Still sei sie, ja, aber als Heldin sehe sie sich nicht. Birgit Hörz ist sich auch Tage später nicht sicher, warum gerade sie ausgewählt wurde und eine Urkunde erhalten hat. Die hätten doch so viele andere aus ihrem Team auch verdient, findet die Bonländerin und zuckt mit den Schultern. Seit fünf Jahren schon ehrt die Bürgerstiftung Filderstadt jedes Jahr drei Menschen, die sich in der Stadt in besonderer Weise ehrenamtlich einbringen. Die „Stillen Helden“. Birgit Hörz ist diesmal dabei.
Geehrt wurde die 61-Jährige für ihren Einsatz in der Mensa des Elisabeth-Selbert-Gymnasiums in Bernhausen. Dort werden täglich bis zu 300 Essen sowie unzählige Pausenbrötchen für die Schülerschaft zubereitet – alles von Ehrenamtlichen. 2022 hat diese Einrichtung ihr 25-Jahr-Jubiläum gefeiert. Seit etwa 14 Jahren wird in einer eigenen Küche selbst gekocht, zuvor war das Essen geliefert worden. Gestemmt wird alles von einem Team von mehr als 150 Freiwilligen. Die Koordination läuft über einen Verein. Hauptsächlich Frauen bringen sich in der Mensa ein.
Birgit Hörz ist eine von ihnen. „In meinem Team gibt es viele, die sind sicher auch schon 20 Jahre dabei“, sagt sie. Dennoch ist ihre Rolle durchaus eine herausragende. Birgit Hörz wirkt vor allem im Hintergrund. Das Organisatorische liegt ihr. Ein Hygienekonzept erstellen, Mitarbeiterwerbung, Flyer gestalten, sich über Allergene erkundigen, Einsätze planen, Essensbestellungen aktualisieren, Schürzen für neue Mitstreiter besticken lassen – es sind viele kleine Dinge, die anfallen. „Wir hatten mal ein Kind mit Diabetes, da habe ich der Mutter die Broteinheiten ausgerechnet“, sagt Birgit Hörz.
Jahrelang habe sie zudem fix jeden Montag Schichten geschoben. „Jeder macht das, was er gern macht“, aber ist Not am Mann, hilft Brigit Hörz auch anderweitig mit. Gerade gestern erst sei sie für zwei Stunden spontan zum Spülen angerückt. „Ich schmier’ auch Weckle“, sagt sie. Freiwillige Aufgaben sind Birgit Hörz nicht fremd. Die Elternvertretung im Kindergarten oder in der Grundschule hat sie vor Jahren übernommen, auch in der Kirche oder bei Weihnachtsaktionen hat sie mitgemacht. Die Mensa ist allerdings ihr Dauerbrenner.
Das Skurrile: Eigentlich hat Birgit Hörz mit dem Kochen gar nicht viel am Hut. „Das ist nicht unbedingt meins. Vor allem nicht in diesen Mengen“, sagt sie. Warum dann dieses Ehrenamt? „Ich habe halt nach irgendwas gesucht. Ich kann ja nicht nur daheim hocken und vor mich hingucken.“ Eine Anzeige im Amtsblatt habe sie animiert, drei der vier Kinder hätten damals das ESG besucht. Und überhaupt: „Wir haben zu dem Zeitpunkt, als ich angefangen habe, noch gar nicht gekocht“, sagt sie lachend, anfangs habe sich die Tätigkeit auf die Zubereitung von Salaten und Nachtisch beschränkt.
Ihre vier Kinder sind dem ESG längst entwachsen. „2011 hat die Letzte ihr Abi gemacht“, sagt sie. Ans Aufhören denkt Hörz dennoch nicht. „Es läuft und es macht Spaß“, sagt sie. Mit vielen der Mensafrauen, wie sie ihre Mitstreiterinnen nennt, sei sie befreundet. Entsprechend betont sie: Die Auszeichnung als „Stille Heldin“ nimmt sie stellvertretend fürs Team an, „auf jeden Fall“.
Filderstädterinnen des Jahres
Heldinnen
Die Bürgerstiftung Filderstadt hat zum fünften Mal die Ehrung „Filderstädter des Jahres -Stille Helden“ verliehen. Die Auszeichnung geht dieses Jahr an drei Frauen. Wir stellen in loser Reihenfolge die Preisträgerinnen vor, die sich alle in besonderer Weise ehrenamtlich engagieren.
Ehrung
Die Bürgerstiftung hatte die Frauen im Rahmen des Neujahrsempfangs der Stadt Filderstadt geehrt.