Damit Hunde im Tierheim genug Auslauf bekommen, gehen Ehrenamtliche mit ihnen Gassi. Martina Harr ist eine von ihnen. Was reizt Sie an ihrem Ehrenamt?
„Ich nenne ihn den kleinen Löwen“, sagt Martina Harr über Malo, einen Mischlingshund aus dem Tierheim in Filderstadt mit hellbraunem Fell, das um den Kopf herum länger wird und an eine Löwenmähne erinnert. Mit Malo geht die ehrenamtliche Helferin inzwischen seit etwa vier Monaten Gassi – obwohl sie am Anfang durchaus Respekt vor ihm hatte.
Einführungskurse erleichtern den Einstieg
Denn Malo, der bereits seit zwei Jahren im Tierheim ist, kommt nicht mit allen Hunden gut aus und ist nicht immer leicht zu händeln. Auch rein physisch kann das Gassigehen mit ihm eine Herausforderung sein: „Ihn körperlich halten zu können ist auch ein Thema.“ Gerade bei großen Hunden müsse man auch in der Lage sein, Grenzen zu setzen. Dementsprechend viel Vorerfahrung sollte ein ehrenamtlicher Helfer, der mit dem Mischlingshund unterwegs ist, mitbringen.
Martina Harr verfügt über diese Kompetenz, da sie seit etwa anderthalb Jahren regelmäßig mit Hunden aus dem Filderstädter Tierheim Gassi geht. Zudem werden die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer durch einen Einführungskurs geschult. An vier Sonntagen lernen die Freiwilligen durch Theorie und Praxis das Grundgerüst für den Umgang mit den Hunden. Auch während des Ehrenamts sind die Gassigeher im Austausch mit dem Tierheim, bekommen Feedback und bei Bedarf Tipps. Zudem gibt es regelmäßig Sonderschulungen zu bestimmten Themen.
Zeitaufwand kann flexibel angepasst werden
Mitmachen kann jeder Erwachsene, doch es gibt einige Kriterien, die potenzielle Ehrenamtliche beachten sollten. „Wichtig ist uns idealerweise Hundeerfahrung“, sagt Josefine Bohn, die erste Vorsitzende des Tierschutzvereins Tierfreunde Filderstadt, der das Tierheim betreibt. Außerdem sei es schön, wenn die Gassigehrunden in einer gewissen Regelmäßigkeit stattfinden würden.
Martina Harr geht fünf Mal die Woche mit Malo Gassi. Ein so großer Aufwand ist aber keine Voraussetzung für eine ehrenamtliche Tätigkeit beim Tierheim. Zwei Mal die Woche mit einem Hund spazieren zu gehen sei schon genug, so Josefine Bohn. Doch Martina Harr hat, seit sie beruflich kürzer getreten ist, Zeit, so oft mit Malo unterwegs zu sein.
Für sie sei das auch eine Art Ausgleich, sagt die Sonnenbergerin. Wer mit Hunden Gassi geht, ist viel an der frischen Luft und bewegt sich. „Ich hab mir als Erstes einen Friesennerz und Gummistiefel angeschafft“, berichtet Martina Harr. Denn Gassi gehen ist keine Schönwetterangelegenheit. Doch auch abgesehen von der Wetterlage ist Vorbereitung keine schlechte Idee.
„Das Tierheim stellt Leckerli bereit, aber ich kaufe auch immer ein paar, von denen ich weiß, dass Malo sie besonders mag“, sagt Martina Harr, während sie ein Leckerli aus einer kleinen Bauchtasche nimmt. Sie sehe ihr Ehrenamt auch als Aufgabe, die Hunde auf eine mögliche Adoption vorzubereiten, so die ehemalige Eventmanagerin. Deshalb übt sie Befehle mit Malo, und nimmt ihn auch mal mit zu sich nach Hause. So soll er die Möglichkeit haben, eine andere Umgebung als das Tierheim kennenzulernen.
Spaß für Mensch und Tier
Doch bei all der Vorbereitung soll der Spaß nicht zu kurz kommen. Martina Harr betont, dass ihrer Meinung nach sowohl Tier, als auch Mensch Freude an der gemeinsamen Zeit haben sollten: „Das ist für mich auch quality time, wie man neudeutsch so schön sagt.“ Besonders schön sei es, die Fortschritte eines Tieres beobachten zu können. Malo sei nach den vier Monaten gemeinsamer Spaziergänge inzwischen viel zutraulicher, wolle auch mal schmusen. „Wir feiern unsere Erfolge miteinander.“
Die Fortschritte und gemeinsamen Erfahrungen, die Gassigeher und Hund miteinander erleben, hängen aber natürlich auch maßgeblich vom jeweiligen Hund ab. Das Tierheim in Filderstadt teilt die etwa 25 Hunde, die momentan dort sind, in drei Gruppen ein. Grundlage für die Einteilung ist, wie einfach ein Hund im Umgang ist.
Hunde aus der grünen, also eher einfachen Gruppe, können auch gemeinsam Gassi gehen. Bei Malo ist das momentan nicht möglich. Doch unabhängig von der Einteilung sollte laut Martina Harr immer das Wohlergehen der Hunde an erster Stelle stehen: „Man übernimmt Verantwortung für ein Lebewesen.“
Diese Verantwortung möchte Martina Harr irgendwann permanent übernehmen und einen eigenen Hund haben. Ihr Ehrenamt im Tierheim ist für sie deshalb auch Übung und Recherche gleichzeitig. So kann sie sich bei ihrer eigenen Entscheidung später sicher sein, was für ein Hund für sie der Richtige ist. Und auch für Malo, ihren kleinen Löwen, wünscht sie sich, dass das richtige Herrchen oder Frauchen ihn findet.
Tierschutzverein Tierfreunde Filderstadt
Team
Um die Tiere im Tierheim Filderstadt kümmert sich ein achtköpfiges Team. Hinzu kommen zahlreiche ehrenamtliche Helfer, die beispielsweise mit den Hunden Gassi gehen. Es gibt jedoch vielseitige Möglichkeiten, sich einzubringen. So werden momentan beispielsweise freiwillige Helfer gesucht, die sich um Taubenschläge in Leinfelden kümmern.
Tiere
Beim Tierschutzverein Tierfreunde Filderstadt kommen nicht nur Hunde unter. Auch Katzen, Kaninchen und verschiedene Kleintiere werden aufgenommen. Wer an einer Adoption interessiert ist, kann auf der Website des Tierheims vorbeischauen: https://tierschutz-filderstadt.de.