben in einem Abschlussbericht, dass der Co-Pilot den Autopiloten abgeschaltet und die Boeing 767 in den Sinkflug geschickt habe. Ägyptische Behördenvertreter wiesen die Selbstmordtheorie zurück und nannten technische Gründe als Absturzursache.