Im Beziehungskurs gibt Diakon Michael Karl Jakob Tipps für eine lebenslange Beziehung. Wie lauten die?

Möhringen - In der Bibel heißt es: „Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“ Doch oft entscheiden sich Ehepartner für eine Trennung. Michael Karl Jakob, Diakon in der Gemeinde St. Hedwig und Ulrich, vermittelt in einem Beziehungskurs, wie eine lebenslange Beziehung funktionieren kann. Im Interview spricht er darüber, wie Partner auch schwere Zeiten durchstehen können.

 

Reicht die Liebe aus, um als Ehepaar lebenslang miteinander glücklich zu sein?

Am Anfang ist man verliebt. Das Ziel einer jeden Partnerschaft und jeder Ehe ist es, dass daraus Liebe wird. Liebe sehnt sich nicht nach dem Zauber des Augenblicks, sondern sie sehnt sich immer nach der Ewigkeit. Eine glückliche und tragfähige Partnerschaft ist immer ein Prozess. Man kann das vergleichen mit einer kleinen Pflanze, die man umsorgt, die wächst, Wurzeln bekommt und Früchte trägt.

Was braucht es, dass die Liebe wirklich gedeiht und die Pflanze nicht eingeht?

Es gilt, aufeinander Acht zu geben, füreinander da zu sein und das Glück des Anderen zu suchen. Prinzessinnen und Machos, denen es immer nur um sich selbst geht, sollen lieber nicht heiraten. Zu einer guten Partnerschaft gehört mehr als nur glücklich zu sein, das vermitteln wir im Beziehungskurs: Dazu zählen Kommunikation, Verbindlichkeit, Konflikte lösen, wachsende Liebe sowie gemeinsame Ziele und Werte.

Warum braucht es einen Kurs, um das zu lernen?

Sicherlich kann man das alles aus Büchern lernen, die man zuhause auf dem Sofa liest, aber ich denke, es braucht einen verbindlichen Rahmen und eine gewisse Atmosphäre, um sich auf den Weg zu machen. Die Teilnehmer finden eine gemütliche Atmosphäre mit Lounge-Musik, einem Candle-Light-Dinner und guten Weinen vor. Die Moderatoren setzen Impulse und die Paare tauschen sich dann in vertrauter Atmosphäre darüber aus. Das macht man zuhause nicht in dieser Form.

Sie sind weder Psychologe, noch Beziehungsberater. Was macht die Moderatoren zu Beziehungsexperten?

Wir sehen uns nicht als Experten, sondern als Menschen, die in Ehe, Beruf und Familie stehen und die das aus einer christlichen Überzeugung heraus machen. Wir wissen, dass wir selbst nicht perfekt sind. Wir haben auch unsere Baustellen in der Ehe. Was wir als gut und für uns als richtig erfahren haben, geben wir weiter.

Inwiefern haben sich die Anforderungen an eine Ehe im Gegensatz zu früher geändert?

Es gilt, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Außerdem hat man den Drang, überall perfekt zu sein. Die oft hohen Erwartungen an sich selbst und an den Partner sind kontraproduktiv. Die erste Berufung von christlichen Eheleuten ist es, Ehemann und Ehefrau zu sein. Dann kommt die Aufgabe als Vater und Mutter. Erst an dritter Stelle folgt der Beruf. Oft steht diese Pyramide auf dem Kopf: Man steht ganz im Beruf, ist ganz Elternteil, aber verlernt es, ein Ehepaar zu sein.

Was ist die Lösung?

Es ist wichtig, wertvolle Zeit miteinander zu verbringen. Während dieser sollte man nicht nur darüber reden, wer das Brot einkauft oder die Kinder in den Kindergarten bringt, sondern auch über Sehnsüchte, Hoffnungen und Ängste. Das vermitteln wir im Kurs.

In guten wie in schlechten Zeiten – dieses Versprechen gibt man sich vor dem Altar. Was braucht es, damit eine Ehe auch Bewährungsproben übersteht?

Wichtig ist es, zusammenzubleiben und nicht wegzulaufen. Das kann man mit einem Boot vergleichen: Es ist nicht so entscheidend, wie schnell oder in welche Richtung man fährt. Wichtig ist es, dass man zusammenbleibt, aufeinander Acht gibt und gemeinsam nach Lösungen sucht.

Ist es nicht in vielen Situationen gesünder, sich zu trennen, statt an einer zerrütteten Ehe festzuhalten?

Sicherlich gibt es Extremsituationen. Da habe ich Verständnis dafür, dass eine Beziehung oder eine Ehe scheitert. Man darf jedoch nicht denken, dass alle Probleme nach einer Trennung oder in einer neuen Beziehung verschwinden, die nimmt man oft mit.

In der katholischen Kirche gilt das Jawort ein Leben lang. Selbst wenn die Ehe rechtskräftig geschieden wird, besteht sie vor Gott weiterhin. Ist es auch deshalb so wichtig, im Vorhinein einen Kurs zu belegen?

Eine kirchlich geschlossene Ehe ist unauflöslich. Dieses von Gott mit den Eheleuten geschlossene Band kann von keiner menschlichen Macht getrennt werden, auch nicht von der Kirche. Die Aufgabe der Kirche ist es nicht, Ehen zu scheiden, sondern Menschen seelsorglich zu begleiten und sie dabei zu unterstützen, dass ihr Leben gelingt. Ein Beitrag ist der Beziehungskurs. Unabhängig davon, ob man kirchlich heiratet oder nicht, ist so ein Kurs ratsam. Durch den Kurs bekommt man einen realistischen Blick auf die Ehe: Dass eben nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ist.