Ehemaliger Kaufhof in Göppingen Verkauf soll trotz Aachener-Insolvenz weitergehen

In finanzieller Schieflage: Die Modekette Aachener, die auch in Göppingen vertreten ist, musste Insolvenz anmelden. Foto: Staufenpress

Das Textilunternehmen TEH, das in Göppingen auf drei Etagen im ehemaligen Kaufhof-Gebäude eine Aachener-Filiale betreibt, hat Insolvenz angemeldet. Der Geschäftsführer sieht noch eine Chance für das Unternehmen – der Ex-Chef ist derweil auf der Flucht.

Der Ex-Chef der Modekette Aachener, Friedrich-Wilhelm Göbel, befindet sich seit Wochen auf der Flucht. Jetzt macht auch das von ihm gegründete Unternehmen Negativschlagzeilen. Oliver Nobel, seit etwa einer Woche Geschäftsführer der Muttergesellschaft TEH Textilhandel GmbH, musste Insolvenz anmelden.

 

360 Mitarbeiter sind bundesweit betroffen

„Nach aktuellem Stand der Dinge ist nicht mehr sichergestellt, dass wir fällige Verbindlichkeiten noch termingerecht und vollständig begleichen können“, heißt es in einem internen Schreiben. Um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der TEH, die 360 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, wieder herstellen zu können, habe er beim Amtsgericht in Dortmund Insolvenz angemeldet, heißt es in dem Papier weiter. Das Gericht hat den Rechtsanwalt Christoph Schulte-Kaubrügger von der Kanzlei White & Case LLP als vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

Geschäftsführer sieht das Unternehmen als „fortführungswürdig“

Der Rechtsanwalt sei ein anerkannter und erfahrener Sanierer, der sich mit den Besonderheiten des Textileinzelhandels auskenne, betont der Geschäftsführer. Nobel: „Der Geschäftsbetrieb und der Verkauf sollen in allen unseren bereits eröffneten Filialen so reibungslos wie möglich fortgeführt werden.“ Auch der Betrieb in der 5000 Quadratmeter großen Göppinger Dependance, die rund 60 Mitarbeiter beschäftigt, soll weiterlaufen. Das Modehaus ist in allen drei Etagen vertreten, die früher auch der Kaufhof bespielt hat. TEH-Chef Nobel: „Mit dem heutigen Schritt will ich nach vielversprechenden ersten Gesprächen mit Vermietern und Lieferanten gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter die Gesamtsanierung der TEH ermöglichen.“ Trotz der aktuellen Schieflage der TEH halte er sie grundsätzlich für „fortführungswürdig und fortführungsfähig“.

Ob die Turbulenzen um den Firmengründer der TEH, Friedrich Wilhelm Göbel, die seit Wochen bundesweit Schlagzeilen machen, etwas mit der Zahlungsunfähigkeit der Modekette zu tun haben, ist nicht bekannt. Göbel wird immer noch bundesweit von der Polizei gesucht, weil er nicht zu einem Prozesstermin erschienen war, woraufhin das Amtsgericht Hagen einen Haftbefehl gegen ihn erließ. Offenbar handelt es sich um ein Verfahren, in dem ihm vorgeworfen wird, im Jahr 2020 gegenüber einem Gerichtsvollzieher falsche Angaben zu seinen Einkünften gemacht zu haben. Ebenso soll er abgestritten haben, seiner Ehefrau im Jahr 2018 eine Villa in Kitzbühel für 4,7 Millionen Euro überschrieben zu haben. Die Rede ist auch von einem Verstoß gegen das GmbH-Gesetz. Hintergrund ist eine Eintragung ins Handelsregister aus dem Jahr 2021. In dieser habe er angegeben, dass es während der vergangenen fünf Jahre zu keinen wirtschaftlichen Verfehlungen gekommen sei. Tatsächlich soll es ein Urteil gegen den 60-Jährigen aus dem Jahr 2017 wegen Insolvenzverschleppung geben.

Mieter ist die Firma, nicht der frühere Chef

Der Center-Manager des Göppinger Einkaufszentrums Agnes, Joachim Trender, war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Den Aachener-Chef Göbel habe er zuletzt bei der Eröffnung von TK-Maxx gesehen, berichtete Trender Anfang November. Damals legte er Wert auf die Feststellung, dass die Betreiber des Agnes an die TEH-Textilhandel GmbH vermietet habe und nicht an Friedrich-Wilhelm Göbel.

Textilkette mit sechs Standorten

Göppingen
 Im Einkaufszentrum Agnes ist Aachener mit einer Verkaufsfläche von 5000 Quadratmetern auf drei Etagen vertreten: im Untergeschoss Damen- und Herrenmode, im Erdgeschoss nur Damen- und im Obergeschoss Herren und Kindersachen.

Galeria-Häuser
Das Unternehmen TEH hat in Deutschland insgesamt sieben Standorte, zu denen noch sechs frühere Galeria-Häuser hinzukommen sollten – in Frankfurt, Saarbrücken, Cottbus, Coburg, Nürnberg und Leverkusen. Sie alle wurden nach dem Auszug von Galeria Kaufhof angemietet, heißt es, aber noch nicht eröffnet – nur an der Frankfurter Zeil machte ein Sport-Outlet als Übergangslösung auf. Mit dem Insolvenzantrag ist nun jedoch fraglich, ob die einstigen Galeria-Häuser wieder öffnen können.

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