Der Ehninger Musiker Christoph Weigold zupft seit 20 Jahren beim Stuttgarter Musical-Theater den Bass. Am Freitagabend spielt er mit der Schwabenrock-Band Wendrsonn beim „Sommer am See“ in Böblingen.
Wenn Christoph Weigold seine musikalischen Aktivitäten aufzählt, kann man eigentlich kaum glauben, dass dies alles eine Person bewältigt. Noch dazu als Familienvater mit zwei Söhnen (18 und 12 Jahre alt). „Ja, das ist nicht ganz einfach“, gibt der 47-Jährige zu, „man muss gut planen und bei manchen Anfragen auch mal Nein sagen – auch wenn mir das schwerfällt.“
Seit 2002 spielt Christoph Weigold im Palladium-Theater am Möhringer SI-Zentrum den E- und Kontrabass bei Musicalproduktionen – am häufigsten bei „Tanz der Vampire“. Das Erfolgsstück erlebt derzeit seine vierte Auflage. „Zuletzt haben wir die 3000. Stuttgarter Show gefeiert“, berichtet Weigold. Bei allen Aufführungen war der Ehninger nicht dabei, denn er wechselt sich mit einem Kollegen wochenweise ab. Dennoch sind ihm die Kompositionen längst in Fleisch und Blut übergegangen. „Das ist natürlich viel Routine, aber macht doch immer wieder Spaß“, sagt er. Jedenfalls scheinen die Vampire nicht nur in der Geschichte unsterblich, sondern auch im Musical-Programm. „Die Produktion läuft speziell in Stuttgart wirklich unglaublich gut.“
In der Dienstwoche zupft Christoph Weigold mittwochs bis freitags bei insgesamt sieben Shows den Bass. Seit Corona ist der Orchestergraben dem Kern der insgesamt zehnköpfigen Band überlassen, um genügend Abstand zu halten. Streicher und Bläser sitzen in Nebenräumen, sind per Mikrofon, Kopfhörer und Video mit dem Rest verbunden. „Das haben wir zu Corona-Zeiten begonnen und zuletzt beibehalten – das funktioniert ganz gut, und der erneute Umbau wäre zu aufwendig.“ Ab November steht „Tarzan“ auf dem Programm – weiterhin mit Weigold am Bass.
Zudem unterrichtet der gebürtige Aalener seit 2000 an der Sindelfinger Musikschule, leitet dort auch den Fachbereich Popmusik. Aktuell hat er etwa 25 Schülerinnen und Schüler, die er in die hohe Kunst des Bassspiels einweist – und gerne auf Vorschläge der Jugendlichen eingeht. Kamen die früher noch per CD, später über den MP3-Player, läuft inzwischen natürlich alles per Smartphone – doch Christoph Weigold hat keine Probleme, mit der Zeit zu gehen. „Ich bin immer wieder überrascht, was es technisch alles gibt, und offen für alles“, so der 47-Jährige, dessen Frau Silke Lenssen-Weigold ebenfalls an der Sindelfinger Musikschule unterrichtet. Sie kümmert sich um die Flötenschüler und den Elementarbereich.
Nicht genug: Christoph Weigold spielt im Orchester der Kulturen, in mehreren Party-Coverbands unterschiedlichster Besetzung – bei Bedarf auch an den Keyboards – sowie in seiner eigenen klassischen Rockband Resonance. Der Terminkalender ist gut gefüllt. Umso mehr, als der Ehninger im vergangenen Herbst noch bei Wendrsonn angeheuert hat. Die überregional bekannte Schwabenrock-Band erlebte 2022 einen Schicksalsschlag, als der langjährige Bassist Ove Bosch einem Herzinfarkt erlag – ein großer Schock für die Mitmusiker. „Die Band war eh gerade im Umbruch, sie wussten dann nicht recht, ob und wie es überhaupt weitergehen soll“, erinnert sich Weigold.
Doch der Ehninger hatte in der Vergangenheit gelegentlich bereits ausgeholfen, man kannte und schätzte sich. Also stieg Weigold fest ein – und trug so zuletzt zu einem Neustart der schwäbisch-folkig-rockigen Truppe bei. „Die Band hat sich stilistisch noch einmal weiterentwickelt“, berichtet er, „zuletzt waren wir im Studio, das neue Album erscheint hoffentlich noch dieses Jahr.“ Neben Gitarre, Bass und Schlagzeug kommen Geige, Mandoline und Banjo zum Einsatz – ein spannender Mix.
Nun steht der Auftritt beim „Sommer am See“ in Böblingen an – für Christoph Weigold durchaus etwas Besonderes. „Heimspiel, Teil eins“, sagt der Ehninger, „im September treten wir dann auch noch im Sindelfinger Pavillon auf.“ Ansonsten seien Wendrsonn-Konzerte im Landkreis eher selten. In Böblingen besteht also auch für Schüler und Kollegen die Gelegenheit, mal live genauer hinzuschauen. „Einer meiner Schüler hat sein Kommen definitiv angekündigt“, weiß Weigold, „ich muss mich also ins Zeug legen.“
Kulturprogramm
Zum 26. Mal findet der „Sommer am See“ in Böblingen statt. In der Alten TÜV-Halle am Oberen See finden bis September Konzerte, Kabarett und viele Vereinsfeste statt. Am Donnerstag, 22. Juni, um 19.30 Uhr eröffnen wie gewohnt die Bigbands des Albert-Einstein-Gymnasiums (AEG) die Reihe. Der Eintritt ist frei.
Wendrsonn
Gleich am zweiten Abend, Freitag, 23. Juni, gastiert die Schwabenrock-Band Wendrsonn mit ihrem Crossover aus Folk und Rock beim „Sommer am See“. Der Eintritt kostet 18 Euro, Vorverkauf online unter https://boeblingen.reservix.de.
Wochenende
Am Samstag, 24. Juni, ab 12 Uhr findet ein türkisches Kulturfest statt, am Sonntag, 25. Juni, ab 11 Uhr das Sommerfest der Lebenshilfe.
Internet
sommeramsee.boeblingen.de
