Der ADAC hat mit seinem Supercross-Event so viel Erfolg wie noch nie gehabt. Das liegt auch daran, dass Joachim Berner die heißen Maschinen mit Feuer und Flamme in Szene setzt. Dabei ist das eines der kleinsten Events des Pyrotechnikers.

Stuttgart/Ehningen - Joachim Berners Buchhalter muss aufpassen, dass er mit den Auftraggebern nicht durcheinander kommt. Am Wochenende hat der Pyrotechniker aus Ehningen es für den ADAC-Supercross in Stuttgart krachen lassen. Doch auch die Rockband ACDC mag es gern, wenn mit schwäbischer Perfektion zu den Glockenschlägen von Hells Bells oder dem Einschlag des Rock’n’Roll-Train spektakuläre Bühnenfeuer gezündet werden.

 

Es gibt viele, die bei Festen ein Feuerwerk zünden. Spezialisten, die auf den Takt genau die Luft zum Beben bringen, nicht einmal eine Handvoll auf der Welt. Berner ist einer davon. Der bescheidene, ruhige Schwabe ist auch mit Ozzy Osborne oder den Rolling Stones auf Welttournee – wenn er mit seiner Firma „Innovative Pyrotechnik“ (IP) nicht gerade für Höhepunkte auf dem Konstanzer Seenachtsfest oder einem anderen Feuerwerkswettbewerb setzt. Und sich dabei weltweit um den Platz der besten Pyrotechniker schlägt.

Zwei Weltmeistertitel hat der Herrscher von Feuer und Knall bereits in der Tasche. Den Ehrgeiz, eine punktgenaue Choreografie aus vergänglichem Schwarzpulver zum mitreißenden Rhythmus von Rockmusik zu inszenieren, kann er allerdings beim Motorsport-Event in der Schleyerhalle am besten und am kreativsten ausleben: „Bei vielen Auftraggebern ist die Herausforderung, genau das umzusetzen, was mir in der großen Show zugeschrieben wurde. Denn hier kann ich selbst die Choreografie mit bestimmen“, sagt der 52-Jährige

Bevor also zum 30. Mal mehr als 30 Cross-Maschinen in verschiedenen Läufen über die Sprunghügel und Waschbrettpisten um die Wette jagten, zündete Berner mit ein paar Dutzend Sambatrommlern von „Repicando“ eine Art Geburts-Feuerwerk. Der Ehninger spielte natürlich auch eine Lichtshow durch die gesamte Halle zu heftigen Klängen seiner Lieblingsband Rammstein ein. Selbst hartgesottene Biker, die einiges an Dezibel gewöhnt sind, mussten beim Abschlusskracher vernehmbar den Kopf einziehen – um dann mindestens so laut zu jubeln, wie beim furiosen Finallauf des 19-jährigen Oberschwaben Dennis Ullrich am Ende des Abends.

Seit 17 Jahren ist Berner nun für den ADAC beim Supercross Jahr für Jahr dabei: „Genau so lang, wie der Moto-Cross-Lauf auf eigens eingebauter Erde stattfindet.“ Zuvor rumpelten die Rennfahrer noch über Holzrampen, was selbst für die härtesten Cracks weniger sportlich, als mehr ein Glücksspiel war. Rund 500 Tonnen Fildererde, fein durchmodelliert im überdimensionalen Sandkasten, waren aber auch die Fans ein ästhetischer Glücksfall: Dank dem Lehm-Untergrund konnte Berner mit seiner damals ganz jungen Firma endlich ein Feuerwerk zünden, was zuvor aus Brandschutzgründen nicht denkbar war. Doch trotz echter Bodenhaftung wundert es schon, dass offene Stichflammen, zischende Raketen und fassgroße Kanonenschläge in einer mit 10 000 Menschen voll besetzten Halle einfach so gezündet werden dürfen? „Kein Problem“, sagt Berner ganz ruhig. „Wenn man den aktuellen Stand der Bühnenpyrotechnik beachtet, kann gar nichts passieren.“ Probleme mit der Feuerwehr hatte er noch nie.

Und auch die Fahrer freut’s: „Solch einen perfekten Rahmen wie in Stuttgart findest du in Europa eigentlich nirgends“, findet Teddy Maier. Der US-Amerikaner ist den Winter über auf Europa-Tournee, konnte aber seiner Favoritenrolle nicht gerecht werden – und nahm’s äußerlich cool unter seiner Hiphop-Baseball-Kappe. Der Profifahrer ist ein typischer Vertreter der neuen „Freestyle“-Cross-Generation, die wie in der Snow- oder Skateboard-Szene sich selbst und ihren Sport als subkulturelles Gesamtkunstwerk pflegen.

Der ADAC-Sprecher Reimund Elbe, der sich zwei Abende lang erstmals über ein restlos ausverkauftes Haus freute, kann nur staunen: „Bei den 9-Trainings in Leonberg steigen immer mehr Jugendliche gleich ins Auto und nicht mehr aufs Motorrad. Aber Motocross ist irgendwie total in.“ Vor allem dann, als die Freestyler außerhalb des Wettbewerbs atemberaubende Kunststücke zeigen – natürlich untermalt von Berners Stichflammen.

Besonders stolz ist der Feuermacher aber, dass seine Leidenschaft nicht nur bei den Fahrern voll gezündet hat: „Am Anfang gab es das Feuerwerk als Intro, dann setzten sich die Leute allmählich. Heute sitzen sie schon um Punkt 19.30 Uhr da und warten, dass es endlich losgeht.“