Endlich geht es vorwärts: Die Supermarktkette Rewe startet am Stuttgarter Vogelsang mit den Umbauarbeiten. Auch Pflugfelder will noch in diesem Jahr mit den Tiefbauarbeiten für die vier Wohnhäuser anfangen.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-West - Für die Nachbarn ist es wohl eine erfreuliche Nachricht: Voraussichtlich im Oktober will die Supermarktkette Rewe auf dem ehemaligen SSB-Areal eröffnen. Michael Roth, der selbstständige Kaufmann, der den Rewe City Markt am Vogelsang im Rahmen einer offenen Handelsgesellschaft (OHG) mit Rewe betreiben wird, hat seit etwa zwei Wochen die Schlüssel für das Gebäude. Mit den Umbauarbeiten hat er bereits begonnen.

 

Im Oktober soll der Rewe City Markt eröffnet werden

Voraussichtlich Anfang Oktober will Roth (29) seinen Markt eröffnen. Der gebürtige Stuttgarter, der mit seiner Familie in Birkach lebt, ist quasi im Supermarkt aufgewachsen. Sein Vater war für große Supermarktketten tätig. „Ich habe schon als Kind überall ausgeholfen“, erzählt er. Nach einer Ausbildung bei einem Stuttgarter Automobilkonzern wollte er zurück in den Einzelhandel. Ein derartig großes Projekt hätte er sich aber allein niemals leisten können, sagt er. Rund 1,5 Millionen Euro investiere Rewe in den Markt; dafür ist Rewe an den OHGs mit 20 Prozent beteiligt.

Der Verkauf des Areals, die Auflösung der Bauernmarkthalle und die Vergabe an eine Kette wurde vielfach kritisiert – letzteres auch wegen dem Bonusmarkt gegenüber. Roth versteht durchaus, dass viele im Quartier dies kritisch sehen. Er selbst wäre „super froh“ gewesen, wenn zum Beispiel das Restaurant Lässig drin geblieben wäre.

Nach Informationen unserer Zeitung plant Rewe durchaus auf der Fläche wieder eine Gastronomie, bei Lässig hat die Kette angefragt. Das Unternehmen suche nach „etwas Passendem“, weiß Roth. Was das sein könnte? „Eine Frittenbude wird es sicher nicht werden“, sagt Roth. Eher wieder etwas, was ein Treffpunkt für die Nachbarschaft werden könnte.

Seit Mai 2017 steht die Halle leer. Das wurde in der Nachbarschaft vielfach kritisiert, auch Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle klagte vor einiger Zeit, dass „so etwas Schönes so lange“ leer stehe.

Vor allem aber die Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-plus ärgerte sich. Sie hatten deshalb einen Antrag gestellt „Der Gemeinderat beauftragt die Verwaltung, eine Entwicklungssatzung nach §165 BauGB ‚Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme‘ für das Vogelsang-Areal an der ehemaligen Bauernmarkthalle zu erarbeiten.“ Ziel sei es, „durch städtebauliche Neuordnung die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, öffentlicher Nutzung herzustellen.“ Als Begründung heißt es: „Mit einer städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme können wir wieder als Stadt zugriff auf das Areal erlangen.“ In „letzter Konsequenz“, so heißt es weiter“, müsse „bei weiterer Untätigkeit von Pflugfelder Immobilien eine Enteignung stattfinden“.

Nach dem Verkauf des Areals damals gab es Kritik von vielen Seiten – sowohl von Stadträten als auch von Mitbietern um das Grundstück wie zum Beispiel der Baugenossenschaft Flüwo. Doch die SSB rechtfertigten sich damit, man müsse das Vermögen des Unternehmens „bestmöglich verwalten“, die finanziellen Verhältnisse seien zudem „sehr angespannt“.

SÖS-Linke-Plus würde Pflugfelder am liebsten „enteignen“

Luigi Pantisano, Stadtrat der SÖS, sieht in dem Verkauf ein „Paradebeispiel“ dafür, was in der Wohnungspolitik der Stadt Stuttgart schiefläuft: „Bis heute geschieht nichts auf dieser Baufläche. Während gleichzeitig die Rufe nach Ausweisung von Baugebiet auf der ‚grünen Wiese‘ immer lauter werden.“

Pantisano begründet seinen Antrag damit, dass die Bauernmarkthalle seit über einem Jahr leer steht und auch Pflugfelder nicht mit dem Bau der geplanten 132 Wohnungen beginne. „Das führt zu einer enormen Herabwertung des Quartiers.“

Bereits vor knapp zwei Jahren kaufte eine GbR der Unternehmensgruppe Pflugfelder und Vogg das Areal von der SSB, auf dem auch die ehemalige Bauernmarkthalle steht. Den Händlern der Markthalle hat das Unternehmen zügig gekündigt und verpachtete stattdessen an die Supermarktkette Rewe.

Doch dann passierte erst einmal lange nichts. Auch die Bauernmarkthalle steht seit Ewigkeiten leer. Ein Grund dafür ist aber auch, dass die Baugenehmigungen wohl lange auf sich warten ließen. Das lag vermutlich daran, dass das städtische Baurechtsamt mit einigen Punkten nicht einverstanden war. So braucht der Supermarkt für die Warenanlieferung zum Beispiel viel größere Fahrzeuge als die Beschicker der Bauernmarkthalle. Auch die Architekten beider Projekte mussten mehrmals nachbessern.

2022 könnte das Areal fertig sein

Der doch eher ungewöhnliche Vorstoß der SÖS/Linke-plus, den die Verwaltung bisher auch nicht beantwortet hat, kommt nun wohl auch zu spät. Seit Mai sind die Baugenehmigungen da. Pflugfelder will in diesem Jahr mit den ersten Baumaßnahmen beginnen. Geschäftsführer Julian Pflugfelder rechnet mit einer Bauzeit von etwa zwei bis drei Jahren. Voraussichtlich 2022 könnte das Areal dann also fertig sein.

Julian Pflugfelder weist zudem den Vorwurf, dass er unnötig Zeit verstreichen lassen habe, womöglich noch um zu warten bis die Preise steigen, vehement von sich. „Es ging nicht darum, dass wir nicht bauen wollten, sondern wir haben auf die Genehmigung gewartet.“