Mit dem „Objectz“ am Oppenheimer Platz verschwindet erneut ein inhabergeführter Laden aus der Stuttgarter Innenstadt. Michael Brisky kann ihn aufgrund der Umbauarbeiten am ehemaligen Karstadtgebäude nicht mehr halten.

Stuttgart - Dem Onlinehandel habe man die Stirn geboten, die rückläufige Kundenfrequenz auf der Königstraße ausgehalten und sogar die Folgen des Milaneo ertragen. Doch angesichts einer mehrjährigen Großbaustelle samt dreistöckigem Containerdorf direkt vor dem Schaufenster gibt Michael Brisky auf. Er ist der Eigentümer des „Objectz“. Mehr als zehn Jahre lang wurden in dem Laden an der Ecke Neue Brücke und Joseph-Süß-Oppenheimer-Platz quietschbunte Uhren, Scherzartikel und Wohnaccessoires verkauft – Ende des Monates ist damit jedoch Schluss.

 

Als der österreichische Immobilienkonzern Signa vor wenigen Tagen im Rathaus seine Pläne für den Umbau des ehemaligen Karstadtgebäudes an der Königstraße vortrug, war von einer „Neupositionierung des Bestandsobjektes zur Vermeidung langfristiger Leerstände“ und von einer „umfassenden Kernsanierung des ehemaligen Warenhauses und der Tiefgarage zu einem modernen, gemischt-genutzten Geschäftshaus“ die Rede. Auch die Anlieger am Oppenheimer Platz, der Rückseite des ehemaligen Warenhauses, wurden von der Signa und vom Bauunternehmer Züblin über die anstehenden Arbeiten informiert. „Von einem riesigen Containerdorf war dabei aber nie die Rede“, ärgert sich Brisky.

Drei Kunden am Tag und 5000 Euro Miete im Monat

Tatsächlich schreiben die Bauherren in ihren Infobriefen an die Einzelhändler am Platz von Beleuchtung, vom Aufbau eines Bauzauns oder vom Einrüsten des Gebäudes. Doch inzwischen ragen die Baucontainer direkt vor dem Schaufenster von Michael Brisky meterhoch in die Luft. „Es gab Tage im Lauf der vergangenen Wochen, da haben wir gerade noch drei Kunden gehabt und Ware im Wert von nur 19 Euro verkauft“, berichtet der Ladenbesitzer. „Das kann ich keine zwei Jahre durchhalten“, sagt er mit Blick auf die rund 5000 Euro Miete, die er für seinen Laden jeden Monat bezahlen muss. „Das ist für die Lage absolut fair“, fügt Brisky hinzu. Am heutigen Donnerstag beginnt im „Objectz“ nun der Räumungsverkauf. Von den ehemals fünf Angestellten ist noch ein Mitarbeiter übrig geblieben. Ende des Monats soll dann endgültig Schluss sein.

Dabei waren Michael Brisky und seine Verkäufer absolut willens, an ihrem Standort festzuhalten – auch wenn von Beginn an klar war, dass ihnen der Umbau des ehemaligen Karstadtgebäudes einiges abverlangen würde. „Zunächst einmal war ich richtig stolz darauf, einen Laden zu haben, den man von der Königstraße aus sehen konnte“, berichtet der Händler.

Zudem gilt die umstrittene irische Billigmodekette Primark als heißester Anwärter für den Löwenanteil der Flächen im sanierten Gewerbegebäude an der Königstraße. „Das würde richtig Frequenz zu uns bringen und den Standort aus Händlersicht erst interessant machen“, sagt Brisky und fügt etwas leiser hinzu: „Doch bis dahin halten wir mit einer solchen Baustelle vor der Nase unmöglich durch.“

Seit der Eröffnung des Milaneo hat sich einiges verändert

Generell sei die Entwicklung im Einzelhandel schwierig – speziell in Stuttgart. „Die Zahl der Menschen, die auf der Königstraße unterwegs sind, ist nach meiner Beobachtung generell etwas zurückgegangen“, erklärt Brisky. Dann kam die Eröffnung des Milaneo. „Bei uns herrschte vier Wochen lang Leere im Laden“, erinnert er sich an den Herbst 2014. Danach habe sich die Frequenz wieder ein wenig erholt, sagt der Ladenbesitzer. Doch seit das große Einkaufszentrum am nördlichen Rand der Innenstadt eröffnet hat, habe sich die Art der Kunden in der Innenstadt verändert, berichtet der Geschäftsinhaber. „Die Leute von der Schwäbischen Alb oder aus dem Schwarzwald sind früher auf der Königstraße gebummelt und kamen auch bei uns vorbei“, sagt er, „doch die bleiben jetzt im Shoppingcenter hängen und kommen nicht mehr in die City.“

Dazu kommt, dass der gesamte stationäre Einzelhandel mit der wachsenden Konkurrenz aus dem Internet kämpft. „Wir haben vor einiger Zeit dann auch begonnen, unsere Ware über die Online-Plattform Amazon anzubieten“, berichtet Brisky und fügt an: „Schade, dass all diese Mühe von einer Baustelle zunichte gemacht wird.“