Mit oder ohne Pappnase? Walter Scharr von der Karnevalsgesellschaft Schwarze Husaren hat sich für das Vaihinger Ornat und die Narrenkappe entschieden, um den höchsten deutschen Karnevalsorden entgegen zu nehmen: den BDK-Orden in Gold mit Brillanten.

Rohr – Es sind Strass-Steine, aber jeder Karnevalist weiß, was sie bedeuten: Walter Scharr, Gründungsmitglied der Karnevalsgesellschaft Schwarze Husaren, hat den Verdienstorden des Bundes Deutscher Karneval (BDK) in Gold mit Brillanten verliehen bekommen. Mehr Ehre gibt es nicht für Karnevalisten in Deutschland. Dabei hätte der 76-Jährige um ein Haar gar keine Zeit gehabt, um ins Neue Schloss in Stuttgart zu kommen.
Herr Scharr, vergangene Woche haben Sie im Neuen Schloss in Stuttgart den BDK-Verdienstorden in Gold mit Brillanten verliehen bekommen. Jemand, der keine Ahnung von Karneval hat, denkt: „Da bekommt man doch sowieso dauernd Orden.“
Diesen Orden gibt es aber nicht für jeden, das ist der höchste Orden, den man im deutschen Karneval bekommen kann. Mindestens 40 Jahre muss man sich in verantwortlicher Position für den Karneval engagiert haben. Und ich glaube, ich habe hier in Vaihingen viel gemacht. Ich bin seit 44 Jahren bei der KG Schwarze Husaren, bin eines der Gründungsmitglieder...

... Sie haben die Mitgliedsnummer 007. Das hat nichts mit James Bond zu tun?
Nein, das hat sich einfach so ergeben. Auf der Gründungsversammlung im September 1968 wurden die Mitgliedsnummern nach Rang vergeben. Ich war damals Technischer Leiter der Veranstaltungen und stand damit hinter Posten wie dem des Präsidenten und des Schatzmeisters. So ist das dann eben gekommen.

Heute sind Sie unter anderem Ehrenvorstand der Husaren, der Orden wurde Ihnen vom Ministerialdirigent des Wissenschaftsministeriums überreicht. Andererseits: Es geht um Karneval. Wie gewandet man sich denn adäquat für so eine Verleihung: Haben Sie sich eine Pappnas aufgesetzt?
Zum einen: Karneval ist eine todernste Angelegenheit. Zum anderen: im Stuttgarter Karneval gibt es die Pappnase eigentlich nicht. Die Präsidentin unseres Festkomitees setzt sich manchmal eine auf, aber ich nicht. Ich habe zur Verleihung eine Narrenkappe und unser Vaihinger Ornat – einen schwarzen Anzug und ein gelbes Hemd – getragen.

Haben Sie etwas geahnt? Die Schwarzen Husaren haben am Wochenende immerhin ihr närrisches Jubiläum, vier mal elf Jahre, gefeiert.
Nein, ich wusste von nichts. Als ich für den Tag der Verleihung einen Banktermin ausmachen wollte, habe ich mich zwar gewundert, dass meine Frau das so vehement verhindern wollte. Aber als sie zur Erklärung meinte, dass sie eben auch ihre Termine habe, da konnte ich ihr ja schlecht widersprechen.

Wie haben Sie erfahren, dass Sie zur Verleihung geladen sind?
Während der Auftaktveranstaltung zur Saison 2012/2013 am 11. November, auf der Treppe des Stuttgarter Rathauses. Da haben mich unser Präsident Klaus Schappelt und seine Vertreterin Iris Seher beiseite genommen und gesagt: Du, am nächsten Donnerstag um 14 Uhr im Neuen Schloss. Ich wusste gar nicht, was los war. Denn normalerweise bin ich es, der für die Schwarzen Husaren die Ehrungen organisiert. Und ich wusste ziemlich genau, dass ich niemanden für den 15. November angemeldet hatte.

Was machen Sie nun mit Ihrem Orden? Bekommt er einen Ehrenplatz über dem heimischen Sofa?
Nein, der kommt nicht an die Wand, den bewahre ich in einer Schatulle auf. Schließlich muss ich den jetzt auf allen Veranstaltungen tragen. Der BDK-Verdienstorden in Gold, mein bis dato höchster Orden, der kommt nun an die Ordenswand in meinem Arbeitszimmer.

Jetzt haben Sie quasi die Doktorwürde im Karneval erreicht und können sich zur Ruhe setzen, das Geschäft in jüngere Hände geben.
Das geht leider nicht. Dieser Orden verpflichtet. Das steht für mich fest und das haben mir auch meine Karnevalsfreunde gesagt. Jetzt kann ich nicht mehr aussteigen, der Orden kommt bei mir auf den Sarg.

Sie sind ein Ur-Vaihinger. Warum der Bezug zum Jeckentum rheinischer Prägung?
Ich hatte nie etwas mit Karneval zu tun, sondern bin da hineingerutscht. Einige Soldaten der Kurmärker Kaserne, wo heute die Eucom drin ist, hatten eine Gruppe, die Schwarze Husaren hieß. Sie haben Veranstaltungen organisiert, unter anderem einen Faschingsball. Ich habe damals viel fotografiert und wurde gefragt, ob ich nicht dazukommen und Fotos machen wollte. Und so kam es dann. Allerdings bezeichne ich mich als Karnevalisten, von Jecken spricht man tatsächlich nur im Rheinland.

Was sagt Ihre Frau zu alledem?
Die macht mit. Das war bei uns immer so: ganz oder gar nicht. Und in Vaihingen ist sie vielen als Augustine, als Clown, ein Begriff. Sie hat jahrelang den Kinderfasching in Vaihingen organisiert.