Lange Zeit war nicht klar, wie man den Methangasen der ehemaligen Deponie Lemberg Herr werden will. Jetzt hat sich die Abfallverwertungsgesellschaft AVL für eine mögliche Lösung ausgesprochen.

Ludwigsburg - Albrecht Tschackert ist ein Freund klarer Worte. Beim Ortstermin der Abfallverwertungsgesellschaft AVL mit Aufsichtsräten, Bürgermeistern und Vereinsvertretern auf der ehemaligen Deponie Lemberg in Poppenweiler nennt der scheidende Technische Leiter den Müll der Deponie und das daraus entstehende Methangas eine „Erblast“. „Und die AVL ist die Organisation, die am Ende aufräumt.“

 

Nur ist bislang nicht klar gewesen, wie die seit 25 Jahren geschlossene Deponie behandelt werden soll, auf der von 1963 bis 1989 knapp 6,6 Millionen Tonnen Haus- und Gewerbemüll, aber auch Industrieabfälle abgelagert wurden. Ins Grundwasser sickert belastetes Wasser, über der Halde bildet sich giftiges Methangas.

120 000 Tonnen CO 2 könnten eingespart werden

Nachdem sich ursprüngliche Pläne im Januar als unzureichend herausgestellt hatten, präsentierte Tschackert nun einen überarbeiteten Plan: In einem Bericht empfiehlt die AVL die sogenannte Schwachgasverwertung. Dabei wird das entstehende Methangas über die Dauer von 15 Jahren stärker abgesaugt.

Eine neue Gasverbrennungsanlage der benachbarten Gärtnerei Lemberghof könnte das Gas – 150 Kubikmeter pro Stunde – energetisch verwerten. Knapp 120 000 Tonnen CO2 würden dadurch nicht in die Atmosphäre emittiert werden.

Das Regierungspräsidium verlangt die Abdichtung

Ein weiterer Vorteil der Methode: mit geschätzten 23,5 Millionen Euro ist sie die günstigste im Vergleich mit der konventionellen Entgasung (rund 55,4 Millionen Euro) oder der Variante, Sauerstoff in den Müllberg zu pumpen, um somit den Klimakiller Methan in weniger giftiges Kohlendioxid zu verwandeln. Dieses Vorgehen würde knapp 30 Millionen Euro kosten.

Unabhängig davon, für welche Variante sich der AVL-Aufsichtsrat am Ende entscheidet: alle jetzt präsentierten Maßnahmen sind beachtlich teurer als das, was noch im Frühjahr 2014 vorgeschlagen wurde. Damals war von 13,7 Millionen Euro Kosten die Rede gewesen.

Auch jetzt muss die Deponie am Ende noch abgedichtet werden. Vor zehn Jahren wurde der Bereich der Deponie-Kuppel, ein knapp fünf Hektar großes Gebiet, abgedichtet, aber offenbar hat das nicht ausgereicht. Immer noch verunreinigt Sickerwasser das Grundwasser. „Die Belastung ist nicht erheblich, aber trotzdem verlangt das Regierungspräsidium die Abdichtung“, sagt Tschackert. Denn als stillgelegt gilt die Deponie erst dann, wenn sie komplett abgedichtet wurde.

Im Jahr 2027 könnte alles fertig sein.

Bei der Abdichtung werden auf der Deponie folgende Stoffe aufgetragen: eine Schicht Erdboden, dann eine Dichtungsschicht Lehm, anschließend eine Kunststoffdichtungsfolie, die die Ablagerungen hermetisch abschließt. Es folgt eine Dämmungsschicht mit Schotter, ehe zuletzt nochmals Erdboden darübergelegt wird. Dieses Verfahren kostet wohl 8,5 Millionen Euro und könnte 2027 abgeschlossen werden. Laut Tschackert bietet es sich an, das zehn Hektar große Areal in vier Bauabschnitte zu untergliedern, die dann zeitversetzt in Angriff genommen werden könnten. Das Roden der erst vor zehn Jahren aufgeforsteten Bäume sei aber unvermeidlich. Tschackert denkt aber schon einen Schritt weiter: „Ich träume davon, dass eines Tages auf dem Gipfel der Deponie ein kleiner Aussichtsturm gebaut wird.“