Nicht nur in den Internetforen der Stuttgarter Zeitung wird seit einigen Tagen heftig darüber diskutiert, ob es die Gebäude auf dem IBM-Gelände verdient haben, unter Denkmalschutz zu stehen. Viele sehen in den Pavillons keine erhaltenswerte Architektur. „War das der Eiermann, der uns die unsäglichen Eiermann-Kacheln beschert hat, die fast jede deutsche Innenstadt verunzieren?“, fragt zum Beispiel ein Kommentator (und die Antwort lautet: Ja, er war es).

 

Die Denkmalschützer sind ganz anderer Meinung. In ihrer schriftlichen Begründung heißt es: „Für die Fachwelt bildet der Baukomplex einen architektonischen Meilenstein.“ Herausragend seien: die harmonische Einbettung der Pavillons in die Landschaft, die mehrstöckigen filigranen verglasten Brückengänge und die für Eiermann typische Stahlskelettbauweise.

An dem Gebäude, so ist weiter zu lesen, „ist Eiermanns Verständnis von Architektur ablesbar: Klarheit der Konstruktion und räumlichen Idee“. Neben der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin, den Deutschen Pavillons auf der Brüsseler Weltausstellung und den Olivetti-Türmen in Frankfurt sei das IBM-Gelände ein Höhepunkt von Eiermanns Schaffen.

In Karlsruhe hat sich die Egon-Eiermann-Gesellschaft die Bewahrung des Lebenswerks des Architekten auf die Fahnen geschrieben. Der Vorsitzende Wolfgang Voegele hofft, dass es noch zu einem Kompromiss in Stuttgart kommen werde. Gerhard Kabierske, ebenfalls Mitglied der Gesellschaft und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieursbau, kann die Vorkommnisse in Stuttgart gar nicht fassen: „Wir haben im Archiv weltweit Anfragen wegen Egon Eiermann. Doktoranden kommen extra aus New York zu uns – und auf der anderen Seite sind viele Gebäude Eiermanns extrem gefährdet.“