Der ehemalige Korntal-Münchinger CDU-Stadtrat Tobias Link ist heute Bürgermeister in Löffingen. Ein Gespräch zur Halbzeit mit dem 47-Jährigen, der keinen Grund zur Rückkehr ins Strohgäu sieht.

Korntal-Münchingen – - Tobias Link (47) hat vor vier Jahren die Seiten gewechselt: Der CDU-Stadtrat wurde Bürgermeister in Löffingen. Im Interview spricht er über die Vorteile, Wissen als Stadtrat mitzubringen, und Unterschiede in der Kommunalpolitik.
Herr Link, was hat Sie dazu bewogen, Bürgermeister zu werden?
Wenn man die 40 überschreitet, macht man sich Gedanken darüber, ob man bis zur Rente in seinem Beruf arbeiten möchte. Ich habe beschlossen, mein Hobby Kommunalpolitik zum Beruf zu machen, zumal ich in einem kleinen Dorf im Kreis Ravensburg aufgewachsen bin und wieder zurück in den ländlichen Raum wollte.
Die Kandidatur in Löffingen war Ihre zweite Bewerbung als Bürgermeister.
Vor Löffingen hatte ich mich bereits in einer anderen Gemeinde zur Wahl gestellt. Deshalb bin ich für die Kandidatur in Löffingen angefragt worden. Die Größenordnung der Gemeinde sagte mir zu, die Vorstellungsrunde lief sehr gut, und auch sonst hat alles gepasst.
Inwiefern profitieren Sie als Bürgermeister von Ihrer Erfahrung als Stadtrat?
Als Stadtrat habe ich die Seite des Gemeinderats kennengelernt und weiß, was das Gremium bewegt. Als Bürgermeister kann ich daher entsprechende Formen finden, die zu einem guten Miteinander zwischen mir und dem Gemeinderat führen. Ich habe auch nicht unerhebliche Einblicke in die Abläufe einer Verwaltung bekommen.
Was sind die größten Unterschiede zwischen den Gemeinderäten in Löffingen und in Korntal-Münchingen?
In jeder Kommune herrscht eine bestimmte Kultur, wie die Arbeit des Gremiums und die Zusammenarbeit mit der Verwaltung funktioniert. An Löffingen schätze ich sehr die Bereitschaft, in einer überschaubaren Zeit Entscheidungen zu treffen, ohne jedes Mal die formellen Wege einzuhalten. Die vorberatenden Ausschüsse haben eine deutlich geringere Bedeutung als die in Korntal-Münchingen. Ich gehe meist mit meinen Tagesordnungspunkten in den Rat, wo wir dann die Dinge beschließen. Andererseits tagt der Gemeinderat alle 14 Tage. Die kurzen Entscheidungswege helfen uns aber im Wettbewerb mit anderen Kommunen. In Löffingen ist die Kommunalpolitik zudem weniger parteipolitisch gefärbt. Ich bin zwar noch Mitglied der CDU, habe in der Partei jedoch keine Funktion inne.
Sie haben als Bürgermeister nun Halbzeit. Was sind Ihre größten Erfolge?
Die Schwerpunkte in Löffingen sind andere als in Korntal-Münchingen. Die Stadt musste sich zum Beispiel nie um schnelles Internet kümmern, wohingegen das Thema in Löffingen schon im Wahlkampf ein wichtiges war. Mittlerweile haben wir ein Netz aufgebaut, sodass das schnelle Internet von Frühjahr an verfügbar ist. Ich bin froh, dass wir das Thema aufgearbeitet haben. Derzeit steht die Sanierung des Rathauses mit einem Investitionsvolumen von fünf Millionen Euro an, und auch bei der Straßensanierung und der Verlängerung der Betreuungsöffnungszeiten an Grundschulen haben wir viel bewegt.
Was schätzen Sie an Löffingen besonders?
Den Freiraum für die Kinder. Hier fühlt sich keiner von ihnen gestört. Löffingen bietet ein behüteteres Umfeld als die Stadt.
Was vermissen Sie an Korntal-Münchingen?
Ich war in der Brüdergemeinde sehr aktiv. Das fehlt mir, in Löffingen gibt es nichts Vergleichbares. Und natürlich fehlen mir das familiäre Umfeld und meine Freunde. Doch wir haben in Korntal-Münchingen eine große Verwandtschaft, daher fahren wir relativ oft dorthin.
Verfolgen Sie, was im Strohgäu los ist?
Teilweise. Die Debatte um die Flüchtlingsunterkunft am Korntaler Friedhof habe ich intensiv beobachtet. Wir hatten in Löffingen eine ähnliche Thematik bei der Entscheidung für den Standort für die Unterkunft des Kreises. Auch die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals verfolge ich natürlich. Und wenn ich im Strohgäu zu Besuch bin, unterhalte ich mich immer wieder mit Korntalern.
Ist eine zweite Amtszeit für Sie vorstellbar?
Meiner Familie und mir gefällt es gut in Löffingen. Mein Amt macht fast immer Spaß, es ist eines, in dem ich das ein oder andere bewegen kann. Ich habe keine Veranlassung, mich mit Alternativen zu beschäftigen.

Vielseitig aktiv

Tobias Link ist 1970 in Pfullendorf geboren. Er hat in Konstanz Jura studiert, von 1999 an war er erst drei Jahre als angestellter, dann zwölf Jahre als selbstständiger Anwalt tätig. 2002 kam Link mit seiner Familie nach Korntal. Im Gemeinderat saß er fast zehn Jahre. In seiner letzten Amtsperiode war Link der stellvertretende Chef der CDU-Fraktion. Er saß unter anderem auch im Schulbeirat. Im Dezember 2013 wurde Tobias Link mit 51,7 Prozent zum Bürgermeister von Löffingen im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald gewählt. Er ist verheiratet und hat sechs Kinder.