Das Funkhaus im Stuttgarter Osten wird für rund 20 Millionen Euro umfassend saniert. Dafür sind die 7. bis 17. Etage komplett geräumt worden. Bei den Arbeiten geht es um Brandschutz, Hygiene und zeitgemäße Bürostrukturen.

Stuttgart - Das Funkhaus des Südwestrundfunks (SWR) an der Neckarstraße im Stuttgarter Osten verwandelt sich in diesen Tagen in eine Großbaustelle. In dieser Woche soll die Sanierung der elf Stockwerke des Hochhauses am Rand des Parks der Villa Berg beginnen. Für 400 Mitarbeiter der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt bedeutet das bis auf Weiteres eine gewaltige Umstellung: Ihre Arbeitsplätze sind dann im „Commerce Park Stuttgart“ (Compas) in Degerloch.

 

Für die Sanierung sind nach SWR-Angaben 14 bis 16 Monate vorgesehen. Von Anfang 2020 an sollen die SWR-Mitarbeiter nach und nach wieder zurück ins Funkhaus ziehen. Die Baukosten werden auf rund 20 Millionen Euro veranschlagt.

Seit 2020 Kulturdenkmal

Das Funkhaus mit der markanten Fassade wurde 1970 bis 1976 für den Süddeutschen Rundfunk (SDR) errichtet. Die Pläne dafür stammten von dem bekannten Architekten Rolf Gutbrod, nach dem auch der weiter vom SWR genutzte Gutbrodbau im angrenzenden Park der Villa Berg benannt ist. Der Gebäudekomplex galt damals als das modernste Funkhaus Europas. Er war bis 1998 Hauptsitz des SDR, seit der Fusion mit dem Südwestfunk (SWF) zum SWR ist dort der Sitz des Intendanten. 2000 wurde das Funkhaus in die Liste der Kulturdenkmale des Landes aufgenommen.

Die Sanierung des Gebäudekomplexes wurde zum einen wegen der veränderten gesetzlichen Anforderungen an solche Bauwerke, in denen so viele Menschen arbeiten, erforderlich. „Die Sanierung umfasst die Ertüchtigung des Brandschutzes, der elektrischen Anlagen sowie der Daten- und Lüftungstechnik“, heißt es in einer Antwort des SWR auf eine Anfrage unserer Zeitung. „Bei der Planung der durchzuführenden Arbeiten sind die aktuellen gesetzlichen Bestimmungen und Normen zu beachten. Insbesondere angesprochen sind hier der Brandschutz, Hygienevorschriften für Trinkwasser, Lufthygiene, auch unter Beachtung der Keim- und Feinstaubentwicklung, sowie Energieeinsparthemen.“

Multimediale Rundfunkanstalt

Zum anderen haben sich die Arbeitsweisen in den Rundfunkanstalten geändert. Deswegen sollen im Funkhaus jetzt moderne Büros entstehen, „die multimediales Arbeiten unterstützen und einen Beitrag zur optimierten Flächennutzung leisten. Es bedarf neuer Grundrisse und Arbeitsumgebungen, mit denen die Redaktionen in ihren neu ausgerichteten Programmabläufen bestmöglich unterstützt werden.“ Die Pläne seien in Abstimmung mit der Denkmalbehörde erarbeitet worden.

Mit der Sanierung der beiden kleineren Bauteile des Senders war schon in den vergangenen Jahren, nach der Eröffnung des benachbarten neuen Studiogebäudes, begonnen worden. Dort konnte bei laufendem Betrieb saniert werden, es wurden immer nur einzelne Etagen geräumt. Das war im größten und höchsten Gebäudeteil nicht möglich. Daher war Mitte 2016 mit der Suche nach einem großen Interimsquartier für die Mitarbeiter zahlreicher Hauptabteilungen des Senders gesucht worden. Es handelt sich dabei vor allem um Bereiche der Verwaltung, der Technik und beispielsweise auch des Marketings, also um Abteilungen, die nicht zwingend in unmittelbarer Nähe zur Programmproduktion arbeiten müssen. Die Suche sei wegen des angespannten Immobilienmarktes sehr schwierig gewesen, heißt es. Trotzdem konnte im August 2017 der Mietvertrag für das Interim unterschrieben werden. Der Umzug ist inzwischen abgeschlossen.

Für die Bauverantwortlichen und die Verantwortlichen der auch während der Bauphase im Funkhaus produzierten Hörfunkprogramme – SWR 1 und SWR 4 Baden-Württemberg sowie SWR 4 Studio Stuttgart – beginnt dann eine spannende Zeit der permanenten Absprachen, schließlich soll der Baulärm nicht im Radio zu hören sein.