Das marode Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert ist eines der ältesten Gebäude in der Gemeinde. In ihm befand sich einst eine Gaststätte. Ein Büro erarbeitet nun die Sanierungspläne. Es sollen sechs Wohnungen entstehen.

Ehningen - Rudolf Widmann ist ein Ortshistoriker mit Leib und Seele. Dem 72-Jährigen liegt besonders auch der alte „Löwen“ am Herzen. Das ehemalige Gasthaus steht schon seit etwa 20 Jahren leer. Wegen der schwierigen Eigentumsverhältnisse – das Gebäude gehörte mehreren Besitzern – hatte die kommunale Wohnbau Ehningen (KWE) das Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert nur Stück für Stück erwerben können. „Höchste Zeit, dass jetzt etwas geschieht“, sagt der Ehninger. Die Leute seien froh, dass die KWE ein Planungsbüro für die Sanierung gefunden hat.

 

Letzter Name am Klingelschild: B. van Dyk

Die Fassade an dem im Jahr 1685 errichteten Gebäude bröckelt enorm, an manchen Stellen wurden Netze gespannt. Die Fensterläden sind marode, möglicherweise auch das reich verzierte Fachwerk. An manchen Fenstern hängen noch die alten Gardinen mit Spitzen. Durch eine Toreinfahrt an der Ehninger Königstraße geht es in einen auch nach hinten offenen Innenhof. Links und rechts befinden sich alte Eingangstüren. Im ersten Stockwerk war einst die Gaststätte. Die alten Zeiten lassen sich erahnen. An einem Klingelschild steht ein Name: B. van Dyk.

„Zuletzt wohnte hier noch eine Holländerin“, erinnert sich Widmann. Aber auch sie gibt es nicht mehr. In dem Haus lebten zuletzt verschiedene Familien, nachdem die Gaststätte „Zum Löwen“ auf die gegenüberliegende Straßenseite verlegt worden war. „Das muss so um das Jahr 1829/30 gewesen sein“, so der Ortshistoriker. Den „Löwen“ gegenüber gibt es heute noch. Er heißt jetzt aber „Da Leo“ und ist eine Pizzeria. „Dieses Haus, in dem sie sich befindet, wurde im Jahr 1699 errichtet“, sagt Widmann. Es bestehe ebenfalls aus einem Fachwerk, jedoch ist davon heute nichts mehr zu sehen. Die Fassade wurde zugegipst.

Gaststättenbetrieb der Lutz-Dynastie

Dasselbe Schicksal soll dem alten „Löwen“ nicht widerfahren. Zumal das aus dem Jahr 1685 stammende Gebäude unter Denkmalschutz steht. „Es ist eines der ältesten Häuser, die wir in Ehningen haben“, erklärt der 72-Jährige. 32 Jahre lang hat Widmann als Vorsitzender des Heimatgeschichtsvereins fungiert. Er kennt die wechselvolle Historie des alten „Löwen“ aus dem Effeff. Das Haus habe Franz Lutz aus Gärtringen erbauen lassen, der eine Ehningerin geheiratet habe. „Der jüngste Sohn seiner zehn Kinder, Hans Georg Lutz, führte später die Gastwirtschaft. Weil dieser jedoch im Alter von 39 Jahren verstarb, übernahm sein Bruder Hans Jakob das Gasthaus.“, erzählt Widmann. Initialen an Holzbalken künden noch von der Lutz-Dynastie. Erst als eine andere Familie den Gasthof übernahm, zog die neue Wirtsfamilie es vor, kurze Zeit später auf die andere Straßenseite umzuziehen. Weshalb, das weiß auch Widmann nicht.

„Dieses Stück Heimatgeschichte soll erhalten bleiben“, hat der KWE-Geschäftsführer Jochen Widenmaier beschlossen. Er steht hat das Planungsbüro für Baudenkmale Jako in Rot an der Rot (Kreis Biberach) kontaktiert. Die Referenzen können sich sehen lassen. Das Schlossgut Köngen (Kreis Esslingen), das Schloss Salem (Bodenseekreis) oder die Scheerermühle in Oberkochen (Ostalbkreis) gehören dazu. „Wir sind froh, dass wir Jako im Boot haben“, so Widenmaier. Noch steht man am Anfang. Eine offizielle Kostenkalkulation etwa gibt es noch nicht.

Nur das Fachwerk bleibt stehen

Klar ist aber: „Es muss alles saniert werden, natürlich in Absprache mit dem Denkmalamt. Lediglich die Holzkonstruktion wird erhalten bleiben“, berichtet der KWE-Chef. Er will in dem Gebäude sechs Wohnungen schaffen. „Es wird wieder Leben einziehen“, freut sich der Ortshistoriker Widmann. Bis Ende der 1990er Jahre habe sich in einem Teil des Hauses ein Tante-Emma-Laden befunden.

Alte Bausubstanz

Altes Pfarrhaus
: Zu den zahlreichen historischen Gebäuden im Ehninger Ortskern zählt das alte Pfarrhaus gegenüber der evangelischen Kirche aus dem 16. Jahrhundert. Die Gemeinde hat es für 2,2 Millionen Euro saniert und umgebaut. Eine alte Scheune musste weichen, das alte Gemäuer erhielt einen modernen Glasanbau. Vor drei Jahren zog die städtische Bücherei dort ein.

Burkhardts-Haus:
Das im Volksmund nach der früheren Besitzerfamilie Burkhardt genannte Gebäude in der Königstraße 31 wurde zunächst von der Gemeinde erworben. Sie verkaufte es an einen Investor, der es zu einem Wohnaus umbaute. Um 1780 errichtet, war es einst ein stattliches Bauernhaus mit einer barocken Dachform und einem Pferdestall. Möglicherweise war darin auch eine Gaststätte.